Waldarbeiten im Backnanger Herrenhölzle geplant
In dem kleinen Waldstück bei Sachsenweiler sollen insgesamt 800 Festmeter Holz entnommen werden. Das ist der erste größere Eingriff seit Jahrzehnten. Da es bei einem ähnlichen Eingriff vor zwei Jahren in dem nahe gelegenen Wald Schneckenbühl Ärger mit den Bürgern gegeben hat, erklären die Förster bei einer Begehung vorab die Pläne.
Von Kristin Doberer
Backnang. Läuft man aktuell durch das Waldstück Herrenhölzle bei Sachsenweiler, fällt einem schnell auf, dass auf so einigen Bäumen Markierungen zu sehen sind – häufig sind es rote Striche auf den Bäumen, diese zeigen den Forstarbeitern später, dass der Baum gefällt werden soll. Denn in dem kleinen Wäldchen stehen demnächst forstwirtschaftliche Arbeiten an. Auf den etwa 8,5 Hektar sollen rund 800 Festmeter Holz gemacht werden. Das haben Mitarbeiter von ForstBW interessierten Anwohnern bei einer Waldbegehung erklärt.
ForstBW ist hier für den Staatswald zuständig, geplant ist, dass etwa Mitte Oktober mit den Fällarbeiten begonnen wird. Der Boden sei aktuell noch sehr trocken, das wolle man nutzen, um bei den Arbeiten möglichst wenig Spuren im Waldboden zu hinterlassen, erklärt Revierleiter Hans-Joachim Bek. Er geht davon aus, dass die Maßnahme etwa zwei bis drei Wochen in Anspruch nehmen wird. Ein sogenannter Harvester, also ein Vollernter, kann in dem Bereich nämlich nicht eingesetzt werden. Der Grund: „Die Bäume sind zum einen zu wertvoll. Und manche sind vom Durchmesser her auch zu groß.“ Denn das Herrenhölzle ist kein junger Wald, zum Teil werden auch Bäume gefällt werden, die schon über 100 Jahre alt sind.
Zukunftsbäume sollen im Kampf um Wasser und Licht gefördert werden
Für die anstehenden Arbeiten gibt es mehrere Gründe. Zum einen habe es seit mindestens 20, vermutlich sogar eher 30 Jahren keinen größeren Eingriff mehr in dem Waldstück gegeben. Nur 2014 seien am Waldrand Bäume gefällt worden, um ein Ausbreiten auf eine danebenliegende Streuobstwiese zu vermeiden, sagt Bek. Zuvor wurde dort zuletzt 2002 Holz gemacht, „und das nur in einem kleinen Teilbereich“, so Bek. In all dieser Zeit sei aber einiges gewachsen, mit etwa 1200 Festmetern Zuwachs rechnet Simon Weise, stellvertretender Leiter des Forstbezirks Schwäbisch-Fränkischer Wald. Man werde also deutlich weniger Holz ernten, als in den vergangenen Jahrzehnten dazugekommen sei.
Dass man den Wald sich nicht einfach vergrößern lässt, wie es einer der Anwohner bei der Waldbegehung fordert, das liege auch daran, dass man bestimmte Baumarten gezielt fördern will. In diesem Fall ist es ein Ziel, die Eiche zu erhalten. Diese sei in sogenannten Erholungswäldern besonders gefragt. Die Eiche werde im Herrenhölzle aber bedroht, zum einen wenn danebenstehende Bäume in die Kronen hineinwachsen. Zum anderen herrsche auch ein allgemeiner Kampf um das Wasser, gerade wenn es wie in den vergangenen Jahren lange Trockenperioden gibt. Konkurrierende Bäume sollen also gefällt werden, um bestimmten Bäumen die besten Voraussetzungen zu bieten. Eigentlich, so Bek, müsse man das in jungen Wäldern etwa alle fünf Jahre angehen, in älteren wie dem Herrenhölzle alle zehn Jahre.
Außerdem müssten einige Bäume auch deshalb weichen, weil sie bereits einen Schaden davongetragen haben. Zum Teil betrifft das auch über 100 Jahre alte Bäume, deren Kronen von Stürmen komplett abgerissen wurden, und zum Teil sind es Bäume, die im Konkurrenzkampf um Wasser, Licht und Platz einfach schon verloren haben und deren Äste und Kronen bereits jetzt schlecht aussehen. Auch viel Käferholz werde aktuell gefällt. „Die Fichte kann sich hier nicht mehr halten, die wird einfach weggefressen“, sagt Bek. So werden Bäume, die in den kommenden Jahren aufgrund des Klimawandels in der Region ohnehin keine Chance haben, nicht mehr begünstigt. Vielmehr wollen die Förster versuchen, in die Wälder eine vielfältige Mischung von Bäumen zu bringen, um das Risiko zu streuen. Diese Erklärungen reichen einigen Anwohnern aber nicht aus. „Der Einschlag ist hier viel zu stark“, meint zum Beispiel Gerhard Seiter. Man gehe auf die Buchen los, auch aus finanziellem Antrieb, wirft er den Mitarbeitern des Staatswalds vor. „Das Monetäre spielt beim Erstellen der Forstbetriebsplanung kaum eine Rolle“, betont Simon Weise. Die Mitarbeiter von ForstBW machen aber keinen Hehl daraus, dass sie das teils sehr wertvolle Holz aus Sachsenweiler auch gut verkaufen werden: „Wir sind ein Betrieb, wir müssen wirtschaftlich arbeiten. Deshalb wollen und müssen wir einen Teil des Zuwachses auch regelmäßig nutzen“, so Bek. Trotzdem werden die Bäume nicht nach Zufallsprinzip oder aus rein monetären Gründen gefällt. Auch von einem Kahlschlag könne keine Rede sein.
Schneckenbühl zwei Jahre nach dem Hieb begutachtet
Das Thema ist mit viel Emotionalität verbunden, das zeigte sich bereits vor zwei Jahren, als es einen ähnlichen Hieb etwa 500 Meter entfernt im Schneckenbühl gegeben hatte. Damals waren einige Anwohnerinnen und Anwohner aus Sachsenweiler auf die Barrikaden gegangen. Um sich anzuschauen, wie es zwei Jahre danach in dem Waldstück aussieht, ist die Gruppe Interessierter auch am Schneckenbühl vorbeigegangen. Von den Rückegassen sehe man kaum noch etwas, der Wald sei hier aber eben nicht mehr so dicht und dunkel wie vor dem Hieb.
Das Herrenhölzle kam übrigens auch im Backnanger Gemeinderat, dessen Sitzung am Donnerstagabend zeitgleich mit der Waldbegehung stattfand, zur Sprache. Hier zeigten sich einige Räte unglücklich über die zeitliche Überschneidung. Deshalb soll nun wohl eine weitere Waldbegehung für die Stadträte organisiert werden.