Kanada im Klimawandel
Waldbrände machen Kanada zu einem der größten CO2-Emittenten
Feuerwehrleute kämpfen derzeit in mehreren kanadischen Provinzen verzweifelt gegen hunderte Waldbrände. Die Rekord-Emissionen durch die Feuer 2023 hat Kanada zu einem der vier größten Kohlendioxid-Verursacher werden lassen.
Von Markus Brauer/AFP
Die Waldbrände in Kanada im vergangenen Jahr haben das Land laut einer neuen Studie zu einem der vier Staaten mit den weltweit höchsten Treibhausgasemissionen gemacht.
Anhand von Satellitendaten über die Rauchfahnen der zwischen Mai und September 2023 wütenden Brände ermittelten die Forscher, dass dabei 2371 Megatonnen Kohlendioxid und Kohlenmonoxid freigesetzt wurden, wie aus einer in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichten Studie hervorgeht.
Carbon emissions from the 2023 Canadian wildfires exceeded the annual fossil fuel emissions of seven of the ten largest emitting countries in 2022, according to a study in @Nature. https://t.co/9rQxGYnGpmpic.twitter.com/nDkMCywhBn — Nature Portfolio (@NaturePortfolio) August 28, 2024
Vom elften auf vierten Rang der größten Kohlendioxid-Emittenten
Kanada stieg demnach vom elften Rang der weltweit größten Kohlendioxid-Emittenten auf den vierten Platz. Nur China, die USA und Indien lagen noch davor.
Im vergangenen Jahr hatte es zahlreiche Waldbrände in Kanada gegeben, bei denen 15 Millionen Hektar – etwa vier Prozent der gesamten Waldfläche im Land – verbrannten. Mehr als 200 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
In diesem Jahr hat sich die Waldbrandsituation in dem Land zwar etwas beruhigt, ist in einigen Regionen jedoch nach wie vor katastrophal. So wurde die bei Touristen beliebte Kleinstadt Jasper im Westen des Landes im Juli teilweise zerstört. Insgesamt mussten rund 25 000 Einwohner und Touristen vor dem Feuer fliehen.
Nach Angaben der zuständigen Behörde CIFFC (Canadian Interagency Forest Fire Center) gibt es derzeit über 800 aktive Brände – 223 davon sind außer Kontrolle. Betroffen von den Flammen ist demnach auch der bei Touristen beliebte Jasper-Nationalpark im Westen des Landes. Dort brennt es seit Wochen.
Was sagen Experten über die Intensität der Waldbrände?
Dem Feuerökologen Johann Georg Goldammer zufolge sagen Fachleute für Kanada schon seit Jahrzehnten vermehrte Brände voraus. „Das ist vorprogrammiert durch die Austrocknung der Böden, der Wälder und der Feuchtgebiete.“ In nördlichen Breiten gebe es in vielen Gebieten eine Grundwasserabsenkung.
„Früher gab es Feuerrückkehr-Intervalle von 300 bis etwa 900 Jahren“, so Goldammer weiter. Belege dafür seien in Jahrringen von Bäumen und den datierbaren Ablagerungen von Holzkohle zu finden. „Wir sehen jetzt schon eine erhebliche Verkürzung dieser Intervalle.“
Klima in Kanada verändert sich durch Wetterextreme
„Wir hatten in Kanada ein Klima, das vorwiegend kalt und feucht war“, erklärt Goldammer, der das Zentrums für Globale Feuerüberwachung am Max-Planck-Institut für Chemie und an der Universität Freiburg leitet. Das verändere sich vor allem durch die Wetterextreme.
„Die Ausreißer wie längere Dürreperioden sind entscheidend. Sie versetzen den Wald in höhere Brennbereitschaft.“ Weitere Faktoren seien die Dauer der Schneeauflage, die Niederschlagsverteilung und die Temperatur. Kurzfristig spiele zudem Wind eine ganz wichtige Rolle.
Anderswo sind Experten ebenfalls nicht überrascht: „Eines ist klar: Der Klimawandel verstärkt extreme Wetterereignisse“, betont auch Ruben del Campo, Sprecher des spanischen Wetterdienstes Aemet.
Ist das Ausmaß der Brände außergewöhnlich?
Kanada kämpft in diesem Jahr schon sehr früh gegen Waldbrände in mehreren Teilen des Landes. Waldbrände sind in vielen Teilen Kanadas ein jährlich auftretendes Phänomen, bei dem auch immer wieder Menschen in Sicherheit gebracht werden müssen.
Der entscheidende Grund für die Zunahme der Feuer dürfte im Klimawandel zu suchen sein. In den Prärieprovinzen im Westen Kanadas stieg die Durchschnittstemperatur nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Klimawandel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 1,9 Grad Celsius.