Neuer Direktor ändert CIA-Einschätzung

War Corona doch ein Labor-Unfall?

Ist das Coronavirus von einem Tier auf den Menschen übergesprungen oder kommt es aus einem chinesischen Labor? US-Geheimdienste sind unentschlossen. Trumps neuer CIA-Direktor geht das Thema an.

Zoonose oder Laborunfall? Für den neuen CIA-Chef Jon Ratcliffe ist die Sache glasklar.

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Zoonose oder Laborunfall? Für den neuen CIA-Chef Jon Ratcliffe ist die Sache glasklar.

Von Markus Brauer/dpa

Der neue Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, John Ratcliffe, hat als eine seiner ersten Amtshandlungen die Einschätzung seiner Behörde zum Ursprung des Coronavirus geändert. Diese geht nun von einer Laborpanne aus.

„Die CIA schätzt mit geringem Vertrauen ein, dass ein forschungsbedingter Ursprung der Covid-19-Pandemie auf der Grundlage der verfügbaren Berichte wahrscheinlicher ist als ein natürlicher Ursprung“, heißt es in einer Mitteilung. Man untersuche aber weiter den Ursprung des Virus.

New CIA Assessment released under CIA Director Ratcliffe: COVID origins likely from lab leak.I agree!I trust @JohnRatcliffe to continue pursuit of the hard truth. The American people deserve nothing less. pic.twitter.com/rUyuMHiF6L — Morgan Griffith (@RepMGriffith) January 25, 2025

Ratcliffe ist frisch vereidigt

Die CIA hatte zuvor die Position vertreten, dass es nicht ausreichend Informationen gebe, um zu beurteilen, ob das Virus von einem Tier auf einen Menschen übergesprungen sei oder auf eine Panne in einem chinesischen Labor zurückgeht.

Ratcliffe dagegen hatte in der Vergangenheit die Labortheorie vertreten und Peking vorgeworfen, den Ursprung des Virus zu verschleiern. Der ehemalige Kongressabgeordnete aus Texas war in der ersten Amtszeit des Republikaners Trump als Geheimdienstkoordinator tätig. Die Demokraten warfen Ratcliffe damals unter anderem vor, seine Position für politische Zwecke zu missbrauchen. Er wurde am Donnerstag (24. Januar) vereidigt.

Bidens Regierung wollte sich nicht festlegen

Unter den US-Geheimdiensten herrscht Uneinigkeit über den Ursprung des Virus. Einige US-Behörden sind nach wie vor der Ansicht, dass das Virus wahrscheinlich auf natürliche Weise übertragen wurde, andere sind unentschlossen oder gehen von einer Laborpanne aus.

Die US-Regierung unter Trumps demokratischem Vorgänger Joe Biden betonte immer wieder, dass es über die Entstehung des Coronavirus noch keine einheitliche Auffassung innerhalb der Regierung gebe. Trump gibt sich hingegen überzeugt, dass das Virus auf eine Panne in einem Labor der chinesische Stadt Wuhan zurückgehe. China hat Vorwürfe zu einem möglichen Laborunfall stets zurückgewiesen.

„Wahrscheinlich durch einen Labor- oder Forschungsunfall aufgekommen“

Im Dezember 2024 hatten US-Abgeordnete nach einer zweijährigen Untersuchung zum Ursprung der Corona-Pandemie einen offiziellen Bericht vorgelegt, der die Theorie eines Laborunfalls in China belegen soll.

Das Virus SARS-CoV-2 sei „wahrscheinlich durch einen Labor- oder Forschungsunfall aufgekommen“, heißt es in dem 520-seitigen Bericht eines Unterausschusses des Repräsentantenhauses. Das Gremium stützt seine Erkenntnisse auf 30 Befragungen sowie die Sichtung von mehr als einer Million Seiten an Dokumenten.

Gentechnische Veränderung im Labor?

US-Bundesbehörden, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Wissenschaftler auf der ganzen Welt kommen hinsichtlich des Ursprungs des Coronavirus zu ganz unterschiedlichen Schlussfolgerungen: Die meisten von ihnen gehen davon aus, dass sich das Virus ausgehend von Wildtieren in China verbreitet hat.

Eine Untersuchung des US-Geheimdienstes ergab dagegen im vergangenen Jahr, dass das Virus möglicherweise gentechnisch verändert wurde und aus einem Labor in Wuhan entwichen ist. Dort waren die ersten Infektionen mit dem Coronavirus bei Menschen aufgetreten.

Studie: Corona-Virus stammt wohl von Wildtieren

Im September 2024 hatten Forscher eine Studie im Fachmagazin „Cell“ veröffentlicht, in der sie die gegenteilige These vertraten. Sie lieferten weitere Hinweise darauf, dass das Virus ursprünglich von Wildtieren stammt, die auf dem Markt der chinesischen Millionenmetropole Wuhan gehandelt wurden, und dass es nicht aus einem in der Stadt befindlichen Labor entkam.

Studienautor Michael Worobey von der University of Arizona in Tuscon deutet die Resultate als starke Indizien dafür, dass die Pandemie ursprünglich von Wildtieren ausging. Die Studie sei das letzte Stück in einem Puzzle, dessen Bild ohnehin bereits recht deutlich gewesen sei, erklärt der Virologe.

Worobey beschreibt das wahrscheinlichste Szenario: „Wildtiere mit Viren mitten in Großstädten mit hoher Bevölkerungsdichte mit Menschen in Kontakt zu bringen, zählt zu den riskantesten Dingen, die man tun kann.“ Zwar habe nicht jedes Virus das Potenzial, eine Pandemie zu verursachen, aber potenziell sei dies, wie „einen Funken an ein Pulverfass“ zu legen.

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Erstellt:
26. Januar 2025, 16:46 Uhr

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