Mega-Hurrikan nimmt Kurs auf Florida

Warnungen vor „Milton“ werden immer dramatischer

Hurrikan „Milton“ trifft an der Westküste Floridas bald auf Land. Dort richtete erst vor wenigen Tagen ein Hurrikan „Helene“ schweren Schaden an. Nun droht erneut Zerstörung.

Dieses Satellitenbild der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zeigt den Hurrikan „Milton“, der die Tampa Bay in Florida im Visier hat.

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Dieses Satellitenbild der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) zeigt den Hurrikan „Milton“, der die Tampa Bay in Florida im Visier hat.

Von Markus Brauer/dpa

Rund anderthalb Wochen nach „Helene“ rüstet sich der US-Bundesstaat Florida für den nächsten gefährlichen Hurrikan. „Milton“ hat vor der Westküste Floridas im Golf von Mexiko an Stärke gewonnen und ist nun ein Hurrikan der höchsten Kategorie 5 mit anhaltenden Windgeschwindigkeiten von bis zu rund 285 Kilometern pro Stunde.

8:05 AM CDT Monday Update: Milton rapidly intensifies into a category 4 hurricane. The maximum sustained winds have now increased to 150 mph (240 km/h) and the minimum pressure has fallen to 940 mb. pic.twitter.com/wlJXbB5lkr — National Hurricane Center (@NHC_Atlantic) October 7, 2024

„§xtrem ernsthafte“ Bedrohung für Florida

Am Mittwoch (9. Oktober) soll „Milton“ in dem US-Bundesstaat auf Land treffen. Der Sturm stelle eine „extrem ernsthafte“ Bedrohung für Florida dar und sei lebensbedrohlich, teilen die Behörden mit. US-Medien zufolge ist „Milton“ einer der stärksten Hurrikane in der Geschichte der Hurrikansaison im Atlantik.

Meteorologen gehen davon aus, dass der Sturm als Hurrikan der Kategorie 3 mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 209 Kilometern pro Stunde die Golfküste des Sonnenscheinstaates treffen wird. Trotz der abnehmenden Stärke bleibt „Milton“ gefährlich, denn es wird erwartet, dass er an Größe zunimmt und so ein ausgedehntes Gebiet betroffen sein wird. Besonders gefährdet sind die Städte Naples, Fort Meyers und Tampa.

 

 

 

 

Rekordverdächtiger Sturm

„Milton“ habe das Potenzial, einer der zerstörerischsten Hurrikane zu werden, die jemals in dieser Region verzeichnet wurden, erklärt das Nationale Hurrikanzentrum. Normalerweise trockene Gebiete in Küstennähe könnten durch das ansteigende Wasser überschwemmt werden. Es sei mit Sturmfluten mit Pegelständen von bis zu fünf Metern und zerstörerischen Winden zu rechnen.

„Verschwinden Sie so schnell wie möglich. Warten Sie nicht“, warnt die Bürgermeisterin der Stadt Tampa, Jane Castor. Während „Helene“ hauptsächlich Wasser gebracht habe, werde „Milton“ auch heftigen Wind bringen.

 

 

 

 

Flughäfen schließen vorsorglich

Flughäfen in Florida kündigten an, den Flugverkehr absehbar einzustellen. Der Flughafen in Tampa etwa will ab Dienstag (8. Oktober) schließen, der in Orlando am Mittwoch. Das Weiße Haus kündigte Unterstützung für Florida an.

US-Präsident Joe Biden erklärte für den Bundesstaat Florida den Notstand. Dadurch werden Mittel des Bundes zur Unterstützung in den betroffenen Regionen freigegeben.

Gerade erst von „Helene“ getroffen

Florida kämpft immer noch mit Schäden, die Hurrikan „Helene“ hinterlassen hat. Vor rund anderthalb Wochen war „Helene“ als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie im Nordwesten Floridas auf Land getroffen. Der Sturm schwächte sich dann ab, sorgte auf seinem Weg Richtung Norden aber für schwere Überschwemmungen und Zerstörung.

Weit mehr als 200 Menschen in sechs Bundesstaaten kamen nach übereinstimmenden Medienberichten ums Leben – in Florida, Georgia, North Carolina, South Carolina, Tennessee und Virginia.

 

 

 

 

Hurrikansaison noch bis Ende November

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Die zunehmende Erderwärmung erhöht Experten zufolge die Wahrscheinlichkeit starker Stürme. Die Hurrikansaison beginnt im Atlantik am 1. Juni und dauert bis zum 30. November. Die Stürme werden in alphabetischer Reihenfolge benannt.

 

 

 

 

Warum Wirbelstürme immer stärker werden

Die Stärke tropischer Wirbelstürme in den vergangenen Jahren sprengt nach Ansicht von anderen Forschern die derzeit übliche Hurrikan-Windskala. Bislang reicht diese bis zur Kategorie 5, die Wirbelstürme mit Windgeschwindigkeiten ab 70 Metern pro Sekunde umfasst.

In den vergangenen Jahren hätten jedoch mehrere tropische Wirbelstürme eine Windstärke von über 86 Metern pro Sekunde gehabt, schreibt ein Wissenschaftlerteam in den „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). Das entspricht über 309,6 Kilometern pro Stunde.

Forscher: Neue Sturm-Kategorie 6 nötig

Eine Analyse von Daten aus den Jahren 1980 bis 2021 ergab demnach, dass fünf Stürme in die neue hypothetische Kategorie 6 eingestuft worden wären. Alle diese Stürme seien in den letzten neun Jahren der Datenreihe aufgetreten, schreiben Michael Wehner vom Lawrence Berkeley National Laboratory in Berkeley und James Kossin von der University of Wisconsin–Madison.

Ein Grund für die Steigerung sei der Klimawandel und der damit einhergehende Anstieg der Meerestemperaturen. Dieser liefere zusätzliche Wärmeenergie für die Hurrikans, die somit stärker werden könnten.

Extreme Stürme kein Einzelfall mehr

Ältere Klimamodellierungen ergaben nach Auskunft der Forscher, dass das Risiko von Wirbelstürmen der hypothetischen Kategorie 6 in der Region der Philippinen um 50 Prozent steigt, wenn die globale Erwärmung 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegt. Im Golf von Mexiko verdopple sich die Zahl dann sogar.

In der Vergangenheit sei bereits vorgeschlagen worden, dass der besonders zerstörerische Tropenwirbelsturm „Haiyan“ in eine Kategorie 6 aufgenommen werden sollte, erläutert das Team. „Aber ‚Haiyan‘ scheint kein Einzelfall zu sein.“

Die Forscher plädieren für eine Änderung der derzeit üblichen Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala, mit einer Kategorie 5 für Spitzenwindgeschwindigkeiten von 70 bis 86 Metern pro Sekunde und einer zusätzlichen Kategorie 6 darüber.

Info: Saffir-Simpson-Hurrikan-Wind-Messskala

Messskala Die Saffir-Simpson-Hurrikan-Wind-Messskala wurde in den frühen 1970er-Jahren in den USA eingeführt. Seit 2010 werden die Winde in zehn Metern Höhe gemessen. Während Wirbelstürme sehr langsam ziehen, sind ihre rotierenden Winde sehr schnell.

Klassifizierung Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Offenbach dient die Saffir-Simpson- Hurrikanskala Klassifizierung von Hurrikanen. Die beiden Meteorologen Herbert Saffir und Bob Simpson hatten sie im Jahr 1969 beim U.S. National Hurrikan Center eingeführt. Die Skala ist in fünf Kategorien eingeteilt und gibt Auskunft über:

  • Windgeschwindigkeit
  • Luftdruck
  • Anstieg
  • Wasserspiegel

Kategorien

  • Tropische Depression: 46-62 km/h
  • Tropischer Sturm: 63-118 km/h
  • Kategorie 1 (schwach): 119-153km/h
  • Kategorie 2 (mäßig): 154-177 km/h• Kategorie 3 (stark): 178-208 km/h
  • Kategorie 4 (sehr stark): 209-251 km/h
  • Kategorie 5 (verwüstend): mehr als 251km/h

Mögliche Schäden

  • Kategorie 1: Schäden an Bäumen, Wohnwagen, mögliche Überschwemmungen von Küstenstraßen und leichte Schäden an Hafenanlagen.
  • Kategorie 2: Bäume knicken um, stärkere Schäden an Wohnwagen, Beschädigungen an Dächern, Fenstern und Türen von Gebäuden.
  • Kategorie 3: Strukturelle Schäden an kleineren Gebäuden, große Bäume werden umgeknickt, Überflutungen in Küstennähe.
  • Kategorie 4: Starke Schäden an Wänden und Dächern von größeren Gebäuden, alle Bäume und Sträucher werden umgeweht, Küstengebiete, die niedriger als 3 m über dem Meeresspiegel liegen, werden überflutet.
  • Kategorie 5: Häuser und Brücken werden zerstört, kleine Gebäude vollständig um- oder weggeweht, Schiffe werden Hunderte von Metern an Land geworfen. Küstengebiete niedriger als 5 Meter über dem Meeresspiegel sind bis 16 Kilometer landeinwärts überschwemmt.

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Erstellt:
8. Oktober 2024, 12:51 Uhr

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