Asien-Aufenthalt
Warum Alice Weidel sechs Jahre in China verbrachte
Wirtschaftsliberal, lesbisch, kosmopolitisch: Bei außenpolitisch interessierten Chinesen ist AfD-Chefin Alice Weidel eine bekannte Persönlichkeit. Aber was trieb die Ökonomin in jungen Jahren nach Asien und wie steht sie heute zu China?
Von Michael Maier
Derzeit führt Alice Weidel ein Leben zwischen Deutschland und der Schweiz. Nachdem sie als promovierte Volkswirtin eine Zeit lang als selbstständige Unternehmensberaterin tätig war, hat sie sich ganz der Politik verschrieben. Eine prägende Zeit verbrachte die AfD-Kanzlerkandidatin, die am 6. Februar ihren 56. Geburstag feiert, in Asien.
Nach dem Studium arbeitete Alice Weidel unter anderem für die Investmentbank Goldman Sachs und im Vorstandsbüro der Vermögensverwaltungsgesellschaft Allianz Global Investors an Orten wie Frankfurt am Main, Shanghai und Hongkong. „Eine ihrer Auslandsstationen war China, wo sie insgesamt sechs Jahre tätig war“, heißt es in der Munzinger-Biografie.
Managerin und Unternehmensberaterin Alice Weidel
Ab 2013 war Weidel dann im Management des Nahrungsmittelkonzerns Heristo AG in Bad Rothenfelde angestellt, ehe sie sich 2014 als Unternehmensberaterin für Start-ups selbstständig machte.
Weidel spricht Chinesisch
Aus der Zeit in China besitzt sie gute Mandarin-Kenntnisse, und ein tiefgreifendes Verständnis für die asiatische Wirtschaft. Parallel zu ihrer Beratertätigkeit bei der Allianz promovierte sie an der Universität Bayreuth zum chinesischen Rentensystem.
Die Dissertation, die sie als Stipendiatin der Konrad-Adenauer-Stiftung verfasste, wurde 2011 mit „summa cum laude“ ausgezeichnet. Spätere Prüfungen von Plagiatsjägern verliefen weitgehend ergebnislos. Allerdings war die Rede von möglichen „fragmentierten Plagiaten“ in der Arbeit. Ihren Doktortitel durfte Weidel behalten.
Alice Weidel im biografischen Handbuch des Bundestags
Im biografischen Handbuch des Bundestags schreibt Weidel über sich selbst: „Als Analystin und Vice President in der Kapitalanlageberatung und im Vorstandsbüro von führenden Finanzunternehmen beschäftigt; Leitung Beteiligungsmanagement und Erschließung neuer Märkte für eine international tätige Unternehmensgruppe der Nahrungsmittelindustrie; mehrjährige Auslandserfahrung in Asien mit Fokus auf China sowie in Europa und USA; Mitgründung, Beratung und Aufbau von Start-up-Unternehmen.“
Fakten zu Alice Weidel
- Geboren am 6. 2. 1979 in Gütersloh
- Tochter des selbstständigen Möbel- und Antiquitätenhändlers Gerhard Weidel und der Hausfrau Margitta Weidel
- Voller Name: Alice Elisabeth Weidel
- Doppelstudium in VWL (Dipl.-Volkswirtin) und BWL (Dipl.-Kauffrau) in Bayreuth
- Promotion 2011 über die Zukunft des chinesischen Rentensystems (Magna cum laude)
- Doktorandenstipendum der Konrad-Adenauer-Stiftung
- Forschungsaufenthalt in China mit DAAD-Förderung
- Arbeitete für Goldman Sachs, die Allianz und als selbstständige Unternehmensberaterin
- Seit 2013 Mitglied der AfD
- Seit 2017 Mitglied des Bundestags
- Seit 2022 Co-Bundesvorsitzende der AfD zusammen mit Tino Chrupalla
- Lebt mit Partnerin Sarah Bossard und zwei Kindern
Was sagt Alice Weidel zu China?
Alice Weidels außenpolitische Positionen zu China sind von einer gewissen Ambivalenz geprägt. Einerseits warnt sie vor zu großer wirtschaftlicher Abhängigkeit Deutschlands von China und kritisiert chinesische Übernahmen deutscher Unternehmen und Infrastruktur. Sie fordert mehr Schutz für deutsche Technologie und Know-how und thematisiert auch Menschenrechtsverletzungen in China.
Andererseits vertritt sie auch pragmatische Positionen: Sie spricht sich gegen einen kompletten Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen aus und betont die Bedeutung Chinas als Handelspartner für die deutsche Wirtschaft. Dabei befürwortet sie einen „realistischen“ Umgang mit China statt einer ideologischen Konfrontation und warnt vor einer zu starken Anlehnung an die US-amerikanische China-Politik. Inzwischen nimmt Weidel skeptischere Position gegenüber China ein als früher – zeigt sich jedoch zunehmend unkritischer gegenüber den USA mit Donald Trump und Elon Musk.