Seltenes Fundstück aus dem All
Warum der Meteorit „Ribbeck“ nach faulen Eiern stinkt
Im Januar fiel ein Meteorit in Brandenburg auf die Erde. Eine Studie stellt nun Details zu den gut 200 Bruchstücken vor. Und sie gibt eine Erklärung dafür, warum diese einen so intensiven Geruch verströmen.
Von Markus Brauer/dpa
Der Meteorit, der im Januar in der Nähe von Berlin auf die Erde stürzte, ist etwa 4,5 Milliarden Jahre alt und gehört der seltenen Klasse der Aubriten an. Das berichtet ein internationales Forschungsteam unter Leitung deutscher Forscher im Fachblatt „Meteoritics & Planetary Science“. Die Gruppe hat auch eine Erklärung dafür, warum die Trümmerstücke intensiv nach faulen Eiern rochen.
Cosmic pears from the Havelland (Germany): Ribbeck, the twelfth recorded aubrite fall in history: https://t.co/2VkKjH83w7 -> Ribbeck’scher Meteorit aus dem Havelland ist 4,5 Milliarden Jahre alt: https://t.co/UNTO6UbdMi — Planetarium Bochum (@PlanetariumBO) August 2, 2024
Ein Feuerball am Himmel
Der winzige Asteroid 2024 BX1 war in der Nacht zum 21. Januar in der Nähe von Berlin verglüht und hatte dabei für ein spektakuläres Himmelsschauspiel gesorgt. Die Bruchstücke fielen im brandenburgischen Havelland zu Boden. Wissenschaftler und Sammler entdeckten danach zahlreiche Meteoriten.
Nun hat ein internationales Team unter Leitung von Forschern des Instituts für Planetologie der Universität Münster Einzelheiten zu dem Meteoriten bekannt gegeben, den sie nach der Fundstelle „Ribbeck“ tauften. Wie die Gruppe schreibt, sind 202 Bruchstücke mit einem Gesamtgewicht von 1,8 Kilogramm aufgefunden worden. Das Streufeld in der Nähe der brandenburgischen Ortschaften Ribbeck, Berge und Lietzow habe eine Größe von 1,5 mal 10 Kilometer gehabt.
Nasa kündigte Asteroideneintritt an
Die Suche nach Überresten des Himmelskörpers begann ungewöhnlich schnell, da die US-Raumfahrtagentur Nasa den Asteroideneintritt angekündigt hatte. Ohne davon zu wissen, hätten Wissenschaftler und Sammler während des Suchens allerdings zunächst vor einer Herausforderung gestanden, erklärt Erstautor Addi Bischoff.
„In der Regel hält man bei der Meteoritensuche nach schwarzen Steinen Ausschau. Aufgrund der Mineralogie und Zusammensetzung wiesen die Bruchstücke von Ribbeck aber keine durchgängig dunkle Schmelzkruste auf.“ Wahrscheinlich seien deshalb in den ersten Suchtagen zahlreiche Stücke übersehen worden, bis man diese Eigenart erkannt habe.
Meteorit mit Sonderstellung
Die Studie bestätigt, dass „Ribbeck“ zu der äußerst seltenen Meteoritenklasse der Aubrite gehört. Zu diesem Schluss war das Museum für Naturkunde Berlin ebenfalls im Februar nach Untersuchungen von mehr als 20 Proben gekommen. Weltweit seien gerade einmal zwölf Fälle von Aubriten bekannt.
Wobei „Ribbeck“ in seiner Klasse eine Sonderstellung einnehme. Das Gestein verfüge über einen außergewöhnlich hohen Anteil an Feldspäten, einem Mineral, das zur Gruppe der Silikate gehört.
Seltenes Gestein aus dem Weltall
Aubrite sind seltene Steinmeteorite, die nach dem ersten bekannten Fund im Jahr 1836 bei Aubres, einer südfranzösischen Gemeinde im Département Drôme in der Region Auvergne-Rhône-Alpesin, benannt. Sie ähneln einem grauen Granit und setzen sich vornehmlich aus den Magnesium-Silikaten, Enstatit und Forsterit zusammen. Ihr Eisengehalt ist dagegen eher gering.
Der Meteorit von Aubres hatte ein Gewicht von schätzungsweise etwa 800 Gramm und zerbrach beim Aufprall. Ein Schäfer fand am 14. September 1836 ein 567 Gramm schwerer Bruchstück, das sich einige Zentimeter tief in den Boden gebohrt hatte.
Wie Aubrit entsteht
Aubrit-Gestein entsteht, wenn Asteroiden kollidieren. Die dabei entstehende hohe Temperatur von circa 1600 Grad Celsius lässt die Gesteinsbrocken und ihre Bruchstücke miteinander verschmelzen. Weltweit wurden bisher rund 12 000 Aubrite entdeckt und katalogisiert.
Eine der größten Meteoritensammlungen befindet sich im Berliner Museum für Naturkunde. So konnte anhand zahlreicher Vergleichsexemplare auch der Berlin- Meteorit 2024 BX1 schnell bestimmt werden.
4,5, Milliarden Jahre alter Mutterkörper
Die Forschungsgruppe nimmt an, dass der Mutterkörper von „Ribbeck“ etwa 4,5 Milliarden Jahre alt ist und aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter stammt.
Zudem geben die Wissenschaftler auch eine Erklärung dafür an, warum die Bruchstücke intensiv nach Schwefelwasserstoff rochen - ein Geruch, der dem von faulen Eiern ähnelt. Chemische Reaktionen zwischen den Mineralphasen und der Feuchtigkeit, die durch Schnee und Tauwetter entstanden, haben diesen Geruch verursacht und die Mineralogie des Gesteins verändert.
Info: Asteroid, Meteorit, Meteor
Meteoriten Meteoriten nennt man die Brocken, die von einem Himmelskörper wie einem Asteroiden auf der Erdoberfläche ankommen.
Astronomische Objekte Meteoriten sind vergleichsweise winzige astronomische Objekte, die sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne befinden und zum Teil auch die Erdumlaufbahn kreuzen. Ihre Größe variiert von einigen Millimetern bis zu etlichen Metern. Damit sind sie größer als interplanetarer Staub, aber deutlich kleiner als Asteroiden. Sie stammen von Asteroiden, Kometen, Zwergplaneten oder Planeten und sind durch Einschlag, Zusammenprall oder planetarische Anziehungskräfte herausgelöst und ins Weltall geschleudert worden.
Meteore Meteoriten, die in die Erdatmosphäre eintauchen, werden Meteore genannt. Durch das Verglühen von Luft, geladenen Teilchen, Wasser und Schwebeteilchen entsteht das charakteristische Leuchten am Nachthimmel. Größere Leuchtphänomene heißen Feuerkugeln oder Boliden, kleinere Erscheinungen Sternschnuppen.