Sportbekleidung aus Bietigheim

Warum die Sportmode von Tabea Fischer ein gutes Gewissen macht

Tabea Fischer (29) aus Bietigheim hat nie die passende Sportmode gefunden. Also ist sie selbst aktiv geworden: Mit ihrem Start-up To the Top setzt die Jungunternehmerin auf Nachhaltigkeit.

Produziert nachhaltige Sportmode:  Tabea Fischer (re.) mit ihrer Markenbotschafterin, der Sportgymnastin Darja Varfolomeev aus Fellbach-Schmiden.

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Produziert nachhaltige Sportmode: Tabea Fischer (re.) mit ihrer Markenbotschafterin, der Sportgymnastin Darja Varfolomeev aus Fellbach-Schmiden.

Von Bettina Hartmann

Funktional, bequem, stylisch, dazu aber bitte langlebig, umweltschonend und fair produziert – auch in der Sportmode rückt das Thema Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt. Mehr und mehr Konsumenten interessieren sich dafür, wie, wo und woraus ihre Kleidung hergestellt wird. Sie wollen mit gutem Gewissen einkaufen. Diesen Nerv trifft die aus Bietigheim-Bissingen stammende Jungunternehmerin Tabea Fischer mit ihrem Start-up To the Top.

Sport habe in ihrem Leben schon immer eine große Rolle gespielt, sagt die 29-Jährige. Als Kind und Jugendliche trainiert sie im Schwimmverein, heute ist das Laufen ihre Leidenschaft: „Eine Runde jeden Morgen muss sein.“ Doch irgendwann merkt Fischer: „Eigentlich fehlt es immer an passender Sportbekleidung.“ Entweder gefallen ihr die Farben und Designs nicht. Oder es hapert an der Qualität, an der Nachhaltigkeit sowieso.

Tabea Fischer will mit ihrer Mode „nach oben“

„Mein Gedanke war daher, eine Kollektion mit ganzheitlichem Ansatz zu entwickeln. Bei der alles zu allem passt, die sitzt und gleichzeitig komfortabel, funktional und nachhaltig ist.“ Da sie das nirgends findet, zögert Fischer nicht lang: Sie gründet kurz nach ihrem 28. Geburtstag in ihrer Wahlheimat Hamburg das Start-up To the Top (ttt) mit Sitz in Ingersheim im Kreis Ludwigsburg. Der Name ist Programm: „Ich will an die Spitze – sportlich, persönlich und natürlich beruflich“, betont sie.

Dass sich die junge Frau dafür die Mode-Branche ausgesucht hat, verwundert nicht: Die Liebe dazu wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Ihr Urgroßvater Eugen Bezner gründete 1951 in Bietigheim den Bekleidungshersteller Olymp, heute der Marktführer in Sachen Herrenhemden in Deutschland. In das Familienunternehmen einzusteigen kam Tabea Fischer allerdings nicht in den Sinn – „und das ist auch künftig nicht geplant.“

Stattdessen studiert sie Mode- und Designmanagement in Berlin, macht Praktika, etwa bei Hugo Boss, und arbeitet nach Stationen in New York und Hongkong zuletzt drei Jahre beim Internet-Bekleidungshändler About You in Hamburg. Nun also die Selbstständigkeit.

ttt-Kleidung ist bequem und nachhaltig

Ihr Großvater Eberhard Bezner habe ihr beigebracht, dass es bei Kleidung um mehr als das äußere Erscheinungsbild geht, sagt Fischer. Entscheidend sei, wie man sich in einem Outfit fühlt. Daran glaube sie bis heute: „Die richtige Kleidung kann das Selbstbewusstsein stärken und dir die Kraft geben, dein Bestes aus die rauszuholen.“ Der Großvater habe ihr außerdem Sinn für Qualität vermittelt – ein Wert, der wieder an Bedeutung gewonnen hat, steht er doch unter anderem für Nachhaltigkeit.

Sportbekleidung von heute soll funktional und bequem sein, aber auch gut für die Gesundheit und das Klima. Allgemein gilt, wer ökologisch konsumieren will, sollte nicht ständig Neues kaufen. Das Motto stattdessen: weniger kaufen, dafür wertiger – und die Sachen dann auch länger tragen. Hier setzt Tabea Fischer an, mit einer kleinen Kollektion (bisher sind für Damen und Herren gut 60 Produkte im Programm), recycelten Materialien, fairen Arbeitsbedingungen, kurzen Wegen. „Die Produktion ist in Portugal, wo wir mit zwei Familienunternehmen zusammenarbeiten“, erzählt die Jungunternehmerin, deren Team in Deutschland inzwischen aus etwa zehn Mitarbeitern besteht.

Da in der Mode auch Optik zählt, sollen ihre Leggins, Shirts, Jacken und Sport-BHs farbenfroh und modern sein – und tauglich für alle Lebenslagen. „Ich wollte einen Dresscode, mit dem ich immer gut angezogen bin und mich wohl fühle, ob beim Sport, Einkaufen, in der Stadt, auf Reisen“, erzählt sie. Sportmode ist schließlich längst nicht mehr nur dem Training vorbehalten, sondern fester Bestandteil der Alltagsgarderobe geworden. Wichtig ist somit auch Komfort: weiches, leichtes, atmungsaktives, strapazierfähiges Material, das kaum Nähte hat – „hier drückt und scheuert nichts“, so Fischer.

All das hat seinen Preis. Eine Leggins kostet 159 Euro, der dazu passende Sport-BH 119 Euro, im Set kommt man auf 238 Euro. Aber günstiger gehe es nicht, wenn man auf Qualität und faire Arbeitsbedingungen achtet, sagt Tabea Fischer: „Ich möchte schließlich keine Billig- und Wegwerfprodukte schaffen, sondern Zeitloses, das jahrelang hält.“ Ihre Sets trage sie täglich, habe sie schon dutzende Male gewaschen – „trotzdem ist nichts verblasst oder ausgeleiert“.

Darja Varfolomeev als Markenbotschafterin

Da es in der Mode, vor allem bei Premiumprodukten, ohne Markenbotschafter kaum noch geht, hat Fischer längst „ihre“ Partnerin gefunden: Darja Varfolomeev (18), Sportgymnastin aus Fellbach-Schmiden, mit der sie seit Frühjahr 2024 zusammenarbeitet – „also schon bevor sie in Paris Olympiasiegerin wurde“. Einer der Gründe für die Kooperation: Varfolomeevs Biografie passe gut zu ihrer, findet Fischer. Beide hätte klare Vorstellungen, arbeiteten fokussiert auf ihre Ziele hin – und strebten „nach oben, to the top“.

Kooperation mit Breuninger

Pop-up-StoresTabea Fischers Sportmode ist derzeit in ihrem Online-Shop zu haben und im zu Olymp gehörenden Mode-Outlet Tracta in Ingersheim. Zudem gibt es Kooperationen mit gehobenen Kaufhäusern. Den Start machen Pop-up-Stores bei Breuninger – bis zum 15. März in Stuttgart, danach in Sindelfingen.

AutogrammstundeZwei Highlights stehen dabei in Stuttgart an: Am 1. März gibt Olympiasiegerin Darja Varfolomeev von 13 bis 16 Uhr Autogramme. Am 15. März individualisiert der Künstler Romulo Kuranyi, Bruder des ehemaligen VfB-Profis Kevin Kuranyi, ebenfalls von 13 bis 16 Uhr ttt-Kleidungsstücke mit seinen Pop-Art-Designs.

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Erstellt:
27. Februar 2025, 06:06 Uhr

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