BMW-Klassiker
Warum ein alter Sportwagen auf neuen Kraftstoff abfährt
Ein königlicher Automobilclub, ein 1971 gebauter BMW mit bayerischem Anstrich, dazu synthetischer Kraftstoff: das sind die Zutaten einer ungewöhnlichen Geschichte, die in Filderstadt beginnt.

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Der 54 Jahre alte BMW 3.0 CSL soll nach dem Willen seines berühmten Besitzers Symbol zur Stärkung der E-Fuel-Produktion werden.
Von Peter Stolterfoht
Leopold Prinz von Bayern ist gerade einmal zehn Jahre alt, als er den Grundstein für seine Motorsportkarriere legt. 40 Zigaretten stellt der kleine Nachfahre der Wittelsbacher Könige Ludwig I. und Ludwig II. dem Chauffeur in Aussicht, wenn er ihn ans Steuer lasse. Der Chauffeur, seines Zeichens Kettenraucher, beugt sich schweren Herzens der Bestechung und ebnet Leopold, genannt Poldi, so den Weg zur Rennfahrerkarriere in der DTM und in LeMans.
Sportwagen transportiert die Botschaft
Mit heute 81 Jahren ist Prinz Poldi immer noch begeistert vom Rennsport. Angetrieben wird er aber nicht mehr vom Erfolgshunger, sondern von der Überzeugung, dass synthetische Kraftstoffe, neben Batterie und Wasserstoff, ein wichtiger Beitrag zur CO2-neutralen Zukunft seien. Das hat er sich auf die königliche Fahne geschrieben, oder besser gesagt: auf die königliche Frontscheibe – am oberen Rand, schwarz auf weiß.
Es ist ein sehr ansehnliches Auto, das dem Prinzen als Überbringer seiner Botschaft dient. Ein BMW, Baujahr 1971, in oranger Originalfarbe, die den Namen „Inka 2“ trägt. 1973 wurde das Fahrzeug beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring von einem Privatteam eingesetzt. Den Sieg fuhr damals, im baugleichen BMW 3.0 CSL, die spätere Formel-1-Legende Niki Lauda ein.
Gekauft hat sich den Klassiker der sogenannte Royal Bobsleigh Automobil Club, dem neben Leopold Prinz von Bayern auch der Rennsportveteran Hans Herrmann angehört, außerdem Axel Watter, der mit seiner Familie eine Sportagentur in Filderstadt betreibt. Sie vereint die Überzeugung, dass man den synthetischen Kraftstoff nicht abschreiben und stattdessen als eines von mehreren Puzzleteilen für die Klimaneutralität verstehen sollte. Und mit dem 54 Jahre alten BMW wollen sie außerdem den Beweis antreten, dass die neuen E-Fuels auch für alte Fahrzeuge geeignet sind.
Ihren Kraftstoff beziehen die königlichen Automobilisten auch aus deutscher Produktion, er wurde von der Chemnitzer Firma CAC in Verbund mit der Technischen Universität Bergakademie im sächsischen Freiberg entwickelt. „Wenn genügend E-Fuel vorhanden wäre, könnten wir die Klimaziele kurzfristig einhalten“, sagt Marketing-Mann Axel Watter. Wenn die Produktion überall auf der Welt erst einmal richtig hochgefahren werden würde, ließen sich die E-Fuel-Kosten auch drastisch reduzieren, so Watter. Derzeit liegt der Preis bei 4,50 Euro pro Liter.
Wie ein Exponat aus der Art-Cars-Serie
Damit das Beweismittel auch einen auffälligen wie standesgemäßen Anstrich bekommt, wurde der Lackdesigner Walter Maurer engagiert. Jetzt ist das Fahrzeug mit den blau-weißen bayerischen Rauten verziert, die bereits im Jahre 1204 von Prinz Leopolds Vorfahren entworfen worden sind. Maurer war schon für Künstler wie Andy Warhol, David Hockney, Roy Lichtenstein oder Jeff Koons tätig, die nacheinander für die Bemalung der sogenannten BMW-Art-Cars gewonnen werden konnten.
Die Mitglieder des royalen Automobilclubs sehen ihren BMW nun übrigens auch als ein Exponat aus dieser weltberühmten Serie an.

© BMW
Die Art Cars von BMW: hier der M3, bemalt von Michael Nelson Jakamarra.

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Hier war Ernst Fuchs am Werk.

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An diesem M3 GT2 (2010) hat der Künstler Jeff Koons Hand angelegt.

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Der 320i Turbo von Roy Lichtenstein (1977)

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Der 850 CSi von David Hockney (1995)

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Prinz Leopold von Bayern tankt seine Fahrzeuge mit synthetischem Kraftstoff.