Weit verbreitet und doch kaum bekannt
Warum es mehr Fälle von Endometriose gibt
Zehntausende Frauen in Deutschland sind von der Krankheit betroffen und immer mehr bekommen sie auch diagnostiziert: Endometriose. Bekannt ist sie dennoch kaum.
Von Markus Brauer/dpa
Erkrankte haben oft extreme Unterleibsschmerzen und können teilweise keine Kinder bekommen: Nach Angaben der Krankenkasse Barmer bekommen im Südwesten immer mehr Frauen die Diagnose Endometriose.
Aus Abrechnungszahlen, welche die Kasse hochgerechnet hat, geht hervor, dass 2022 rund 64 400 Frauen in Baden-Württemberg von der Unterleibserkrankung betroffen waren. Zehn Jahre zuvor hatte der Wert der Kasse zufolge noch bei knapp 40 000 Frauen gelegen.
Krankheit ist stärker in den Fokus gerückt
Aus Sicht der Barmer könnte der Anstieg vor allem daran liegen, dass die Krankheit in den vergangenen Jahren stärker in den Fokus gerückt ist. „Das könnte das Bewusstsein der Patientinnen, Ärztinnen und Ärzte für diese Krankheit erhöht haben“, sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer im Südwesten.
Die Krankheit kommt den Abrechnungsdaten zufolge schon bei jungen Frauen vor, werde aber mit zunehmendem Alter öfter dokumentiert, so Plötze weiter. „Offenbar leben viele Frauen lange mit ihren Beschwerden, bevor sie diese ärztlich abklären lassen. Es gibt Berichte von Patientinnen, bei denen es mehr als zehn Jahre gedauert habe, bis die Diagnose Endometriose gestellt wurde.“
Hohe Dunkelziffer vermutet
Trotz Hinweisen auf ein gestiegenes Bewusstsein liegt die Diagnosehäufigkeit laut der Studie hierzulande noch unter epidemiologischen Schätzungen. Das kann bedeuten, dass nach wie vor viele Frauen nichts von ihrer Erkrankung wissen und lange unbehandelt mit den Beschwerden leben.
Die hohe vermutete Dunkelziffer kann laut der Studie mehrere Gründe haben. Möglicherweise begäben sich Patientinnen erst spät in Behandlung. Beschwerden während der Periode würden häufig bagatellisiert und als normal hingenommen.
Auf Seite der Ärzte könne es an unzureichenden Abrechnungsmöglichkeiten und hohem Aufwand für die Erfassung der relevanten Informationen liegen. So sei für eine definitive Sicherung der Diagnose etwa einer Bauchspiegelung nötig, geht aus der Studie hervor.
Betroffene leiden oft an starken Schmerzen
Endometriose gilt laut Zentralinstitut der Kassen als eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen bei Mädchen und Frauen. Bei der Krankheit wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutter. Es baut sich im Zyklusverlauf ebenfalls regelmäßig auf und ab, kann aber nicht abfließen.
Je nach betroffenem Ort im Körper können diese sogenannten Endometriose-Herde durch Verwachsungen, Verklebungen und Entzündungen unterschiedliche Beschwerden verursachen. Möglich sind unter anderem Krämpfe und starke Schmerzen während der Periode und beim Sex.
Die Diagnose erfolgt manchmal erst bei einem unerfüllten Kinderwunsch und der Suche nach Ursachen dafür. Es kommt aber auch vor, dass betroffene Frauen keine Beschwerden haben.
Sehr unterschiedliche Symptome
Die Symptome der Krankheit können der Barmer zufolge sehr unterschiedlich sein. Besonders häufig seien aber starke Unterleibsschmerzen, die vor oder mit der Regelblutung einsetzten, heißt es. „Wir möchten für die Erkrankung sensibilisieren und die Betroffenen ermutigen, ihre Beschwerden nicht hinzunehmen, sondern sie medizinisch abklären zu lassen“, erklärt Plötze.
Bei der Krankheit wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, auch außerhalb der Gebärmutter. Es baut sich im Zyklusverlauf ebenfalls regelmäßig auf und ab, kann aber nicht abfließen. Je nach betroffenem Ort im Körper können diese sogenannten Endometriose-Herde durch Verwachsungen, Verklebungen und Entzündungen unterschiedliche Beschwerden verursachen.
Möglich sind unter anderem Krämpfe und starke Schmerzen während der Periode und beim Sex. Die Diagnose erfolgt manchmal erst bei einem unerfüllten Kinderwunsch und der Suche nach Ursachen dafür. Es kommt aber auch vor, dass betroffene Frauen keine Beschwerden haben.
Ursachen für Endometriose weiter unklar
Wie der Berufsverband der Frauenärzte mitteilt, ist weiterhin unklar, wie Endometriose genau entsteht. Mehrere Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, auch die Gene. Einer der Risikofaktoren könnte Fachleuten zufolge sein, dass Frauen heutzutage viel mehr Menstruationszyklen – und damit Entzündungsprozesse – durchlaufen als in früheren Zeiten. Unter anderem wegen des damals im Mittel jüngeren Alters bei der ersten Schwangerschaft und insgesamt wesentlich mehr Schwangerschaften.
Um Beschwerden zu lindern, stehen laut Frauenärzte-Verband medikamentöse, hormonelle und operative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die in der Studie beobachtete Diagnosezunahme bedeutet nicht, dass auch mehr Frauen operiert wurden. „Der Anteil der Patientinnen, die operative Leistungen erhielten, war über den Gesamtzeitraum konstant“», heißt es in der Untersuchung. Allerdings variierte demnach die Art der Eingriffe.