Psychologie

Warum Haustiere gut für Kinder sind

Das Leben in der Stadt ist stressanfälliger. Haben Großstadtkinder aber Haustiere, kann dies dazu beitragen, dass sie im Erwachsenenalter weniger an stressbedingten Störungen erkranken. Das haben Forscher der Universität Ulm herausgefunden.

Das Kind möchte unbedingt ein Haustier? Forscher der Universität Ulm haben herausgefunden, dass dies gut für die psychische Gesundheit sein kann.

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Das Kind möchte unbedingt ein Haustier? Forscher der Universität Ulm haben herausgefunden, dass dies gut für die psychische Gesundheit sein kann.

Von Nina Ayerle

Katzen suchen sich ja gerne selbst aus, wessen Haustier sie sein möchten. So kommt es vor, dass man plötzlich einen Teilzeitkater hat, der eigentlich der Vermieterin gehört, weil er einsam ist, wenn sie verreist. Katzen suchen sich ja dann gerne vorübergehend ein neues Zuhause. Genauer gesagt: einen Menschen, der ihnen zuverlässig stets zu Diensten ist.

An konzentriertes Arbeiten ist dann oft nicht mehr zu denken. Der Kater möchte entweder auf dem Schoß schlafen oder über die Computertastatur latschen. Wenn man auf die Toilette muss, will er mit. Wird ihm das verweigert, sitzt er selbstmitleidig miauend vor der Türe.

Haustiere machen unser Leben schöner – und uns gesünder

Ein Kater als Haustier ist also nicht ausschließlich ein Quell täglicher Freude – manchmal kann so ein Kerl auch ganz schön nerven. Aber nun ja: Wenn er nicht da wäre, wer würde abends am Gartentor warten, bis man endlich nach Hause kommt? Haustiere machen uns eben doch glücklich. Und für manche Menschen ist das eigene Haustier sogar ein wichtiges Familienmitglied, manchmal auch das Wichtigste.

Doch Haustiere bringen uns nicht nur emotionalen Beistand – sie können auch unsere Gesundheit fördern. Wissenschaftler der Universität Ulm haben in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass der Kontakt zu Tieren das Risiko für stressbedingte Erkrankungen im Erwachsenenalter senken kann – insbesondere bei Menschen, die in der Großstadt aufgewachsen sind.

Die Forschenden der Abteilung für Molekulare Psychosomatik am Universitätsklinikum Ulm arbeiteten hierfür mit Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und den USA zusammen. Gemeinsam stellten sie fest, dass das Zusammenleben mit Tieren entzündliche Reaktionen des Körpers abmildern kann. Passenderweise haben sie ihre Studie „Pawsitive Impact“ genannt – ein Wortspiel mit „Paws“ (Pfoten) und „Positive Impact“ (positive Auswirkung).

Städte bieten zwar viele Vorteile: Freizeitmöglichkeiten, Arbeitsplätze, kurze Wege. Gleichzeitig sind sie aber auch geprägt von Lärm, Verkehr und wenig Grün. Das Leben in der Stadt ist oft hektischer als auf dem Land – und das bleibt nicht ohne Folgen: Stressbedingte körperliche und psychische Störungen treten in der Stadt häufiger auf. Laut der Studie leiden Städter öfter unter einem überaktiven Immunsystem, leichten chronischen Entzündungen und einer gestörten Darmbarrierefunktion.

„Zusammen können diese beiden Faktoren eine übermäßig starke Aktivierung unserer evolutionär konservierten entzündlichen Stressreaktion auslösen“, erklärt Dominik Langgartner, einer der Erstautoren der Studie und Postdoc an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Ulm. Genau dieses Zusammenspiel wollten die Forschenden untersuchen – bei Männern, die mit oder ohne Haustier aufgewachsen sind.

Für die Untersuchung wählten sie 40 gesunde männliche Probanden im Alter von 18 bis 40 Jahren aus, die in einer Stadt mit mehr als 40 000 Einwohnern aufgewachsen waren. Einige von ihnen hatten bis zum 15. Lebensjahr mindestens fünf Jahre lang mit einem Hund oder einer Katze zusammengelebt, die anderen waren ohne Haustiere aufgewachsen.

Alle Teilnehmenden wurden einem standardisierten psychosozialen Belastungstest unterzogen, dem sogenannten „Trier Social Stress Test“ (TSST). Zusätzlich erfassten die Forschenden Angaben zum mentalen und körperlichen Gesundheitsstatus, zu frühen Lebensbelastungen, aktuellen Tierkontakten sowie zur subjektiv empfundenen Belastung. Vor und nach dem Test entnahmen sie Blut- und Speichelproben, um Entzündungsparameter, Stresshormonspiegel, Herzfrequenz und Herzfrequenzvariabilität zu messen.

Männer ohne Haustiere haben eine stärkere Immunreaktion bei Stress

Dabei zeigte sich: Männer, die ohne Haustiere aufgewachsen waren, reagierten mit einer schnelleren Mobilisierung bestimmter weißer Blutkörperchen – ein Hinweis auf eine stärkere Immunreaktion. „Wir konnten zeigen, dass das Immunsystem dieser Männer weniger immunregulatorische Fähigkeiten besitzt und auch die Barrierefunktion des Darms gestört ist“, sagt Katja Weimer, ebenfalls Erstautorin der Studie.

Unter Stress könne dies zu überschießenden Immunreaktionen führen – mit potenziellen Folgen für die Gesundheit. Der Kontakt zu Haustieren in der Kindheit scheint dem entgegenzuwirken.

Insgesamt legen die Ergebnisse nahe, dass der frühe Kontakt zu Tieren dazu beitragen kann, das Risiko für stressbedingte Erkrankungen im späteren Leben zu senken. Die Forschenden hoffen, mit ihren Erkenntnissen neue immunregulatorische Ansätze zur Förderung der Stressresilienz entwickeln zu können.

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Erstellt:
15. April 2025, 17:36 Uhr

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