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Warum ist die Luftqualität in Deutschland derzeit so schlecht?

Schadstoffe in der Luft machen krank und können zum Tod führen. Das Umweltbundesamt warnt vor vielerorts schlechter Luftqualität in Deutschland. Wir erklären, warum das so ist und wie das geändert werden könnte.

<b></b>Hauptursache für die derzeit vielerorts schlechte Luftqualität ist d   die Emission von Feinstaub. Im Winter ist dieser größer, weil mehr Energie benötigt wird und   die Emissionen aus dem Straßenverkehr  erhöht sind.

© PAFP/dpa/Philippe Desmazes

<b></b>Hauptursache für die derzeit vielerorts schlechte Luftqualität ist d die Emission von Feinstaub. Im Winter ist dieser größer, weil mehr Energie benötigt wird und die Emissionen aus dem Straßenverkehr erhöht sind.

Von Markus Brauer

In Deutschland herrscht mal wieder „dicke Luft“. Der Luftqualitätsindex des Umweltbundesamts (UBA) zeigt aktuell besonders hohe Emissionswerte vor allem für den Osten Deutschlands an.

Derzeit wird die Luftqualität in Deutschland nach dem Luftqualitätsindex (LQI) des Umweltbundesamtes als schlecht eingestuft. Von schlechter Luftqualität war und ist nicht nur Deutschland, sondern große Teile Zentraleuropas betroffen.

Warum ist die Luftqualität derzeit schlecht?

  • Emission von Feinstaub: Hauptursache ist dem UBA zufolge die Emission von Feinstaub. Im Winter ist dieser größer, weil mehr Energie benötigt wird, Kamine mit Holz geheizt werden, aber auch die Emissionen aus dem Straßenverkehr (aus dem Auspuff und vom Straßenabrieb) erhöht sind. Aktuell kann regional auch die Landwirtschaft eine nennenswerte Quelle sein.
  • Wetterlage: Zudem sind die jeweils vorherrschenden Wetterbedingungen entscheidend dafür entscheiden, ob die Schadstoffe schnell in der Luft verteilt werden oder sich über Tage anreichern. In der aktuellen Wetterlage ist der Luftaustausch eingeschränkt, da es nahezu windstill ist. Die Schadstoffe sind in solchen Situationen quasi in den unteren Luftschichten gebunden. Dazu kommt, dass es in der letzten Zeit deutschlandweit nahezu keinen Niederschlag gab, der die Partikel hätte auswaschen können.

Laut Deutschem Wetterdienst schwächt sich in den nächsten Tagen der Hochdruckeinfluss allmählich ab. Dann ist mit einer Verbesserung der Luftqualität zu rechnen.

Inversionswetterlage ist verantwortlich

Bei einer stabilen Hochdruckwetterlage mit eher niedrigen Temperaturen und geringen Windgeschwindigkeiten entsteht eine Wetterlage, die wie eine Glocke wirkt. In der oberen Atmosphäre sammelt sich demnach warme Luft, unten kältere.

Eine Durchmischung zwischen den unterschiedlichen Luftmassen findet laut Bundesumweltamt aktuell kaum statt. Diese meteorologische Situation nennt man auch Inversionswetterlage, in der sich Luftschadstoffe anreichern.

Im Winter wird mehr geheizt

Ein Grund, warum die Luft in den kälteren Monaten saisonal schlechter ist als im Jahresdurchschnitt, hängt mit niedrigen Temperaturen zusammen, bei denen mehr geheizt wird als sonst. Ein weiterer Faktor sind die durch Kraftwerke, Industrie und den Straßenverkehr ausgestoßenen Schadstoffe.

Auf das Wetter kommt es an

Auch die Hochdruckwetterlage spielt eine wichtige Rolle. Wenn beispielsweise eine Ost-Anströmung vorherrscht, wird Luft aus Osteuropa nach Deutschland geleitet, die zu einer hohen Feinstaubbelastung führt. Von diesen Strömungen ist erfahrungsgemäß vor allem der Osten Deutschlands betroffen.

Was kann man dagegen tun?

Die Erfahrungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass kurzfristige Maßnahmen zur Senkung der Feinstaubkonzentration in Situationen wie derzeit kaum messbare Erfolge haben. Zumal bei hohen Feinstaubkonzentrationen häufig auch Beiträge von überregionalem Feinstaubtransport aus anderen Ländern hinzukommen, die man mit örtlichen Maßnahmen nicht mindern kann.

Eine deutliche, kurzfristige Verbesserung der Luftqualität ist erst zu erwarten, wenn die austauscharme Wetterlage aufgelöst wird und Wind sowie Niederschlag zur Verdünnung der Schadstoffe beitragen.

Grundsätzlich führten langfristige Maßnahmen zur Verringerung der Feinstaubemissionen bei Industrie, Verkehr und Feuerungsanlagen zu einer deutlichen Verringerung der jährlichen Feinstaubbelastung. So sanken die Jahresmittelwerte für Feinstaub in den letzten 20 Jahren im städtischen Hintergrund um durchschnittlich 40 Prozent.

Hohes Gesundheitsrisiko

Schlechte Luft ist auch nach Einschätzung der EU-Umweltagentur EEA (European Enviroment Agency) das größte von Umweltbedingungen ausgehende Gesundheitsrisiko. Den Schätzungen zufolge verursacht Feinstaub die größten gesundheitlichen Belastungen durch Herzerkrankungen, gefolgt von Schlaganfällen, Diabetes, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), Lungenkrebs sowie Asthma.

253,000 deaths could have been avoided in the EU, in 2021, if the fine particulate matter #pollution had met WHO recommendations. Find out more from our briefing, published today: https://t.co/XB5FhdwndGpic.twitter.com/ZycEAuRbf1 — EU EnvironmentAgency (@EUEnvironment) November 24, 2023

Wo kann man sich über die Luftqualität informieren?

Das Umweltbundesamt informiert per App Luftqualität und Web über die aktuelle Luftqualität. Der Luftqualitätsindex – von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“ – ist mit Gesundheits- und Verhaltenstipps verknüpft.

Für Menschen mit Vorerkrankungen können sich schon ab der gelben Stufe „moderat“ gesundheitliche Probleme ergeben. Daher empfiehlt das UBA dieser Gruppe in der aktuellen Situation auf anstrengende Aktivitäten im Freien, wie zum Beispiel den Jogginglauf, zu verzichten.

Ist der Indexwert „sehr schlecht“, wird dies allen empfohlen. Besser ist ein gemütlicher Spaziergang, anstatt zu joggen. Dabei atmet man deutlich weniger schlechte Luft ein und tut mit der Bewegung auch etwas Gutes für seinen Körper.

Hier kommen Sie zur Karte mit dem Luftqualitätsindex des Umweltbundesamtes.

30 000 Todesfälle in Deutschland durch Feinstaub

In Deutschland stehen den EEA-Angaben zufolge mehr als 30.000 Todesfälle in Zusammenhang mit zu viel Feinstaub in der Luft. Die höchsten Sterblichkeitsraten gibt es laut EEA in den östlichen und südlichen Ländern Europas.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte die empfohlenen Grenzwerte für PM2,5-Feinstaub im Jahr 2021 gesenkt – für die mittlere jährliche Belastung von 10 auf 5 Mikrogramm (tausendstel Gramm) pro Kubikmeter Luft. Als PM2,5 werden Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (tausendstel Millimetern) bezeichnet. PM2,5-Partikel können teils bis in die Lungenbläschen und in die Blutbahn vordringen.

Was ist Feinstaub?

Feinstaub besteht laut Umweltbundesamt aus einem Gemisch fester und flüssiger Partikel und entsteht etwa durch den Betrieb von Autos, Heizungen in Wohnhäusern oder der Industrie, etwa bei der Metall- und Stahlerzeugung. Auch in der Landwirtschaft entsteht Feinstaub, etwa Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung.

Diese winzigen Teilchen können tief in die Atemwege eindringen und etwa die Lunge nachhaltig schädigen. Studien zufolge kann eine hohe Feinstaubbelastung einen vorzeitigen Tod verursachen, beispielsweise infolge von Herz- und Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs und Infektionen der unteren Atemwege.

Feinstaub ist ein globales Problem

Etwa 2,5 Milliarden Menschen in Städten weltweit sind laut einer Studie einer Feinstaubbelastung ausgesetzt, die über den von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Grenzwerten liegt. Das sind rund 86 Prozent aller in Städten lebenden Menschen, heißt es in der Studie.

Neben Feinstaub bleiben auch Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon in der Luft ein großes Problem: Rund 50.000 Todesfälle in der EU sind nach der EEA-Analyse einer erhöhten Belastung durch Stickstoffdioxid zuzuordnen, mehr als 20.000 der Ozon-Belastung.

Stickstoffdioxid entsteht bei Verbrennungsprozessen, etwa in Motoren, hohe Konzentrationen werden an viel befahrenen Straßen erreicht.

Ziel der EU ist, die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Feinstaub-Belastung bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 zu reduzieren. Zwischen 2005 und 2021 ist die Zahl der Todesfälle laut EEA bereits um 41 Prozent zurückgegangen.

App zur Luftqualität

EU-Bürger können in der App „European Air Quality Index“ nachschauen, wie es um die Luftqualität in ihrer Umgebung bestellt ist und wie sie damit umgehen können. So könnten sie beispielsweise entscheiden, ob gerade ein guter Zeitpunkt ist, um draußen Sport zu machen, sagen EEA-Experten. Die App könne auch dabei helfen, Länder oder Regionen miteinander zu vergleichen und auf Probleme mit schlechter Luft aufmerksam zu machen.

Info: Luftqualität

Luftqualität Wie gut ist die Luft in Deutschland ist, zeigt der Luftqualitätsindex des Umweltbundesamtes. Er errechnet sich aus den gemessenen Konzentrationen dreier Schadstoffe (Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon), wobei die gesundheitlich kritischste der drei gemessenen Konzentrationen das Gesamtergebnis bestimmt, wie auf der Homepage des Umweltbundesamtes heißt.

Schadstoffbelastung Nach der Definition des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist die Luftqualität „ein Maß für die Reinheit bzw. Schadstoffbelastung unserer Luft“. Die Luft, die wir atmen, sei zum einen ein Gasgemisch aus Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Kohlenstoffdioxid und verschiedenen Spurengasen. Zum anderen enthalte sie kleine feste und flüssige Partikel unterschiedlicher Größe (Aerosole, zum Beispiel Wolken-, Regentropfen).

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Erstellt:
13. März 2025, 11:02 Uhr
Aktualisiert:
13. März 2025, 11:27 Uhr

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