Hitzewelle in der Antarktis

Warum ist es am kältesten Ort der Welt 28 Grad wärmer als sonst?

Die gigantischen Gletscher in der Antarktis verlieren immer mehr Eismasse. Forscher beobachten dort seit Jahren eine schnell wachsende Instabilität im ewigen Eis. Ein Grund sind die viel zu hohen Temperaturen.

Der südliche Kontinent erlebt derzeit wieder eine ungewöhnliche Hitzewelle.

© Imago/Chromorange

Der südliche Kontinent erlebt derzeit wieder eine ungewöhnliche Hitzewelle.

Von Markus Brauer

Die Antarktis macht Experten in aller Welt zunehmend Sorgen. Die Ausdehnung des Meereises rund um den Kontinent hatte Ende vergangenen Jahres einen Tiefststand erreicht: nur 17,6 Millionen Quadratkilometer, deutlich weniger als in den vergangenen Jahren im antarktischen Winter.

Ein Grund: die hohen Temperaturen am eigentlich kältesten Ort der Erde. Wo sonst 50 bis 60 Grad minus, mitunter sogar bis minus 92 Grad herrschen, weht derzeit ein laues Lüftchen.

Hohe Temperaturen, schmelzendes Meereis

Messdaten des Copernicus Climate Change Service (C3S) zeigen, dass es für die Jahreszeit viel zu warm ist. Der südliche Kontinent erlebt derzeit eine ungewöhnliche Hitzewelle mit Temperaturen seit Mitte Juli 2024 bis zu 28 Grad über dem winterlichen Durchschnitt. Mancherorts steigt das Thermometer auf minus 15 bis 20 Grad.

Als Folge nähert sich das Meereis rund um die Antarktis einem winterlichen Tiefstand. „Die antarktische Meereisfläche ist schon wieder fast so gering wie letztes Jahr um diese Zeit“, berichtet der Copernicus Climate Change Service. Im September 2023 – zur Zeit des Wintermaximums – hatte das Meereis den niedrigsten Stand seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen erreicht.

Gestörter Polarwirbel

Grund für diese Hitzeperiode ist eine starke Abschwächung des Polarwirbels, bis zum 1000 Kilometer großen Höhentiefs mit kalter, rotierender Luft, die Nord- und Südpol umgeben. Seit Mitte Juli hat sich der antarktische Strömungswirbel so stark abgeschwächt, dass warme Luftmassen aus dem indischen Ozean über das antarktische Plateau strömen können, wie die Geophysikerin Amy Butler von der US-National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) erklärt.

Da dieses meteorologische Phänomen weiter anhält , sei ein Ende der antarktischen Hitzewelle noch nicht abzusehen. Bereits im März 2022 hatten die Temperaturen über einigen Regionen der Antarktis mit bis zu 39 Grad über den für diese Zeit normalen Mittelwerten Rekordwerte erreicht.

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Erstellt:
5. August 2024, 15:16 Uhr

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