Datum von Weihnachten
Warum Jesus nicht am 24. Dezember geboren wurde
Für die meisten, die Weihnachten feiern, dürfte klar sein: An diesem Tag ist dem christlichen Glauben nach Jesus Christus geboren worden. Doch das stimmt nicht. Sein wirklicher Geburtstermin ist unbekannt. Wir erklären, was es mit dem 24. und 25. Dezember tatsächlich auf sich hat.
Von Markus Brauer
Dass Christen in aller Welt Weihnachten am 24. und 25. Dezember feiern, ist kein Zufall. Nicht etwa deshalb, weil Jesus Christus exakt an einem dieser beiden Tage geboren worden wäre, sondern weil dieses Datum schon vor der Ausbreitung des Christentums eine herausragende Bedeutung hatte.
Die beiden Weihnachtstage sind nämlich die Tage der Wintersonenwende. Von diesem Zeitpunkt an beginnen die Tage wieder länger zu werden. Fast alle Völker und Religionen haben diesen „Sieg der Sonne über die Finsternis“ mit besonderen Festen und Kulten gefeiert.
Weihnachtsgeschichte nach Lukas
In der Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas (Kapitel 2, Verse 1-21) im Neuen Testament steht geschrieben:
„Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“
Dionysos und Mithras-Kult
Im Mittelmeerraum, in dem das Christentum in den ersten Jahrhunderten nur eine Religion unter vielen war, vermischten sich verschiedene religiöse Kulte. Von besonderer Strahlkraft war der Mithras-Kult, der zu Ehren des thrakischen Gottes Dionysos begangen wurde.
Dionysos wurde im alten Griechenland als Gott der Fruchtbarkeit und des Wachstums verehrt. Er symbolisierte das Wachsen der Tage. Die Anhänger des Mithras-Kultes verehrten einen ursprünglich indischen Lichtgott.
Mit der Ausbreitung des Römischen Reiches gen Orient wanderte dieser Mithras-Glaube aus Mesopotamien und Vorderasien ein und wurde zum Ende des dritten Jahrhunderts n. Chr. zur römischen Staatsreligion erklärt. Die Wintersonnwende galt seit dem Jahr 274 n. Chr. als offizieller Reichsfeiertag, als Geburtstag der „Sol invictus“ – der unbesiegbaren Sonne.
Die Idee eines Geburtsfests zur Wintersonnwende übernahmen die frühen Christen zudem aus dem altägyptischen Glauben. An 24. Dezember wurde dort das Fest der Göttin Isis und die Geburt des Horuskindes gefeiert.
Wann ist Christus tatsächlich geboren?
Fakt ist: Das tatsächliche Datum der Geburt Jesu ist unbekannt.
Für das Urchristentum war es eine herausfordernde Aufgabe, sich im religiösen Panoptikum der etablierten antiken Kulte und Gebräuche zu etablieren. Die frühen Christen kannten noch keine Feier zur Geburt Jesu. Der einzige Feiertag war das aus dem Judentum übernommene Passahfest.
Erst nachdem sich die neue Religion weiter ausgebreitet hatte, gab es Bestrebungen, Ereignisse im Leben Jesu von Nazareth sowie seinen Geburtstermin zu berechnen und einen Festkalender anzulegen.
Der Legende und den kirchlichen Berechnungen zufolge konnte Jesus unmöglich mitten im Winter geboren worden sein. Nach den Evangelien-Berichten von den „auf dem Felde lagernden Hirten“ muss die Geburt zwischen Frühjahr und Herbst stattgefunden haben. Nur zu dieser Jahreszeit hielten sich die Hirten Judäas mit ihren Herden im Freien auf.
Entsprechend kursierten schon in der frühen Kirche Geburtstermine am 28. März, 2. und 19. April sowie 20. Mai. Diese spekulativen Termine konnten sich allerdings nicht gegen die etablierten Feste der heidnischen Kulte durchsetzen.
Ein Prozess von Jahrhunderten
- Papst Hippolytos legte im Jahr 217 n. Chr. den 25. Dezember als Tag der Geburt Jesu fest.
- Um 313 n. Chr. wurde dieses Datum zum offiziellen Tag der Geburt des Herrn.
- Der römische Kaiser Konstantin ersetzte den alten Sonnengott zum Christengott, der als „Lux mundi“ – Licht der Welt – die „Sonne der Gerechtigkeit erschaffen hat“. Damit wurde auch Christi Geburt auf den 25. Dezember terminiert.
- Erstmals belegt ist die Feier der Heiligen Nacht am 25. Dezember im Jahr 336 n. Chr..
- Papst Gregor erklärte im Jahre 354 n. Chr. den 25. Dezember offiziell zum Geburtstag Jesu und christianisierte damit die heidnische Feier der Wintersonnenwende.
- Im Jahr 381 n. Chr. wurde dieses Datum zum offiziellen kirchlichen Dogma erklärt.
- Im Mittel- und Nordeuropa musste sich der christliche Glaube gegen die germanischen und keltischen Sonnen- und Fruchtbarkeitskulte zur Wintersonnwende durchsetzen. Im deutschen Sprachraum erkannte eine Synode den 25. Dezember erst im Jahr 813 als allgemeinen kirchlichen Feiertag an.
Zwischen Licht und Dunkel: Geheimnis der Heiligen Nacht
Das traditionelle deutsche Weihnachtsfest am Abend des 24. Dezembers ist eine recht neue Entwicklung. Sie basiert auf der im jüdisch-christlichen Kulturkreis überlieferten Vorstellung, dass ein Festtag bereits am Vorabend mit Einbruch der Dunkelheit beginnt.
Bis zum 18. Jahrhundert fand der Weihnachtsgottesdienst am ersten Weihnachtstag frühmorgens statt, oft sogar schon zwischen drei und fünf Uhr. Die Bescherung gab es dann noch vor dem ersten Hahnenschrei in der Dunkelheit. Erst die Verlagerung des Gottesdienstes auf Mitternacht und schließlich – vor allem im protestantischen Bereich - auf den Nachmittag und Abend, verschob auch die Bescherung auf den Heiligen Abend.
Weihnacht – geweihte Nacht
Das Wort Weihnachten kommt aus dem Mittelhochdeutschen und heißt so viel wie geweihte oder heilige Nächte. In anderen Sprachen erinnern Begriffe wie Christmas, Natale, Navidad oder Noel an Christus und seine Geburt.
Unterschiedliche Traditionen führten dazu, dass Katholiken, Protestanten und ein Teil der orthodoxen Christen am 25. Dezember feiert – nach dem hierzulande gültigen Gregorianischen Kalender. Der andere Teil der Orthodoxie ist beim 25. Dezember nach dem älteren Julianischen Kalender geblieben. Das entspricht dem 7. Januar im Gregorianischen Kalender.
Was steht in der Bibel über Jesu Geburt?
Nur zwei der vier Evangelien berichten von der Geburt Jesu. Markus und Johannes schweigen sich darüber aus. Im Matthäus-Evangelium wird die Geburt nur kurz erwähnt. Ausführlich kommt sie dagegen bei Lukas vor, was die Vorstellungen von Weihnachten bis heute prägt.
Das fängt an mit der Volkszählung, weshalb sich Josef und die schwangere Maria auf den Weg machen müssen von Nazareth nach Bethlehem. Danach kommen die vergebliche Suche nach einer Herberge und die Zuflucht in einem Stall, wo das Kind dann auch zur Welt kommt.
Lukas erzählt auch von den Hirten auf den Feldern, denen ein Engel verkündet: „Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“ Das Ganze soll sich bei dem kleinen Ort Bethlehem zugetragen haben. In der knapp zehn Kilometer von Jerusalem entfernten palästinensischen Stadt steht heute die Geburtskirche.