Vorsicht vor flachen Gewässern
Warum Kopfsprünge lebensgefährlich sein können
Jedes Jahr kommt es während der Badesaison zu schweren Unfällen nach einem Kopfsprung in unbekanntes Gewässer. Nicht selten endet ein unbedachter Sprung in einer Querschnittslähmung. Sechs Tipps zur Vermeidung von Badeunfällen.
Von Viviana Bastone
„Ich hatte das Pech, dass ich kopfüber reingesprungen bin und seitdem sitze ich jetzt im Rollstuhl“, erzählt Ingo in einem Clip der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Ingo war damals 20 Jahre alt. Er ist einer derjenigen, die bei einem Kopfsprung ins unbekannte Gewässer einen schweren Badeunfall erlitten. Nicht selten endet eine solche Verletzung des Rückenmarks in einer Querschnittslähmung.
Diese entsteht durch die starke Gewalteinwirkung auf den Kopf, der beim Sprung in flaches Wasser direkt auf einen harten Untergrund oder auf ein Hindernis prallt. Deshalb rät die DGOU dringend: „Kein Kopfsprung in flaches Wasser: erst prüfen, dann springen.“ Die Gefahr lauert nicht nur in Seen, Flüssen oder Kanälen, auch ein zu niedriges Schwimmbecken im öffentlichen Schwimmbad birgt ein Verletzungsrisiko. Meist führen Übermut und mangelndes Risikobewusstsein, aber auch Alkohol oder Drogen zu unbedachten Kopfsprüngen.
Fatale Folgen nach einem Kopfsprung
„Wer kopfüber in ein flaches oder unbekanntes Gewässer eintaucht, riskiert lebensgefährliche Verletzungen. Wer einen solchen Unfall überlebt, der bereut es meist ein Leben lang“, sagt Mirko Aach, Leitender Arzt der Abteilung für Rückenmarkverletzte am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum.
Sind die Nervenbahnen im Rückenmark geschädigt, bedeute dies in den meisten Fällen eine lebenslange Lähmung, da die Schäden nicht heilbar seien, so Aach. Wird die Halswirbelsäule stark verletzt, kommt es zu einer Tetraplegie. Betroffene können dann beide Arme und Beine gar nicht oder nur teilweise bewegen.
Unbedachte Kopfsprünge – ein Männer-Problem?
Das Verletzungsrisiko ist also hoch. Mit Beginn der Badesaison steigt auch die Zahl solcher Unfälle. Auffällig ist dabei, dass überwiegend männliche Patienten in die Notaufnahme eingeliefert werden. Laut einer Studie des Universitätsklinikums in Bochum wurden dort in den letzten 18 Jahren 60 Menschen nach Badeunfällen behandelt. 59 davon waren männlich. Sie leben jetzt ein Leben mit deutlichen Einschränkungen und einer bleibenden Behinderung. Die DGOU gibt deshalb in einer Pressemitteilung Tipps zur Vermeidung von Badeunfällen:
• Kein Sprung in ein ungeprüftes Gewässer.
• Kein Sprung in trübes Wasser.
• Kein Sprung in eine Wassertiefe unter 1,50 Meter.
• Kein Sprung in ein Gewässer mit Hindernissen am Gewässerboden.
• Jeder in einer Gruppe trägt Verantwortung für die anderen.
• Kein Alkohol und keine Drogen vor dem Sprung.