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Warum Millionen Menschen unfreiwillig Trump und Vance folgen

Über Nacht folgen Millionen Menschen ohne ihr Wissen den Accounts von Donald Trump und JD Vance auf den Meta-Plattformen. Meta hat eine Erklärung. Doch es sind nicht die einzigen merkwürdigen Aktionen des Konzerns seit Trumps Amtsantritt.

Ohne eigenes Zutun freuen sich JD Vance (links) und Donald Trump über Millionen neue Follower auf den Meta-Plattformen.

© IMAGO/Newscom / AdMedia/IMAGO/CNP/AdMedia

Ohne eigenes Zutun freuen sich JD Vance (links) und Donald Trump über Millionen neue Follower auf den Meta-Plattformen.

Von Sebastian Winter

Die meisten Instagram-Nutzerinnen und -Nutzer kennen das wahrscheinlich: Plötzlich taucht da ein Account im persönlichen Feed auf, dem man doch eigentlich nie gefolgt ist. Nun ja, wahrscheinlich hat man beim Scrollen versehentlich auf Folgen geklickt - nicht weiter tragisch. Ein schneller Klick auf Entfolgen, und schon hat sich das Thema erledigt.

Merkwürdig wird es allerdings dann, wenn genau das Millionen von Nutzern gleichzeitig passiert, die allesamt plötzlich unfreiwillig identischen Accounts folgen, denen sie nie folgen wollten, die sie vielleicht sogar verachten.

Instagram-Nutzer folgen unfreiwillig Trump und JD Vance

Doch genau so erging es Millionen von Instagram-Nutzern nach der Amtseinführung von Donald Trump als 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Plötzlich folgten eigentliche Trump-Gegner nicht nur dem neuen US-Präsidenten, sondern auch seinem Vize JD Vance. Auch auf Facebook, das wie Instagram zum Meta-Konzern gehört, war dieses Phänomen zu beobachten.

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In den sozialen Medien werden seither zahlreiche Videos geteilt, die darauf aufmerksam machen, dass man selbst zum unfreiwilligen Trump-Follower geworden sein könnte. Wie ist das möglich?

So erklärt Meta die Follower von Trump und JD Vance

Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt eine Meta-Sprecherin: „Diese Konten werden vom Weißen Haus verwaltet, sodass sich die Inhalte auf diesen Seiten mit einem Regierungswechsel ändern. Dies ist das gleiche Verfahren, das wir während des letzten Präsidentenwechsels angewandt haben.“

Wer also vorher Joe Biden und Kamala Harris folgte, folgt nun Trump und Vance, wenn er nicht selbst aktiv auf Entfolgen drückt. Die Accounts heißen „potus“ (President of the United States) und „vp“ (Vice President).

Vor allem JD Vance konnte sich ohne eigenes Zutun über einen außerordentlichen Followerzuwachs freuen. Von neun Millionen Followern auf seinem ursprünglichen Account stieg die Zahl über Nacht auf fast 17 Millionen - 17 Millionen Menschen, die eigentlich seiner Vorgängerin Kamala Harris folgten.

Zahlreiche Instagram-Nutzer, die das bemerkten, entfolgten dem Account. Am Donnerstagnachmittag stand der Instagram-Account des US-Vizepräsidenten bei 15,4 Millionen Followern.

Doch so normal dieser Vorgang auf der Meta-Plattform auch sein mag - der Regierungsaccount des deutschen Bundeskanzlers verhält sich identisch - so außergewöhnlich ist das, was die Menschen in den sozialen Medien weiterhin über die Accounts von Trump und Vance berichten.

Meta macht es Nutzern schwer, Trump und Vance zu entfolgen

Denn viele Menschen wollten daraufhin den Accounts von Trump und Vance entfolgen – schließlich sind sie größtenteils Anhänger des oppositionellen politischen Lagers. Doch Meta machte ihnen offenbar das Leben schwer.

Zahlreiche Nutzer schreiben, sie wären den Accounts mehrfach entfolgt, seien aber immer wieder automatisch zu Followern geworden. Dazu gehören die US-Musikerinnen Gracie Abrams und Demi Lovato.

Graham schrieb in einer Instagram-Story: „Ich musste @vp und @potus heute drei Mal entfolgen, weil Meta mich diesen Accounts automatisch wieder folgen lies.“ Am Ende habe sie beide Konten blockiert, um sie loszuwerden.

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Lovato musste nach eigenen Angaben zwei Mal auf entfolgen drücken und ließ ihrem Frust anschließend freien Lauf: „Shady fucking business, Meta“ (zwielichtiges Geschäft, Meta).

Als der Instagram-Account „shityoushouldcareabout“ am Mittwoch darauf aufmerksam machte, kommentierten mehr als 4000 Instagram-Nutzer. Viele schilderten identische Probleme wie die US-Musikerinnen; manche Nutzer berichteten, sie hätten den Accounts bis zu fünf Mal entfolgen müssen.

Auch dafür will Meta eine Erklärung haben: „Es kann einige Zeit dauern, bis die Follow- und Unfollow-Anfragen bearbeitet werden, wenn diese Konten den Besitzer wechseln.“

Weitere merkwürdige Vorgehen von Meta

Es sind nicht die einzigen seltsam erscheinenden Vorgehen von Meta seit Trumps Amtseinführung am Montag. Am Tag danach beschwerten sich viele Instagram-Nutzer, dass sie keine Ergebnisse erhielten, wenn sie nach bestimmten „demokratischen Hashtags“ suchten.

Betroffen waren demnach unter anderem die Hashtags #democrat, #biden, #obama oder #abortion. Bei der Suche mit diesen Hashtags zeigte Meta an, dass die Inhalte verborgen wurden, da es sich möglicherweise um sensible Inhalte handeln könnte. Hashtags wie #republican oder #trump hingegen funktionierten uneingeschränkt weiter. Meta sprach von einem Fehler. Später funktionierten die Hashtags wieder.

Doch damit nicht genug. „Stand Up to Racism“, eine große britische Anti-Rassismus-Organisation, teilte am Mittwoch mit, dass ihre Facebook-Seite vorübergehend geschlossen wurde. Der Organisation zufolge geschah dies, nachdem sie einen Beitrag über Elon Musks mutmaßlichem Hitlergruß bei Donald Trumps Amtseinführung gepostet hatte. Später sei die Seite jedoch wiederhergestellt worden. Metas Erklärung: Die Seite sei irrtümlich entfernt worden.

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Erstellt:
23. Januar 2025, 17:02 Uhr
Aktualisiert:
23. Januar 2025, 17:11 Uhr

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