Folgen des Klimawandels

Warum sich der Anstieg der Meerestemperaturen beschleunigt

Die Temperaturen an der Meeresoberfläche steigen. Eine Studie zeigt nun, dass und warum sich die Erwärmung sich deutlich beschleunigt.

Eisschmelze im Südpolarmeer.

© Imago/Blickwinkel

Eisschmelze im Südpolarmeer.

Von Markus Brauer/dpa

Die Oberflächentemperaturen der Meere steigen einer Studie zufolge immer schneller. Betrug der Anstieg von 1985 bis 1989 noch 0,06 Grad Celsius pro Jahrzehnt, so waren es von 2019 bis 2023 bereits 0,27 Grad – mehr als viermal so viel.

Einfluss von El Niño

Von April 2023 bis Juli 2024 waren die Temperaturen der Meeresoberflächen im weltweiten Durchschnitt so hoch wie noch nie. Das hatte auch mit dem intensiven Auftreten des Klimaphänomens El Niño zu tun.

Bei El Niño sind aufgrund von Änderungen von Strömungen in der Atmosphäre und den Ozeanen unter anderem die Meeresoberflächentemperaturen in einigen Teilen des Pazifiks deutlich höher als üblich.

Atmosphäre heizt sich durch Treibhausgase auf

Für diese Meeresgebiete – sie reichen auf der Nordhalbkugel bis auf die Höhe von St. Petersburg, auf der Südhalbkugel bis südlich von Feuerland – untersuchten die Forscher anhand von Satellitenmessdaten und verschiedenen Klimamodellen, welcher Anteil der Erwärmung auf natürliche Phänomene – wie El Niño oder eine erhöhte Sonnenaktivität – zurückgeht, und welcher Anteil auf die menschengemachte Erderwärmung zurückzuführen ist.

Emittierte Energiemenge ist entscheidend

„Unsere Ergebnisse liefern Beobachtungsbelege dafür, dass der in den letzten 40 Jahren abgeleitete globale Anstieg der mittleren Meeresoberflächentemperatur wahrscheinlich innerhalb der nächsten 20 Jahre überschritten wird“, schreiben die Studienautoren. Bei der Annahme einer linearen Erhöhung der Temperatur würden die Prognosen für die kommenden Jahre deutlich zu niedrig ausfallen, betonen sie.

Heißen Hahn endlich schließen

In einer Mitteilung seiner Universität vergleicht Merchant den Anstieg der Meeresoberflächentemperaturen mit dem Füllen einer Badewanne: Vor 40 Jahren sei der Hahn mit dem heißen Wasser nur wenig geöffnet gewesen, jetzt sei es schon deutlich mehr.

„Der Weg, diese Erwärmung zu verlangsamen, besteht darin, den heißen Hahn zu schließen, indem wir die globalen Kohlenstoffemissionen reduzieren und uns in Richtung Netto-Null bewegen“, betont Merchant.

Info: El Niño und La Niña

Wetteranomalien El Niño und La Niña sind Wetteranomalien, die Extremwetter wie Hitze, Frost, Wirbelstürme und Starkregen verursachen. Die Folgen können Dürren, Riesenwellen, Überschwemmungen und Erdrutsche sein.

Häufigkeit Das in der Regel alle vier Jahre in unregelmäßigen Abständen von durchschnittlich vier Jahren auftretende Phänomen wird von wärmeren Wassertemperaturen im tropischen Pazifik ausgelöst. In der Folge verschieben sich aufgrund von veränderten Luft- und Meeresströmungen weltweit Wetterbedingungen. Als wichtigstes Phänomen natürlicher Klima-Schwankungen kann El Niño etwa Überflutungen in Südamerika sowie Dürren in Australien und Missernten in Indien auslösen.

Name Der Name ist von „El Niño de Navidad“ abgeleitet und bezieht sich auf das neugeborene Jesuskind, dessen Geburt zu Weihnachten, also dem Zeitpunkt des Auftretens des Wetterphänomens, gefeiert wird. Weil die Erwärmung der Küstengewässer vor Peru immer zum Jahresende besonders hoch waren, nannten Fischer das Phänomen El Niño (das Christkind).

Folgen El Niño treibt die globale Durchschnittstemperatur in die Höhe, während La Niña einen kühlenden Effekt hat. Sie tauchen abwechselnd alle paar Jahre auf. Bei beiden verändern sich die Meeres- und Luftströmungen im und über dem süd-südöstlichen Pazifik. El Niño steht dabei für eine Phase, in der eine bestimmte Region im Pazifischen Ozean besonders warme Wassertemperaturen aufweist. La Niña für die besonders kalte Phase. Die beiden Zyklen wechseln sich durchschnittlich alle drei Jahre ab.

Weltklima Wie lange El Niño anhält oder wie stark die Folgen sind, kann man nicht verlässlich voraussagen. El Niño hat Einfluss auf das Wetter weltweit, weil er Hoch- und Tiefdrucksysteme, Winde und Niederschläge beeinflusst – auch in Deutschland. Aufgrund der größeren Energiemenge, die El Niño weltweit liefert, sind auch neue und extremere Hitzerekorde und möglicherweise besonders heftiger Starkregen von den Alpen bis zur Nordsee wahrscheinlich.

Zum Artikel

Erstellt:
31. Januar 2025, 15:20 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen