Erzdiözese Freiburg

Was der katholische Wahlomat von Friedrich Merz hält

Das Freiburger Erzbistum hat einen Wahlkompass programmiert. Dabei vergleicht eine Künstliche Intelligenz die Wahlprogramme der Parteien mit der christlichen Soziallehre – mit teils überraschenden Ergebnissen.

Mittels künstlicher Intelligenz werden die Programme der Parteien  mit katholischen Glaubensgrundsätzen verglichen.

© Wahlkompass/Screenshot

Mittels künstlicher Intelligenz werden die Programme der Parteien mit katholischen Glaubensgrundsätzen verglichen.

Von Eberhard Wein

Es ist der Wahlomat für Katholiken, eine Art Katholomat also: Die Freiburger Erzdiözese hat auf ihrer Internetseite einen „Wahlkompass“ freigeschaltet. Mittels künstlicher Intelligenz werden die Programme der Parteien mit katholischen Glaubensgrundsätzen verglichen. Dazu habe man die Datenbank mit den wichtigsten Standardwerken der christlichen Soziallehre gefüttert, teilt das Erzbistum mit.

Direkte Wahlempfehlungen werden vermieden, doch wer fragt, bekommt von der KI erhellende Antworten. So wird das Regierungsprogramm der SPD recht deutlich für seine „klare Fokussierung auf soziale Gerechtigkeit und Solidarität“ gelobt. Bei der Bewahrung der Schöpfung liegen allerdings die Grünen vorn, erst beim christlichen Menschenbild ist die CDU erste Wahl, die eigentlich traditionell katholische Wähler anzieht. Bei der Bundestagswahl 2021 wählten noch 35 Prozent aus diesem Wählersegment die Union – immerhin elf Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt.

Und wen hätte Jesus gewählt?

Skeptischer äußert sich die KI über das Programm der FDP. Das Streben nach weniger staatlichen Eingriffen und mehr individueller Freiheit könnte zwar mit dem Prinzip der Subsidiarität in der katholischen Soziallehre harmonieren, das die Eigenverantwortung und die Unterstützung durch die Gemeinschaft betone. Der ausgeprägte Fokus auf wirtschaftliche Freiheit und reduzierte staatliche Interventionen „könnte aber im Widerspruch zu den Prinzipien der Solidarität und des Gemeinwohls stehen“, warnt der Wahlkompass.

Wenig Christliches kann er – trotz aller künstlicher Intelligenz – im Programm der AfD entdecken. Deren restriktive Zuwanderungspolitik und ihr Beharren auf kultureller Assimilation widerspreche der „offenen und integrativen Haltung der Kirche“, die Migranten unterstütze. Auch das leistungsorientierte Sozialstaatsmodell der AfD stößt auf Kritik. Einzig bei der Ablehnung der „Gender-Ideologie“ sei man beieinander. Gemeinsam favorisiere man traditionelle Familienwerte.

Auf alle Wahl- und Grundsatzprogramme der zur Bundestagswahl zugelassenen Parteien kann die KI zurückgreifen. So kommen selbst Kleinstparteien zu Ehren, wobei der Wahlkompass bei der MLPD bei der Suche nach Gemeinsamkeiten dann doch passen muss. Aufgrund der ideologischen Differenzen zum Marxismus-Leninismus sei es sehr „herausfordernd, direkte Übereinstimmungen zu finden“, seufzt die KI.

Wie die Erzdiözese betont, kann der Wahlkompass keine Online-Recherche anstellen und sich deshalb zu aktuellen Debatten und Ereignissen nicht äußern. Zu der Entscheidung von CDU-Chef Friedrich Merz, bei der Änderung des Asylrechts auf die AfD zu bauen, hat er aber bereits eine klare Meinung, wenngleich er diese wie immer nur im Konjunktiv äußert. Diese Entwicklung sei „bedenklich“ und „könnte als nicht im Einklang mit den Grundsätzen der katholischen Soziallehre betrachtet werden“. Dabei beruft er sich auf die Erklärung der deutschen Bischöfe mit dem Titel „Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar“. „Diese theologischen Grundlagen könnten die Bedenken hinsichtlich Friedrich Merz’ Kooperation mit einer bestimmten politischen Richtung untermauern, da diese eine restriktive Migrationspolitik verfolgt“, stellt die KI fest.

Und wen hätte Jesus gewählt? Der habe keine politische Partei bevorzugt, sondern die Liebe zu Gott und den Nächsten gelehrt, antwortet der Wahlkompass und gibt sich bibelfest. Wählen solle man trotzdem. Die katholische Lehre ermutige dazu, „die eigenen Werte und Überzeugungen in den demokratischen Prozess einzubringen“.

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Erstellt:
17. Februar 2025, 13:54 Uhr

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