Artenschutzkonferenz ohne Einigung

Was die Welt nicht schafft, darf in Deutschland nicht untergehen

Auf der Weltnaturschutzkonferenz hat man sich nicht darauf einigen können, wie die Ziele gegen das Artensterben finanziert werden sollen. Das Thema muss ernster genommen werden – auch in Deutschland, findet Hauptstadtkorrespondentin Rebekka Wiese.

Rund 150 Tier- und Pflanzenarten sterben aus – täglich.

© dpa/Oliver Berg

Rund 150 Tier- und Pflanzenarten sterben aus – täglich.

Von Rebekka Wiese

Bei der Weltnaturschutzkonferenz Ende 2022 in Montreal einigten sich die rund 200 teilnehmenden Länder darauf, mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen unter Schutz zu stellen. Die Industriestaaten sollten Geld für einen Biodiversitätsfonds bereitstellen.

Dieses Jahr sollte es im kolumbianischen Cali nun um die konkrete Umsetzung gehen. Doch am Wochenende musste das Treffen beendet werden, ohne dass die wohl wichtigste Frage geklärt worden war: die Finanzierung der beschlossenen Ziele. Dass das nicht gelang, ist dramatisch. Denn wie beim Klimaschutz drängt auch hier die Zeit– weltweit und in Deutschland.

Das größte Massensterben seit 66 Millionen Jahren

Wer hierzulande von Artenschutz hört, denkt wohl an Feldhamster, Fledermaus oder Rotmilan. Nicht selten verzögert sich der Bau neuer Wohnviertel oder Windkraftanlagen wegen dieser bedrohten Tierarten. Das mag nervig sein. Doch Zahlen zeigen, wie wichtig das Thema tatsächlich ist. Schätzungen zufolge sterben täglich 150 Pflanzen- und Tierarten aus. Fachleute sprechen vom größten Massensterben seit 66 Millionen Jahren. Damals verschwanden die Dinosaurier von der Erde.

Es geht dabei nicht nur um den Respekt vor anderen Lebewesen. Sondern auch darum, dass das, was da stirbt, das Fundament menschlichen Lebens ist. Mit den Ökosystemen rottet der Mensch seine eigene Lebensgrundlage aus.

Für Deutschland legte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) kürzlich eine neue Nationale Biodiversitätsstrategie vor. Doch wirken kann das Konzept nur, wenn es umgesetzt wird. In der Vergangenheit waren es auch Landwirtschafts- oder Wirtschaftsminister, die sich über Vorhaben zum Artenschutz hinwegsetzten – und damit Parteikollegen von Lemke. Auch für die Haushaltsverhandlungen muss klar sein, dass Artenschutz Geld kostet. Daran sind schon die Staaten in Cali gescheitert. Jetzt braucht es schnelle Lösungen.

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Erstellt:
3. November 2024, 16:52 Uhr

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