Social-Media-Trend

Was ist das „Main Character Syndrome“?

Wenn Sie in letzter Zeit in den sozialen Medien unterwegs waren, haben Sie vielleicht schonmal etwas über das „Main-Character-Syndrom“ gelesen. Der Begriff beschreibt in der Regel Menschen, die die Welt als ihre Bühne und sich selbst als Helden der Geschichte sehen.

Was ist das "Main Character Syndrome"?

© Kaspars Grinvalds/ Shutterstock

Was ist das "Main Character Syndrome"?

Von Katrin Jokic

Auf Deutsch bedeutet der Begriff „Main Character Syndrome“ so viel wie „Hauptcharakter-Syndrom“. Es beschreibt also eine Person, die sich so verhält, als sei sie die Hauptperson in einer Geschichte. Sie sieht sich selbst als die zentrale Figur, um die sich alles dreht. Der Begriff hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen, vor allem auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram, wo Menschen oft eine idealisierte Version ihres Lebens präsentieren.

Menschen mit dem „Main Character Syndrome“ zeigen möglicherweise Verhaltensweisen wie:

Der Begriff ist nicht ohne Grund so stark von Social Media geprägt, denn oftmals sind Menschen, die vom „Main Character Syndrome“ betroffen sind, auch gewissermaßen abhängig von der Bestätigung, die sie durch Likes, Kommentare und andere Interaktionen erhalten.

Je nach Kontext muss das „Main Character Syndrome“ aber nicht unbedingt negativ sein. Sich selbst und die eigenen Bedürfnisse in den Fokus zu nehmen, kann durchaus positiv sein. Dabei kann es vor allem für solche Menschen, die es anderen immer recht machen wollen, hilfreich sein, sich selbst als Hauptcharakter der eigenen Geschichte und des eigenen Lebens zu betrachten und die eigenen Bedürfnisse über die der anderen Menschen zu stellen.

Nach einem Urlaub die schönsten Bilder – auch von sich selbst – auf Social Media zu teilen und sich über Likes zu freuen, ist noch lange keine problematische Selbstinszenierung. Wer sich am Ende eines anstrengenden Workouts wie ein Held fühlt und die tollen Ergebnisse mit anderen teilen möchte, ist kein Narzisst. Und wer es bei einem Auftritt, einer Hochzeit oder einem Geburtstag genießt, im Mittelpunkt zu stehen, der ist ganz einfach im positiven Sinne der Hauptcharakter seines eigenen Lebens.

Schädlich wird das „Hauptcharakter-Syndrom“ vor allem dann, wenn die Fähigkeit zur Empathie verringert ist, wenn Beziehungen darunter leiden oder wenn es zu aufgesetztem, unauthentischem Verhalten führt, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wer alles um sich herum nur noch daraufhin betrachtet, wie es einen selbst und das eigene Leben betrifft, verliert womöglich das Mitgefühl und Verständnis für andere. Ebenfalls problematisch wird es, wenn andere Menschen als „Nebencharaktere“ oder Bösewichte wahrgenommen werden und man auf andere herabschaut. Wer on- und offline wie ein Drehbuchautor für die eigene Persönlichkeit agiert, sollte dieses Verhalten überdenken.

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Ist das „Main Character Syndrome“ Narzissmus?

Es ist wichtig zu beachten, dass das „Main Character Syndrome“ trotz seines Namens kein „Syndrom“ im medizinischen Sinne ist. Es handelt sich dabei nicht um eine anerkannte Störung oder Diagnose. Der Begriff entstand auf Social-Media-Plattformen und wir dort meist beiläufig verwendet.

Er ist auch nicht gleichzusetzen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, wie es auf TikTok & Co schnell getan wird. Denn wer ein wenig selbstverliebt ist und gerne im Mittelpunkt steht, hat noch lange keine Persönlichkeitsstörung, bei der es sich um eine psychiatrische Erkrankung handelt. Wenn Sie denken, dass Sie selbst oder jemand in Ihrem Umfeld so sehr unter dem „Main Character Syndrome“ und möglicherweise unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidet, dass es das Leben, die Beziehungen und das Wohlbefinden erheblich beeinträchtigt, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

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Erstellt:
24. Juni 2024, 13:48 Uhr

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