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Was ist ein Pilotabschluss?

IG Metall und Arbeitgeber einigen sich nach zähen Verhandlungen auf einen „Pilotabschluss“ – ein Meilenstein für die Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektroindustrie. Doch was genau ist ein Pilotabschluss, und welche Bedeutung hat er für die kommenden Tarifverhandlungen?

Was ist ein "Pilotabschluss", wie ihn die IG Metall im November 2024 erzielte?

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Was ist ein "Pilotabschluss", wie ihn die IG Metall im November 2024 erzielte?

Von Katrin Jokic

Nach intensiven, 18-stündigen Verhandlungen in Hamburg gibt es eine Einigung im Tarifstreit der Metall- und Elektroindustrie. Dieser sogenannte Pilotabschluss wurde für die Tarifbezirke Bayern und Küste erzielt und soll bundesweit als Vorlage dienen. Mit 3,9 Millionen Beschäftigten zählt die Metall- und Elektroindustrie zu den wichtigsten Branchen Deutschlands, darunter auch der Maschinenbau und die Autoindustrie.

Was ist ein Pilotabschluss?

Ein "Pilotabschluss" bezeichnet in der Tarifpolitik eine Einigung in Tarifverhandlungen zwischen einer Gewerkschaft und einem Arbeitgeberverband, die zunächst nur für eine bestimmte Region oder Branche gilt. Dieser Abschluss dient als Muster oder Richtlinie für weitere Tarifverhandlungen in anderen Regionen oder Unternehmen innerhalb derselben Branche.

Typischerweise handelt es sich dabei um eine Vereinbarung über Löhne, Arbeitszeiten und andere Arbeitsbedingungen, die in den Verhandlungen einer bestimmten Tarifrunde als "Leitlinie" für weitere Verhandlungen in anderen Bereichen dient. Nach einem Pilotabschluss wird oft erwartet, dass die wesentlichen Elemente dieser Einigung auch in anderen Tarifgebieten übernommen werden, was den Verhandlungsprozess in den nachfolgenden Runden beschleunigen kann.

Der Pilotabschluss hat eine Vorbildfunktion und signalisiert sowohl den Beschäftigten als auch den Arbeitgebern eine klare Richtung, auf die sich die Verhandlungen zubewegen könnten.

Der aktuelle Pilotabschluss der IG Metall

In den Verhandlungen forderte die IG Metall ursprünglich eine Lohnerhöhung von sieben Prozent über eine Laufzeit von zwölf Monaten. Angesichts der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten und der Inflation wollten die Gewerkschaften eine deutliche Verbesserung der Einkommen erreichen. Arbeitgeberverbände hingegen mahnten zur Mäßigung und verwiesen auf die wirtschaftlichen Herausforderungen, wie eine drohende Rezession und Strukturkrisen in der Branche.

Nach harten Verhandlungsrunden und mehreren Warnstreiks, an denen sich seit Ende Oktober über 600.000 Beschäftigte beteiligten, konnten die Tarifparteien schließlich einen Kompromiss erzielen. Die Einigung sieht eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um insgesamt 5,1 Prozent vor, aufgeteilt in zwei Stufen: 2,0 Prozent ab April 2025 und weitere 3,1 Prozent ab April 2026. Zusätzlich erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung von 600 Euro im Jahr 2025, und ab 2026 wird das tarifliche Zusatzgeld, eine jährliche Sonderzahlung, dauerhaft angehoben. Für Auszubildende gibt es eine überproportionale monatliche Erhöhung um 140 Euro ab Januar 2025. Sie erhalten jedoch keine Einmalzahlung.

Die Laufzeit des Tarifvertrages beträgt 25 Monate und soll den 3,9 Millionen Beschäftigten in allen elf Tarifregionen zugutekommen. Die erzielte Einigung in Bayern und im Tarifbezirk Küste gilt dabei als Pilotabschluss und wird voraussichtlich als Standard in anderen Tarifgebieten übernommen.

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Erstellt:
12. November 2024, 15:38 Uhr

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