Was tun gegen trockene Augen?
Wenn der Tränenfilm leicht reißt, kann dies zu unangenehmen Gefühlen im Augapfel führen –und Entzündungen nach sich ziehen
Etwa 15 bis 25 Prozent der Bevölkerung haben trockene Augen in unterschiedlichen Schweregraden. Noch häufiger ist das Gerstenkorn. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Frage: Welche Ursachen haben trockene Augen?
Ein reiner Tränenmangel ist selten. „In 90 Prozent der Fälle liegt gleichzeitig eine Störung in der Zusammensetzung des Tränenfilms vor, so dass dieser instabil wird und zu schnell aufreißt“, erklärt Augenarzt Andrei Bideak von der Klinik für Augenheilkunde am Uniklinikum Ulm. Die empfindliche Augenoberfläche ist dann häufig dem direkten Kontakt mit der – trockenen – Umgebungsluft ausgesetzt. „Neue Studien belegen, dass nicht selten eine Entzündungsreaktion beim trockenen Auge vorliegt“, sagt Bideak. Die ausgeschütteten Entzündungsbotenstoffe lassen den Tränenfilm noch instabiler werden. So entwickelt sich ein Teufelskreis. „Da das Epithel sich schnell erneuert, bleiben nur in wenigen Fällen dauerhafte Schäden zurück.“
Frage: Wann ändert sich der Tränenfilm?
Bei einer Lidrandentzündung können die sogenannten Meibomdrüsen – sie produzieren Talg – verstopfen und sich entzünden. Dadurch verringert sich die Ölphase im wässrigen Tränenfilm, weshalb die Tränenflüssigkeit viel schneller als normal verdunstet. Etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten mit der Hauterkrankung Rosacea haben wegen einer nicht ausreichenden Ölphase trockene Augen.
Frage: Und was ist mit dem Lidschlag?
Normalerweise blinzelt der Mensch zehn- bis fünfzehnmal pro Minute. Der Lidschlag verteilt den Tränenfilm gleichmäßig auf die Oberfläche des Auges und befeuchtet es so. Sitzt jemand lange Zeit vorm Bildschirm, blinzelt er nur ein- bis zweimal pro Minute.
Frage: Wodurch wird weniger Tränenflüssigkeit produziert?
Die Produktionsmenge nimmt mit zunehmendem Alter ab. Ansonsten sind Veränderungen meist durch die Lebens- und Umgebungsbedingungen verursacht. Dazu zählen Zigarettenrauch und Ozon, Zugluft und der Luftstrom aus Klimaanlagen, eine schlechte Beleuchtung des Arbeitsplatzes und trockene Luft. Auch die hormonellen Veränderungen in der Schwangerschaft und in den Wechseljahren können Zusammensetzung und Menge der Tränenflüssigkeit beeinträchtigen. Auch durch die Korrektur einer Kurzsichtigkeit mittels Laser, der Lasik, kann es zu trockenen Augen kommen. Dabei werden nämlich Hornhautnerven durchtrennt. Dadurch kann es zu einer verminderten Tränensekretion kommen.
Frage: Wie sieht es mit Kontaktlinsen aus?
„Eher nicht. Werden die sehr beliebten weichen Kontaktlinsen bei trockenen Augen verwendet, kann dies die Beschwerden verschlimmern, da sich die Tränenflüssigkeit nicht ungehindert auf der Augenoberfläche verteilen kann“, warnt der Ulmer Augenarzt.
Frage: Wie sieht die Behandlung der Meibomdrüsen aus?
Zunächst muss man die Lidränder gründlich reinigen. Dann möglichst 42 bis 43 Grad warme Kompressen oder Augenmasken für jeweils fünf bis zehn Minuten auf die Augen legen. Sobald die Kompressen abgekühlt sind, müssen sie wieder erwärmt werden. Ansonsten wird das Sekret in der verstopften Meibomdrüse nicht genug verflüssigt. Dann sollte man mit einem Wattestäbchen das verhärtete Sekret aus der Drüse in Richtung Lidkante ausmassieren – und das ein- bis zweimal täglich.
Frage: Können die Meibomdrüsen auch ein Gerstenkorn verursachen?
Ja, und zwar dann, wenn Bakterien aus der Umgebung in die verstopften Drüsen einwandern. Dann entzündet sich der Sekretpfropf. Zumeist sind es Staphylokokkus-aureus-Bakterien. Aber auch normale Hautkeime können diese Entzündung hervorrufen. „Die Keime vermehren sich, das Lid entzündet sich, ist rot, und es bildet sich Eiter“, sagt Bideak.
Frage: Wie wird man das Gerstenkorn los?
Kleine Gerstenkörner bilden sich oft innerhalb einer Woche von allein zurück, denn weiße Blutkörperchen bekämpfen die Bakterien und bauen dann das aufgestaute Sekret in den Talgdrüsen ab. Es verflüssigt sich und kann abfließen. „Entzündungshemmende antibiotische Augensalben und trockene Wärmeanwendungen können diesen Heilungsprozess unterstützen“, rät Bideak. Trockene Wärme etwa von einem Rotlicht verbessert die Durchblutung und Abwehr. Warme und feuchte Kamillenteebeutel sollten nicht verwendet werden, weil sie zusätzlich zu allergischen Reaktionen führen können und Gerbstoffe enthalten. Ist das Gerstenkorn reif und platzt nach vorne auf, sollte man das Sekret entfernen und die Lidränder reinigen. Sollte es sich nicht entleeren, wird der Augenarzt, sobald die Entzündung etwas abgeklungen ist, etwas nachhelfen.
Frage: Wie kann man einem Gerstenkorn vorbeugen?
Eine gute Lidrandhygiene ist eine sinnvolle Vorsorgemaßnahme. Dazu befeuchtet man ein Wattepad mit warmem Wasser, weicht Talgabsonderungen und Hautschüppchen auf und entfernt sie. Dann sollte man das Sekret der Lidranddrüsen mit Wattestäbchen ausmassieren