Ex-Trigema-Chef
Was Wolfgang Grupp von der Brandmauer hält
Vom einstigen AfD-Bürgermeister in Burladingen hat der Ex-Trigema-Chef nicht allzu viel gehalten. Doch was denkt er über eine Zusammenarbeit mit der Partei im Bund?
Von Eberhard Wein
Wolfgang Grupps Gastspiel bei der CDU liegt viele Jahre zurück und endete nach kurzer Zeit in einem Missverständnis. Trotzdem wünscht sich der einstige Trigema-Chef, der die Leitung seines Textilunternehmens in Burladingen vor einem Jahr an seine Kinder abgab, bei der Bundestagswahl am 23. Februar einen Sieg von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Bei der Wahl des notwendigen Koalitionspartners tut sich der 82-Jährige allerdings schwer mit einem Ratschlag. „SPD und Grüne sind für mich keine Option“, bekannte Grupp jetzt in einem Gespräch mit dem Anlegermagazin „Der Aktionär“.
Sein Wunschpartner wäre demnach die FDP, die allerdings selbst bei einem Wiedereinzug in den Bundestag wohl zu wenige Abgeordnete für eine Mehrheit aufbringen würde. „Hätte Herr Lindner im August die Regierung aufgelöst, hätte die FDP Zuspruch von ihren alten Wählern zurückgewinnen können, und eine Koalition mit der CDU wäre möglich gewesen“, sagte Grupp. Er habe das damals öffentlich empfohlen.
Von der Brandmauer hält er nichts
Bleibt also noch die AfD. Von der „Brandmauer“, die einer Regierungsbeteiligung dieser Partei bisher entgegensteht und auf die sich auch Merz immer wieder beruft, hält Grupp „im Prinzip nichts“. Vieles was die AfD speziell in der Migrationspolitik fordere, halte auch er für richtig. „Wenn eine Partei 30 Prozent Zustimmung bekommt, dann kann ich nicht sagen, ich spreche mit denen nicht“, sagte Grupp. Bei den jüngsten Wahlen in Ostdeutschland hatte die AfD um die 30 Prozent erzielt, bundesweit werden ihr seit Monaten aber nur 20 Prozent vorhergesagt.
Mit der AfD hat Grupp bereits unmittelbare Erfahrungen gesammelt. 2018 war der damalige Bürgermeister von Burladingen, Harry Ebert, in die AfD eingetreten und dadurch zum ersten und bisher einzigen AfD-Bürgermeister in Süddeutschland avanciert. Grupp forderte daraufhin Neuwahlen. Ein AfD-Bürgermeister sei „sicherlich nicht positiv für Burladingen“, hatte Grupp damals erklärt. Trigema ist der größte Arbeitgeber in der 12 000 Einwohner-Stadt auf der Schwäbischen Alb. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit seinem Gemeinderat trat Ebert wenig später zurück. Im vergangenen September wehrten sich Grupps Kinder Wolfgang junior und Bonita gegen eine Breitseite des Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke gegen deutsche Familienunternehmer.
Viele Chefs stehlen sich aus der Verantwortung
In den Chor vieler anderer Unternehmer, die über die Standortbedingungen in Deutschland jammern, stimmt Grupp senior übrigens nicht ein. Er sehe für Trigema keine Rezession und keine Flaute. „Auch in schwachen Zeiten haben wir eine starke Nachfrage.“ Trigema könne sofort 30 Näherinnen einstellen, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt verfügbar wären. Es brauche aber wieder mehr Verantwortung der Entscheidungsträger. Das sehe er bei vielen Unternehmern und Managern nicht, die schon der Rechtsform nach nicht ins Risiko gingen, sondern lieber eine GmbH gründeten und sich aus der Verantwortung stählen.
Als „eingetragener Kaufmann“ habe er auch immer mit seinem eigenen Vermögen in der Haftung gestanden. Es sei schon lange seine Forderung, eine solche Haltung steuerlich zu begünstigen. Ob Vollkasko oder Selbstbeteiligung: seit Jahren fordere er, hier einen Unterschied zu machen. Allerdings: auch Merz plant hier keine Neuregelung.