AfD vs. BSW
Weidel trifft auf Wagenknecht: So lief das TV-Duell der Frontfrauen
Sie sind zum ersten Mal im Fernsehen aufeinander getroffen: die AfD-Chefin Alice Weidel und die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht. Es war ein lautes Duell.
Von Rebekka Wiese
Es beginnt mit einem Zögern und einem Lachen. Wer darf denn jetzt anfangen? So kennt man die beiden Frauen sonst gar nicht, die an diesem Abend vor den Kameras stehen. Schließlich ist es Alice Weidel, die dann doch das Wort ergreift. „Ich glaube, dass wir uns beide auf das Duell freuen“, sagt sie und lächelt breit. Und für einen kurzen Moment kann man sich fragen, ob das nun überhaupt ein Duell wird – oder nicht eher eine Charmeoffensive.
Es ist das erste Mal, dass diese beiden Frauen im Fernsehen aufeinandertreffen: Alice Weidel, Bundesvorsitzende der AfD, und Sarah Wagenknecht, Parteichefin und -gründerin des BSW. Der Sender „Welt TV“ strahlte das Duell der beiden Frontfrauen am Mittwochabend aus. Chefredakteur Jan Philipp Burgard, der die Sendung moderierte, kündigte sie als „die beiden erfolgreichsten, aber auch umstrittensten Politikerinnen Deutschlands“ an. Beide gelten als gute Rednerinnen – und als Populistinnen.
Zwei Parteien an den Rändern
Weidel und Wagenknecht sind die Gesichter der beiden Parteien, die sich jeweils an den Rändern des demokratischen Spektrums in Deutschland positionieren: die AfD ganz rechts, das BSW links. Wobei umstritten ist, wie die Ausrichtung des BSW nun zu fassen ist und ob der Begriff „links“ wirklich passt. Ganz gleichsetzen lassen sich die Parteien in ihrer Randständigkeit ohnehin nicht. Während die AfD sich in den vergangenen Jahren offen radikalisiert hat und regelmäßig rechtsextremistisch äußert, ist beim BSW noch unklar, wohin es sich langfristig entwickeln wird. Weiter an den Rand oder womöglich doch zur Mitte? Beides wäre vorstellbar – auch nach dem TV-Duell.
Das war wohl das Spannendste, was an diesem Abend zu beobachten war: Wie verhalten sich Weidel und Wagenknecht als Politikerinnen von AfD und BSW zueinander? Gibt es Versuche, sich anzunähern – oder sich abzugrenzen? Man konnte beide Tendenzen erkennen, in der Wirtschaftspolitik lagen die Parteivertreterinnen zum Beispiel fast erstaunlich nah beieinander. Doch die zentralen Themen waren andere. Freundlich gelacht wurde gegen Ende nicht mehr.
Nähe zu Russland
Bei Russland lagen Weidel und Wagenknecht allerdings fast auf einer Linie – was zu erwarten war, sowohl das BSW als auch die AfD gelten als sehr kremlnah. Deshalb konnte es auch nicht überraschen, dass beide der NATO eine Mitschuld daran geben, dass Russland die Ukraine überfallen hat. Streit gab es unter den beiden in diesem Punkt vor allem um die Frage, welcher Partei das Thema denn nun eigentlich gehöre. Nach dem Wagenknecht ihre Ansichten erklärt hatte, sagte Weidel schlicht: „Das sind AfD-Positionen, wie wir sie von Anfang an vortragen.“ Worauf Wagenknecht entgegnete: „Frau Weidel, das finde ich jetzt ein bisschen billig.“
Insgesamt war zu beobachten, wie sich im Laufe des Abends die Stimmung zwischen den beiden Parteivertreterinnen veränderte. Anfangs lächelte Weidel noch freundlich, klang teilweise so mild, wie man sie sonst kaum kennt. Das änderte sich allerdings spätestens, als es um das Thema Migration ging. Inhaltlich war der Abschnitt zwar wenig interessant, weil er teils erwartbar, teils von falschen Behauptungen durchsetzt war. Weidel sagte zum Beispiel, dass es möglich sei, sich nach drei Jahren einbürgern zu lassen, ohne Deutsch zu sprechen oder je gearbeitet zu haben. Das ist falsch. Das Gesetz dazu ist eindeutig: Um eine deutsche Staatsbürgerschaft nach drei Jahren zu erhalten, muss man sehr gut Deutsch sprechen, sehr gute Leistungen im Job erbracht haben oder ehrenamtlich engagiert sein – und in jedem Fall ein eigenes Einkommen beziehen.
Die Cause Höcke
Bemerkenswert war dieser Teil aber deshalb, weil Wagenknecht Weidel damit konfrontierte, dass sie AfD Extremisten wie den Thüringer AfD-Chef Björn Höcke nicht nur in ihren Reihen hat, sondern sogar von diesen bestimmt wird. Sie erinnerte Weidel daran, dass diese 2017 noch selbst dafür war, Höcke aus der AfD auszuschließen. „Sie haben ihm damals Nähe zum Nationalsozialismus attestiert“, sagte Wagenknecht zu Weidel. „Und heute machen Sie für ihn Wahlkampf.“ Die wollte am liebsten gar nicht über Höcke sprechen. Dabei war sie noch vor weniger als sechs Wochen mit ihm gemeinsam auf dem Domplatz in Erfurt aufgetreten.
Weidel versuchte auszuweichen, indem sie Wagenknecht deren einstige Mitgliedschaft in der SED vorwarf und an ihre Schwärmereien für Kuba und Venezuela erinnerte. Das gestand die BSW-Chefin teilweise sogar ein. „In den Neunzigerjahren habe ich Dinge aus Trotz gesagt, die ich heute für ziemlich abenteuerlich halte“, sagte sie.
Es war ein Duell, das wohl mehr Fragen aufwarf, als es beantwortete. Und vielleicht nicht das letzte zwischen den beiden Frauen.