6. Januar: Dreikönigsfest
Magier, Sterndeuter, Weise: Die Legende von den Heiligen Drei Königen
Die Heiligen Drei Könige Kaspar, Melchior und Balthasar ruhen der Überlieferung zufolge im Kölner Dom. Die „Weisen aus dem Morgenland“ faszinieren noch immer. Eine Spurensuche in Bibel und Kirchengeschichte.
Von Markus Brauer/dpa
„Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.“ (Die Bibel, Matthäus-Evangelium, Kapitel 2, Vers 1, 2)
Anders als in der Geburtsgeschichte des Lukas erzählt der Evangelist Matthäus, dass Männer aus fernen Ländern dem Neugeborenen huldigen. Im Neuen Testament werden diese weder als Könige bezeichnet noch gibt es eine Angabe über ihre Anzahl. Sie sind Weise aus dem Morgenland, Sterndeuter, Magier, die durch den Stern von Bethlehem zu Jesus geführt wurden. Im dritten Jahrhundert n. Chr. entstanden die ersten Legenden, die Namen Caspar, Melchior und Balthasar wurden erstmals im 6. Jahrhundert n. Chr. erwähnt.
Epiphanias: Fest der Erscheinung des Herrn
Jedes Jahr am 6. Januar feiern die Katholiken weltweit eines ihrer höchsten Feste: das Hochfest der Erscheinung des Herrn („Sollemnitas in Epiphania Domini“), volkstümlich und in vielen Kalendern auch als Dreikönigsfest, Dreikönigstag, Heilige Drei Könige und Heiligedreikönigstag bezeichnet. Der Tag erinnert an das Jesuskind in der Krippe und damit nach christlichem Glauben an das Erscheinen Gottes in der Welt. Auch in den evangelischen Kirchen wird an diesem Tag an die Weisen gedacht.
Epiphanias ist abgeleitet vom griechischen Wort „epiphaneia“ – Erscheinung. In Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Österreich ist der Tagein ein gesetzlicher Feiertag.
Beim Matthäus sind es sozial hochgestellte Persönlichkeiten, denen Herodes Audienz gewährt, und die den neugeborenen Jesus als Erste sehen und als „König der Juden“ begrüßen. Die „Weisen aus dem Morgenland“ symbolisieren die Völker der Erde. An ihnen zeigt sich beispielhaft, dass Jesus auch Retter für alle Menschen ist und nicht für das Volk Israel.
Gold, Weihrauch und Myrrhe
„Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ (Matthäus, Kapitel 2, Vers 10, 11)
- Vor allem die Gabe von Gold ist eine symbolische Handlung: Gottes Sohn wird durch das Kostbarste geehrt, was die Welt bietet.
- Weihrauch ist ein weißes Baumharz, das beim Verbrennen einen kräftigen, würzigen Duft verbreitet.
- Myrrhe wiederum ist das duftende Harz eines immergrünen Baumes, das in der Antike sehr begehrt war und zur Herstellung von Parfüm, Salböl, Gewürz sowie als Wohlgeruch bei Bestattungen verwendet wurde.
- Die frühen Kirchenväter sehen in den Gaben der Weisen die erste, symbolische Erfüllung der alttestamentlichen Weissagung des neugeborenen Messias. Bei seiner Wiederkunft in der Apokalypse trägt der Himmelskönig „eine goldene Krone auf seinem Haupt“ (Offenbarung 14,14).
Legenden von den „Weisen aus dem Morgenland“
Eben diese Könige ruhen der Überlieferung zufolge in Köln am Rhein. Der Dom, eine der größten Kirchen der Welt, ist sogar nur für sie gebaut worden. Im Mittelalter ging eine solche Faszination von den Gebeinen aus, dass Köln zum größten Pilgerort nach Rom und Santiago de Compostela wurde.
Viele Legenden umranken die Weisen aus dem Morgenland. „Heilig gesprochen wurden sie nie, sie werden nur so genannt“, erläutert der Theologe Manfred Becker-Huberti. „Dass es drei waren, wird nur davon abgeleitet, dass sie drei Geschenke mitgebracht haben sollen: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Könige sind es wohl auch nicht gewesen.“
Diese Bezeichnung werde erst seit dem 5. Jahrhundert verwendet, vermutlich weil im Alten Testament prophezeit wird, dass der Messias von Königen beschenkt werden wird. „Die Christen wollten einen weiteren Beleg dafür liefern, dass wirklich Jesus dieser Messias ist.“
Mitglieder der persisch-babylonischen Priesterkaste
Der einzige biblische Autor, der die Könige überhaupt erwähnt, der Evangelist Matthäus, nennt sie „magoi“. „Das kann man wohl am besten mit ‚Sterndeutern‘ übersetzen“, erklärt Becker-Huberti. Die „magoi“ waren Mitglieder der persisch-babylonischen Priesterkaste, die sich mit Astronomie und Astrologie beschäftigten.
Einen wahren Kern könnte der geheimnisvolle Stern haben, der die Könige geführt haben soll. Forscher haben herausgefunden, dass im Jahr 7 v. Chr. eine Konjunktion stattgefunden hat, ein enges Nebeneinanderstehen der Planeten Saturn und Jupiter. Das kommt nur alle 800 Jahre vor. Was die Sache noch erstaunlicher macht: Nach heutigem Forschungsstand wurde Jesus nicht in dem Jahr geboren, das als Jahr 0 den Beginn der Zeitrechnung markiert, sondern einige Jahre früher.
Von Kaspar zu Kasperle
Im Mittelalter wurde die Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland auch als Theaterstück aufgeführt. Es war der Vorläufer des Krippenspiels. Und noch etwas entwickelte sich aus diesen Vorführungen: Die Figur des Königs Kaspar blieb als Kasperle zurück.
Die ursprünglich nach vorn herunterhängende Zipfelmütze geht direkt auf die Mützen zurück, mit der die Weisen auf frühen Abbildungen dargestellt wurden: Es war die typische Kopfbedeckung Kleinasiens, der möglichen Heimat der Sterndeuter.
Der Stern von Bethlehem: Gemälde von Edward Burne-Jones (1833-1898(), um 1888. Foto: Imago/Gemini Collection
Knochen kamen 1164 als Kriegsbeute nach Köln
Spannend ist auch die Frage, wie alt die Knochen sind, die im Kölner Schrein aufbewahrt werden. Alt sind sie auf jeden Fall: Sie wurden im Jahr 1164 als Kriegsbeute aus Mailand nach Köln geschafft. Wissenschaftlich untersucht worden sind die Knochen aber noch nie, nur die Stoffe, in die sie eingewickelt sind. Das Ergebnis: Es handelt sich um syrischen Damast, Purpur und Seide aus dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus. Also immerhin aus der Antike, wenn auch nicht aus der Zeit von Jesus.
Ein Aspekt macht die Könige bis heute aktuell: Schon im Mittelalter wurden sie den drei damals bekannten Kontinenten Europa, Asien und Afrika zugeordnet. Sie repräsentieren damit alle Menschen der Welt und sie befinden sich auf einer Reise. In einer Stadt wie Köln, in der Menschen aus über 180 Nationen mit mehr als 150 verschiedenen Religionen zusammenleben, sind sie damit immer noch goldrichtig.