Cannabis-Aktien
Welche Unternehmen profitieren?
Unternehmen hoffen auf einen Milliardenmarkt. Doch bringt die Legalisierung von Cannabis in Deutschland für Aktionäre eine rauschende Rendite oder bleibt der Kursboom aus?
Von Imelda Flaig
Legalisierungsgerüchte sorgen immer wieder für Kursfantasie, doch bislang fiel die Rendite der meisten Cannabis-Aktien wenig berauschend aus.
Die größten Cannabis-Unternehmen sitzen in Kanada und in den USA. Wer sich mit Cannabis-Aktien auseinandersetzt, trifft etwa auf Tilray, Aurora Cannabis oder Canopy Growth – allesamt Kanada – oder Amyris (USA). Es gibt aber auch deutsche börsennotierte Firmen in dem Markt: Synbiotic aus München und die beiden Berliner Unternehmen Cannovum, Cantourage.
„Nichts für schwache Nerven“
„Cannabis-Aktien sind von hoher Volatilität geprägt und sicher nichts für schwache Nerven“, sagt Sebastian Schick, Finanzexperte beim Verbraucherportal biallo.de. Der anfänglichen Euphorie aus den Jahren 2017 und 2018 sei erst einmal Ernüchterung gefolgt. Die meisten großen Produzenten machten noch keine nachhaltigen Gewinne. Er rät in diesem Sektor, nicht alles auf eine Karte beziehungsweise eine Aktie zu setzen und sieht Einzeltitel nur als Beimischung.
Deutsche Cannabis-Unternehmen haben teils auf die Legalisierungspläne reagiert. Synbiotic in München sieht sich nach eigenen Angaben als „größte börsengelistete Unternehmensgruppe Europas im Hanf- und Cannabissektor“. Sie deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – vom Anbau über die Produktion bis zum Handel und bedient den Markt mit Nahrungsergänzungsmitteln, Kosmetik, den medizinischen Bereich und den sogenannten Freizeitkonsum.
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Synbiotic positioniert sich im Vertrieb
Mit den vorgestellten Gesetzesplänen sei eine echte Legalisierung nicht vom Tisch, sondern lediglich in zwei Phasen aufgeteilt, kommentierte Synbiotic-Chef Lars Müller die bislang bekannten Eckpunkte der Bundesregierung zur Legalisierung von Cannabis. Die kontrollierte Abgabe durch lizenzierte Fachgeschäfte bleibe das langfristige Ziel der Bundesregierung, so Müller.
Synbiotic hat sich schon Anfang März mit einem Partner zusammengetan und ein Konzept für Cannabis-Verkaufsstellen entwickelt. Das Unternehmen hofft weiter auf einen Milliardenmarkt, auch wenn die Pläne der Bundesregierung zur Legalisierung von Cannabis für den Freizeitkonsum nun nicht so umfassend ausfallen, wie sich viele Firmen erhofft haben. Mit den neuen Regelungen dürfte kurzfristig kaum mehr Geld verdient werden als zuvor.
Das Münchner Unternehmen will nach eigenen Angaben im Sinne der Aktionäre die „disziplinierte Kostenoptimierung“ fortsetzen und im zweiten Quartal 2023 weitere Produktinnovationen für den Markt rund um medizinisches Cannabis für Selbstzahler vorstellen. Ziel sei, die für 2023 geplante Gewinnschwelle frühzeitig zu erreichen. Synbiotic hat aktuell einen Börsenwert von rund 25 Millionen Euro. Die Aktie ist derzeit im Abwärtstrend. Der Höchstkurs lag Anfang Dezember 2021 bei rund 40 Euro und schwankte zuletzt zwischen fünf und sechs Euro.
Cantourage ist seit November 2022 börsennotiert
Auch für das Berliner Cannabis-Unternehmen Cantourage, das 2018 gegründet und seit November 2022 börsennotiert ist, lief es an der Börse eher schleppend. 2022 hat Cantourage seinen Umsatz mit dem Verkauf von medizinischen Cannabisprodukten auf fast auf 14 Millionen Euro verdreifacht. „Die erfolgreichen vergangenen Monate zeigen, dass wir schon jetzt ein etablierter Akteur im Wachstumsmarkt für medizinisches Cannabis sind“, lässt sich Cantourage-Chef Philip Schetter in einer Pressemitteilung zitieren. Man sieht sich auch gut positioniert, um auch im Freizeitmarkt eine Rolle zu spielen, auch wenn das in den kurzfristigen Planungen noch keine Rolle spiele.
Cannovum setzt auf Anbau-Sets
Das Berliner Unternehmen Cannovum verfügt über alle nötigen Lizenzen für die Herstellung, Verarbeitung und den Vertrieb von Cannabis für medizinische Zwecke – und für den Freizeitkonsum. Der Umsatz kommt bislang zu 100 Prozent aus dem Handel mit medizinischem Cannabis, das soll sich jetzt ändern. Mit Partnern will das Unternehmen nach eigenen Angaben jetzt für Cannabis-Clubs Anbau-Sets entwickeln, die Samen, Nährstoffe, Wachstumslampen und andere Produkte enthalten, die beim Anbau von Cannabispflanzen wichtig sind.
Indexfonds als Alternative
Finanzexperte Schick sieht als Alternative zu Cannabis-Aktien auch Cannabis-ETFs, also börsengehandelte Indexfonds. In Deutschland sind derzeit zwei ETFs zum Handel zugelassen: Der Rize Medical Cannabis and Life Sciences UCITS ETF sowie der HANetf The Medical Cannabis and Wellness UCITS ETF. Beide wiesen allerdings relativ hohe Kosten von 0,65 beziehungsweise 0,80 Prozent pro Jahr auf. Zudem liege das Fondsvolumen erst im niedrigen zweistelligen Millionenbereich, so Schick.
Eckpunkte der Legalisierung von Cannabis
Pflanzen Die Bundesregierung will Erwachsenen den Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis erlauben. Legal sein soll der Eigenanbau von maximal drei Pflanzen, ebenso wie Cannabis-Clubs, um gemeinsam „Gras“ anzubauen.
Modellregionen Die ursprünglich geplanten Cannabis-Fachgeschäfte, in denen Rausch-Produkte frei an Erwachsene verkauft werden könnten, kommen dagegen erst einmal nicht, weil das auf Widerstand bei der EU in Brüssel gestoßen war. Dies soll erst in einem zweiten Schritt in einigen Modellregionen erprobt werden – mit wissenschaftlicher Begleitung. Zu medizinischen Zwecken ist die Abgabe von Cannabis in Deutschland schon seit 2017 erlaubt.