Reduzierung von Kunststoffmüll

Weltplastikabkommen vertagt - Hoffnung trotz Enttäuschung

Keine Einigung zur Plastikfrage: Das internationale Abkommen zur Reduzierung von Kunststoffmüll ist aufs kommende Jahr verschoben worden. Umweltschützer und Forscher bedauern das, haben aber noch Hoffnung.

Die Entscheidung über ein Weltplastikabkommen wird vertagt. (Symbolbild)

© dpa/Rolf Vennenbernd

Die Entscheidung über ein Weltplastikabkommen wird vertagt. (Symbolbild)

Von KNA

Die Entscheidung über ein Weltplastikabkommen wird vertagt. Die Verhandlungen im südkoreanischen Busan sind zunächst ohne Einigung zu Ende gegangen und sollen im kommenden Jahr fortgesetzt werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nannte es am Sonntagabend fatal, dass die Blockade einiger Staaten den Abschluss des globalen Abkommens gegen Plastikverschmutzung verhindert habe. Auch Umweltverbände, Forschung und die Industrie selbst bedauern den ausgebliebenen Abschluss, wollen die Linie aber fortsetzen.

Laut Lemke ging von den Verhandlungen in Busan auch ein positives Signal aus. „Die große Mehrheit der Staaten will ein Abkommen, das wirkt. Und diese Gruppe wächst.“ Auch die Meeresökologin Melanie Bergmann, die als Beobachterin vor Ort war, spricht von einigen „Lichtblicken“ der Gespräche. „So haben zum Beispiel über 100 Teilnehmende eine Eingabe von Panama unterschrieben, die konkrete Plastikproduktionsgrenzen beschreibt, die im Abkommen festgehalten werden sollen.“ Generell sei positiv zu vermerken, dass in der Frage mehr auf die Wissenschaft gehört werde, so die Forscherin vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

Mehr Zeit nötig, um Abkommen zum Abschluss zu bringen

Gleichzeitig bedürfe es noch mehr Zeit, um das Abkommen in einer neuen Verhandlungsrunde zu einem Abschluss zu bringen. „Hier werden wir an dem Text anknüpfen und hoffentlich durch Beratungen mit vielen Ländern und durch Diplomatie dafür sorgen, dass sich die Positionen annähern und wir sukzessive einem wirksamen Abkommen näherkommen, das auf wissenschaftlichen Fakten beruht.“ Die Einigung sei schwer, da öl- und gasproduzierende Staaten auf eine Verzögerung oder Verhinderung des Abkommens hinarbeiteten. „Einige sind auch leider davor nicht zurückgeschreckt, Wissenschaft falsch darzustellen und Desinformationen zu verbreiten“, sagte Bergmann. „Das hat dazu geführt, dass wir nicht so weit gekommen sind, wie wir uns das vorgestellt hatten.“

Die Umweltschutzorganisation WWF forderte die Staatengemeinschaft auf, den Verhandlungsprozess so schnell wie möglich abzuschließen. Seit dem Beschluss aus dem Jahr 2022, ein Abkommen gegen Plastikverschmutzung zu erarbeiten, seien mehr als 1.000 Tage vergangen. „In dieser Zeit wurden mehr als 800 Millionen Tonnen Plastik produziert, von denen mehr als 30 Millionen Tonnen in unsere Ozeane gelangten, die Tierwelt schädigten, Ökosysteme vergifteten und Leben zerstörten, ganz abgesehen von dem Plastikmüll, der auf Mülldeponien gelandet ist oder verbrannt wurde.“

Deutsche Umwelthilfe: Deutschland muss Führungsrolle einnehmen

Die Deutsche Umwelthilfe forderte, dass Deutschland beim Fortgang der Verhandlungen eine Führungsrolle einnehmen müsse. Hier werde mit 227 Kilogramm pro Kopf im Jahr der zweitmeiste Verpackungsmüll in Europa verursacht. Die künftige Bundesregierung solle zudem eine Abgabe von mindestens 20 Cent auf Einweg-Getränkeverpackungen wie Plastikflaschen sowie 50 Cent auf Einweg-Takeaway-Verpackungen erheben.

Auch die kunststoffproduzierende Industrie in Europa warb für die Beibehaltung eines ambitionierten Kurses. Um das Abkommen in der kommenden Verhandlungsrunde abzuschließen, brauche es eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Industrie und Gesellschaft, betonte die Geschäftsführerin des Verbandes der europäischen Kunststofferzeuger, Virginia Janssens.

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Erstellt:
2. Dezember 2024, 16:10 Uhr

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