Zucker in der Schwangerschaft

Wenig Zucker schützt Babys vor Krankheiten

Dass zu viel Zucker nicht gesund ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Nun hat eine Studie ergeben, dass ein geringer Zuckerkonsum während der Schwangerschaft beim Kind das Risiko, später chronische Krankheiten wie Bluthochdruck zu bekommen, deutlich senkt.

Wer in der Schwangerschaft weniger Zucker zu sich nimmt, kann sein Kind vor chronischen Krankheiten schützen.

© /imagebroker/Lacz Gerard

Wer in der Schwangerschaft weniger Zucker zu sich nimmt, kann sein Kind vor chronischen Krankheiten schützen.

Von Bettina Hartmann

Schon lang ist klar: Zucker in zu großen Mengen ist ungesund. Auch dass Schwangere beim Zuckerkonsum vorsichtig sein sollten, ist wissenschaftlich bewiesen. Nun hat eine weitere Studie ergeben, dass das Risiko für Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck bei Kindern deutlich gesenkt werden kann, wenn werdende Mütter weniger Zucker konsumieren. Laut der Studie, die am Donnerstag im Fachjournal „Science“ veröffentlicht wurde, verzögert die Rationierung von Zucker in den ersten Lebensmonaten nach Zeugung das Risiko den Ausbruch der chronischen Krankheiten um vier beziehungsweise zwei Jahre. Ein geringerer Zuckerkonsum während der Schwangerschaft wäre allein für etwa ein Drittel der Risikoreduktion für das sich entwickelnde Kind verantwortlich.

„Die Ergebnisse der Studie sind beeindruckend – und auf der anderen Seite überrascht mich der Effekt nicht“, ordnet Regina Ensenauer, Leiterin des Instituts für Kinderernährung am Max Rubner-Institut in Karlsruhe, die Ergebnisse der Forscher aus den USA und Kanada ein. Die Studie bestätige, dass die Ernährung ganz früh im Leben eine große Bedeutung habe und dass Prävention sehr früh begonnen werden müsse.

Zu viel Zucker erhöht auch Risiko für Übergewicht

„Wenn die Mutter zu viel Zucker im Blut hat – wie zum Beispiel bei Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes –, dann geht der Zucker von der Mutter aufs Kind über. Der Fötus reagiert auf den erhöhten Zuckergehalt und schüttet Insulin aus, es kommt zur Hyperinsulinämie.“ Diese Kinder hätten später ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, so Ensenauer weiter.

Die Studie wurde von drei Ökonomen aus den USA und Kanada durchgeführt, die Daten aus dem Ende der Zuckerrationierung Anfang der 50er Jahre im Vereinigten Königreich nutzten. Als der Zucker nach dem zweiten Weltkrieg rationiert wurde, konsumierten die Menschen durchschnittlich bis zu 40 Gramm freien zugesetzten Zucker pro Tag. Diese Menge entspricht in etwa der aktuellen Ernährungsempfehlung der WHO von höchstens 50 Gramm freiem Zucker pro Tag.

Nach Aufhebung der Rationierung verdoppelte sich der Zuckerkonsum der britischen Bevölkerung fast schlagartig – mit Auswirkungen auf Föten und Kinder. Die Auswertung ergab, dass die Rationierung in den ersten 1000 Tagen das langfristige Diabetesrisiko um etwa 35 und das Bluthochdruckrisiko um etwa 20 Prozent senkte.

Deutsche essen täglich 91 Gramm Zucker

„Es ist bekannt, dass die sehr frühzeitige zuckerreiche Ernährung in der Kindheit, Übergewicht in jungen Jahren und ein ‚familiär ungesundes Ernährungsmuster‘ die Chancen auf spätere Erkrankungen deutlich erhöhen“, sagt Stefan Kabisch, Studienarzt in der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Charité in Berlin. Der Zuckerkonsum in Deutschland liegt laut der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bei 33,2 Kilogramm pro Kopf und pro Jahr. Das entspricht ungefähr 91 Gramm pro Tag. Dementsprechend konsumieren die Menschen und vermutlich auch Schwangere in Deutschland deutlich mehr Zucker als von der WHO empfohlen.

Weniger Zucker zu konsumieren kann aber nicht nur individuell, sondern auch gesundheitspolitisch adressiert werden: Eine wirksame Maßnahme ist zum Beispiel eine Zuckersteuer, die bereits in über 40 Ländern eingeführt wurde und von Forschenden auch für Deutschland befürwortet wird. Andere Maßnahmen wären zum Beispiel Kennzeichnungen auf Lebensmittelverpackungen wie der Nutri-Score, Anpassungen des Lebensmittelangebots in öffentlichen Einrichtungen, die Veränderung von Lebensmittelrezepturen und die Einschränkung von Werbung für zuckerreiche Lebensmittel für Kinder.

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Erstellt:
31. Oktober 2024, 19:40 Uhr

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