Wettbewerbsfähigkeit

Wenige Innovationen in kleinen Betrieben

Es mangelt an Fachkräften und Kapital: Die Ausgaben der kleineren und mittleren Unternehmen für Neuerungen sind gesunken.

ZEW-Präsident Achim Wambach: Klimawandel und Transformation erfordern Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit.

© dpa/Uwe Anspach

ZEW-Präsident Achim Wambach: Klimawandel und Transformation erfordern Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit.

Von Ulrich Schreyer

Innovationen sind ein entscheidender Faktor für Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit. Doch was die Zukunftsfähigkeit kleinerer und mittlerer Firmen angeht, ist die Tendenz eindeutig: „Wir sehen schon seit Jahren, dass sich immer mehr dieser Unternehmen weniger mit Innovationen befassen“, analysiert Christian Rammer, Projektleiter im Forschungsbereich Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Als Hemmnisse sieht Rammer fehlende Fachkräfte, Bürokratie und Berichtspflichten, aber auch einen Mangel an Kapital. „Für eine Innovation muss man schon mal 100 000 Euro in die Hand nehmen.“

Der Standort Deutschland schwächle, so der Befund von ZEW-Präsident Achim Wambach. „Hinzu kommt: Klimawandel und Transformation erfordern Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit. Dafür ist das deutsche Innovationsmodell, das seit jeher auf Gründlichkeit und vorsichtigem Fortschritt beruht, nicht gut aufgestellt.“

Baden-Württemberg ist jedoch deutschlandweit immer noch eine der Regionen mit den meisten Innovationen. „Die Innovationstätigkeit wurde vor allem durch das hohe Tempo beim Ausbau der Elektromobilität vorangetrieben“, so Susanne Herre, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. Autoindustrie und Maschinenbau spielen bei Innovationen im Südwesten eine wesentliche Rolle. „Der Maschinenbau ist innovativer als der Durchschnitt der Wirtschaft“, erläutert Dietrich Birk, Geschäftsführer des Branchenverbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Nach der jüngsten Studie des ZEW stiegen die Ausgaben für Innovationen in Deutschland 2022 gegenüber dem Vorjahr zwar um fast sieben Prozent auf knapp 190,7 Milliarden Euro. 2024 könnten 192,4 Milliarden für Investitionen bereitgestellt werden. Doch schon 2022 sei der Anstieg allein auf die Großunternehmen zurückzuführen gewesen. Die Innovationsausgaben der kleineren und mittleren Unternehmen seien um 0,2 Prozent auf 30,6 Milliarden Euro gesunken. Eine Untersuchung von IW Consult aus Köln weist in eine ähnliche Richtung: Danach kann sich nur noch jedes fünfte Unternehmen als innovativ bezeichnen, „fast vier von zehn Unternehmen haben zudem aufgehört, aktiv nach Neuerungen zu suchen“.

Die Zeit drängt

Besorgt zeigt sich auch die Deutsche Industrie- und Handelskammer. „Die Zeit drängt, denn das Interesse der Unternehmen am Aufbau von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Ausland steigt. Mehr als jedes dritte Unternehmen plant diesen Schritt“, sagt Achim Dercks, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer.

Zum Artikel

Erstellt:
3. Juni 2024, 17:08 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen