Besorgte Unternehmen: Rückgang der Azubis

dpa/lsw Stuttgart. Freie Lehrstellen sind nicht das Problem, sondern mangelnde Bewerberzahlen. Die Wirtschaft sorgt sich um die Fachkräfte von morgen.

Ein Auszubildender arbeitet in einer Werkstatt. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Symbolbild

Ein Auszubildender arbeitet in einer Werkstatt. Foto: Christoph Schmidt/dpa/Symbolbild

Unmittelbar vor dem Start des neuen Ausbildungsjahrs gibt es noch 28 000 freie Lehrstellen in Baden-Württemberg. Viele Betriebe suchten noch dringend Auszubildende und bekämen derzeit keine oder zu wenige Bewerbungen, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) am Mittwoch in Stuttgart. Die Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt in Folge der Corona-Pandemie seien immer noch groß.

Unterdessen warnte der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) vor einem weiteren Rückgang der Ausbildungszahlen. Es müsse viel stärker für die berufliche Ausbildung geworben werden, sagte BWIHK-Chef Wolfgang Grenke. „Die Karriere mit Lehre muss auch von der Politik verstärkt unterstützt werden.“ Hoffmeister-Kraut sagte: „Einen Corona-Jahrgang 2020 konnten wir vermeiden. Mit einem Minus von 10,3 Prozent bei den neuen Ausbildungsverträgen im September 2020 hat die berufliche Ausbildung aber einen spürbaren Dämpfer hinnehmen müssen.“

Grenke sieht in kontinuierlicher dualer Ausbildung auch eine probates Mittel, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken. Der Ruf nach immer mehr Akademikern löse das Problem des bedarfsorientierten Fachkräftemangels in den Betrieben nicht, sagte der BWIHK-Präsident und warnte: „Bis 2035 wird fast jede vierte Stelle im Land unbesetzt sein.“ Wenn es nicht genügend Fachkräfte gebe, habe das gravierende Auswirkungen auf den Standort Baden-Württemberg. „Es gehen zwar nicht die Lichter aus, aber das schadet der Attraktivität des Landes und kann auch zur Abwanderung von Unternehmen führen.“

Während der Corona-Pandemie habe es viele Probleme bei der Ansprache potenzieller Azubis gegeben. So seien Ausbildungsmessen weggefallen, oder es gab in den Schulen keine entsprechenden Veranstaltungen, weil alle im Fernunterricht waren. Die digitalen Ersatzangebote seien nicht so wirkungsvoll wie der direkte Kontakt.

Zugleich mahnte Grenke eine bessere Ausstattung der Berufsschulen an. „Der Staat muss verstärkt in die Berufsschulen investieren. Zum einen in die technische Ausstattung und zum anderen auch in das Personal.“ Jede ausgefallene Unterrichtsstunde mache sich bemerkbar.

© dpa-infocom, dpa:210811-99-799342/4

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Erstellt:
11. August 2021, 07:03 Uhr

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