Abi 2023: Werkvergleich und Kommentar sind am Taus-Gymnasium in Backnang beliebt
Etwa 47500 Schülerinnen und Schüler der allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien haben am 26. April die Abiturprüfung in Deutsch abgelegt. Für manche Abiturienten war es die erste, für andere schon die letzte schriftliche Prüfung. Mit den Aufgaben waren viele zufrieden.

© Alexander Becher
Schulleiter Udo Weisshaar teilt am Gymnasium in der Taus die Abiturprüfungen im Fach Deutsch aus. Foto: Alexander Becher
Von Kristin Doberer
Backnang. Um Punkt 14.45 Uhr gingen am 26. April die Türen in den Klassenzimmern im obersten Stock des Gymnasiums in der Taus auf. Nach fast sechs Stunden Prüfung im Fach Deutsch strömen die Abiturienten heraus, die meisten nutzten die Zeit bis zur letzten Minute aus. Nur wenige verließen den Prüfungsraum schon früher, Yannick Fink ist einer von ihnen. „Für mich wäre es auch ohne extra Zeit gegangen“, meint der Abiturient. Denn in den schriftlichen Prüfungen gab es in diesem Jahr nochmals 30 Minuten Zeitbonus (siehe Infotext). Aber er habe auch den Kommentar gewählt, da sei man ohnehin auf eine gewisse Zeichenzahl eingeschränkt, räumt Yannick Fink ein.
Bei dieser Aufgabe müssen die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage der vorgelegten Materialien einen Kommentar zum Thema „Politische Rhetorik – nur Mittel zur Manipulation?“ schreiben. „Das Thema war nicht ganz so dankbar“, sagt Fink im Nachhinein. Aber er habe sich von Anfang an vorgenommen, den Kommentar als Prüfungsaufgabe zu wählen. Für ihn war die Deutschprüfung erst die erste der drei schriftlichen Abiturprüfungen, Mathe und Chemie stehen noch an. Für Mathe sieht er sich schon mal gut vorbereitet, das liege ihm. „Aber für Chemie brauche ich die Woche schon noch zum Lernen.“ Ganz ähnlich geht es auch Marlon Braun. Er hat noch Englisch und Chemie vor sich. „Vor Chemie habe ich schon etwas Angst, das liegt mir nicht so“, gibt er zu. Zumindest mit seiner Prüfung im Fach Deutsch war er ganz zufrieden, auch wenn er sich mitten in der Prüfung etwas Gedanken über seine Themenauswahl gemacht hat. „Ich hab mir schon vorher überlegt, dass ich den Kommentar wählen will. In der Mitte hab ich mal gedacht, dass ich zu eingeschränkt an das Thema herangegangen bin, aber zum Ende hat es dann schon gepasst“, schätzt der Schüler ein.
Die Schüler haben die Wahl zwischen drei Aufgaben
Vorerst entspannen kann sich dagegen Michael Rockel. Für ihn war Deutsch die letzte schriftliche Prüfung, Spanisch und Wirtschaft hat er schon hinter sich gebracht. „Vor Spanisch hatte ich tatsächlich etwas Angst. Da kann man den Text und die Höraufgabe ja nicht beeinflussen“, sagt der Schüler. Trotzdem sei es ganz gut gelaufen.
In der Deutschprüfung dagegen hatten die Schülerinnen und Schüler die Wahl zwischen drei Aufgaben, Michael Rockel hat sich für den Werkvergleich entschieden. In einer vergleichenden Betrachtung von Franz Kafkas „Der Verschollene“ und Thomas Manns „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“ sollte anhand eines Zitats erörtert werden, ob und inwieweit dessen Ausführungen auf Karl Roßmann und Felix Krull zutreffen. Das Zitat lautete wie folgt: „Der wachsende und sich entwickelnde Jugendliche ist [...] in erster Linie damit beschäftigt, seine soziale Rolle zu festigen. Er ist in [...] oft absonderlicher Weise darauf konzentriert herauszufinden, wie er, im Vergleich zu seinem eigenen Selbstgefühl, in den Augen anderer erscheint [...].“ Den Text fand Michael Rockel „ganz dankbar“.
Froh über den Zeitbonus
„Sehr zufrieden“ waren Jasmin Heller, Felicia Dannies, Jana Kohm, Isabell Jung und Christina Kyriakidou mit der Aufgabenstellung in Deutsch, auch sie haben den Werkvergleich gewählt. Die Aufgabenstellung sei der letzten Schulaufgabe recht ähnlich gewesen, darauf haben sich die Abiturienten also ganz gut vorbereitet gefühlt. Die 30 Minuten zusätzlich haben sie trotzdem „auf jeden Fall gebraucht“, meinen die Freundinnen – zwischen 16 und 23 Seiten haben sie zu dem Vergleich der zwei Werke vollgeschrieben.
Aber auch in den anderen Fächern, in denen sie bereits Prüfungen abgelegt haben, waren sie froh über den Zeitbonus. Besonders in den Fächern Spanisch und Sport sei die zusätzliche halbe Stunde wichtig gewesen. Als dritte Aufgabe hätten die Schüler sich auch noch mit Gedichtanalyse beschäftigen können. Die Lehrkräfte konnte hier die Vorauswahl treffen zwischen einer Interpretation des Kurzprosatextes „Der Eremit“ von Alfred Polgar und dem Vergleich der Gedichte „Nacht“ von Ludwig Tieck und „Fremde“ von Rose Ausländer.
Rund 47500 Schülerinnen und Schüler nehmen an den Abiturprüfungen teil
Die Schülerinnen und Schüler des Tausgymnasiums gehören zu den rund 47500 Abiturienten, die an der diesjährigen Abiturprüfung teilnehmen – etwa 31000 im allgemeinbildenden Bereich und rund 16500 an den beruflichen Gymnasien, teilt das Kultusministerium des Landes Baden-Württemberg mit. In diesem Jahr findet die Abiturprüfung an den allgemeinbildenden Gymnasien und den Gemeinschaftsschulen zum dritten Mal nach der neuen Abiturverordnung statt, das heißt: Alle Schülerinnen und Schüler legen in ihren drei gewählten Leistungsfächern jeweils eine schriftliche Prüfung ab. Hinzu kommen verpflichtend mündliche Prüfungen in zwei weiteren Fächern. An den beruflichen Gymnasien gehören neben den sechsstündigen Profilfächern die vierstündigen Kernfächer Mathematik, Deutsch oder eine Fremdsprache sowie ein von den Schülerinnen und Schülern gewähltes viertes Prüfungsfach zu den vier schriftlichen Prüfungen. Hinzu kommt verpflichtend eine mündliche Prüfung in einem weiteren Fach.
Für einige Schülerinnen und Schüler des Tausgymnasiums wie Jasmin Heller und Michael Rockel war die Deutschprüfung nun schon die letzte schriftliche Abiturprüfung. Ob das schon jetzt gefeiert wird, muss sich noch zeigen. So will Rockel nach den fast sechs Stunden Prüfung erst mal nach Hause und sich ausruhen. „Danach geht es vielleicht noch in die Stadt“, meint er.
Start Im Gegensatz zu früheren Jahren starten die Abiturprüfungen in Baden-Württemberg nicht mehr mit der Prüfung im Fach Deutsch. Stattdessen ging es bereits am 19. April mit dem Fach Biologie los (wir berichteten).
Ende Die schriftlichen Prüfungen gehen bis zum 5. Mai. Es stehen noch die Fächer Englisch, Latein, Mathe und Chemie an. Den Abschluss macht Französisch am 5. Mai. Die mündlichen Prüfungen finden vom 26. Juni bis 7. Juli statt.
Hilfestellungen In allen schriftlichen Abiturprüfungsfächern wird wie im letzten Jahr den durch die Pandemiesituation entstandenen besonderen Herausforderungen mit einer Verlängerung der Arbeitszeit um 30 Minuten Rechnung getragen, so auch im Fach Deutsch. Den Lehrkräften werden zudem zusätzliche Aufgaben zur Vorauswahl zur Verfügung gestellt.