„Wetten, dass..?“ fürs Klima

Ein Bündnis von Backnanger Vereinen startet die Klimawette und will so bis zum November 600 Tonnen CO2 einsparen. Auch der neue Oberbürgermeister Maximilian Friedrich ist als Wettpate an Bord.

Sie haben die Klimawette nach Backnang geholt: Ein breites Bündnis setzt sich hier nun dafür ein, dass die Bürger CO2 einsparen. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Sie haben die Klimawette nach Backnang geholt: Ein breites Bündnis setzt sich hier nun dafür ein, dass die Bürger CO2 einsparen. Foto: A. Becher

Von Lorena Greppo

BACKNANG. Wer sich noch an die beliebte ZDF-Fernsehshow „Wetten, dass..?“ erinnern kann, dem dürfte das Prinzip der Stadtwette vertraut sein: Den Bürgern einer Stadt wird eine Aufgabe gestellt und wenn sie diese bis zur vorgegebenen Frist erfüllen, löst der Herausforderer seinen Wetteinsatz ein. Die Aufgabe kommt vom Verein „3 fürs Klima“ und wird allen Städten und Gemeinden gleichermaßen gestellt: Gemeinsam sollen mindestens eine Million Tonnen CO2 eingespart werden – bis zum 1. November. An diesem Datum findet nämlich die Weltklimakonferenz in Glasgow statt. Den Verantwortlichen dort soll klargemacht werden, dass die Bevölkerung sich mehr Klimaschutz wünscht und selbst bereit ist, etwas dafür zu tun.

In Backnang hat sich nun ein Bündnis gefunden, das die Herausforderung annimmt und die Klimawette in die Stadt holt. Der Klimaentscheid Backnang will zusammen mit dem Forum Eine Welt, dem Weltladen Backnang, dem BUND Backnanger Bucht, Fridays for Future Backnang, dem Nabu Backnang, dem ADFC Backnang/Backnanger Bucht und dem Solarverein Rems-Murr 1,5 Prozent der Bevölkerung der Stadt (das sind 600 Menschen) gewinnen, die zusammen 600 Tonnen CO2 einsparen. „Das Ziel hat vor allem symbolischen Charakter“, erklärt Barbara Seiler vom Klimaentscheid Backnang. Die 1,5 Prozent der Bevölkerung erinnern an das 1,5-Grad-Ziel gemäß den Beschlüssen von Paris. Die Teilnahme selbst solle aber auch Anregungen liefern, wie der eigene ökologische Fußabdruck eines Einzelnen verringert werden kann.

Gelingt das Vorhaben, werden sechs Bäume in der Stadt gepflanzt.

Im Rahmen der Wette stehen für die Teilnehmer 20 mögliche Alltagsmaßnahmen zur Auswahl, wie sie CO2 einsparen können. Dazu gehört der Lampentausch im eigenen Heim hin zu energieeffizienteren LED-Leuchtmitteln oder etwa ein autofreier Arbeitsweg. Barbara Seiler hat sich beispielsweise vorgenommen, ein grünes Konto zu eröffnen. Vegetarisch lebe sie sowieso schon, könne sich aber auch vorstellen, einen Monat vegan zu essen. „Was man sich vornimmt, bleibt einem aber selbst überlassen, und das können Außenstehende auch nicht einsehen“, erklärt sie. Überhaupt könnten die Teilnehmer steuern, welche Informationen öffentlich sind und welche nicht.

Für zusätzlichen Ansporn soll die sogenannte Städteliga sorgen. Hier wird der „Spielstand“ jeder Kommune aufgelistet – in absoluten Zahlen sowie im Verhältnis zur Einwohnerzahl. „Bei der Teilnahme ist die Postleitzahl entscheidend“, erklärt Seiler. Backnang verzeichnet schon jetzt 21 Teilnehmer und ist mit einer Zwischenbilanz von 28 Tonnen CO2 insgesamt beziehungsweise 8,2 Tonnen pro 10000 Einwohner gut dabei. Man könne also auch mitmachen, wenn es im Wohnort keine eigene Initiative dazu gibt, erklärt Barbara Seiler. So sind beispielsweise für die Gemeinden Weissach im Tal und Oppenweiler auch schon CO2-Sparer aktiv.

Für Backnang haben sich die Vereine etwas Besonderes als zusätzlichen Ansporn ausgedacht: Mit dem neuen Oberbürgermeister Maximilian Friedrich haben sie sich einen Wettpaten gesichert, der auch schon einen Einsatz zugesagt hat. Gelingt die Wette, soll er einen Martinsumzug für Familien in Backnang anführen. „Die Idee gefällt mir“, sagt Friedrich selbst dazu. Nicht ganz so begeistert ist er vom Vorschlag, sich im November jeden Samstag in einem Liegestuhl auf den Marktplatz zu legen und so zum Energiesparen aufrufen, sollte die Wette nicht gelingen. „Aber auch das würde ich machen“, sagt er.

Allerdings unter Vorbehalt – denn auch im Gemeinderat gab es einen Antrag dazu, ob sich das Gremium bei der Klimawette einbringen solle. Dieser wird noch beraten. „Ich mache meinen Einsatz abhängig davon, wie sich der Gemeinderat positioniert“, sagt Friedrich. Barbara Seiler merkt an, dass auch die Verantwortlichen der Plaisirschule sich Gedanken machten, wie sie diesbezüglich aktiv werden wollen. Und nicht zuletzt haben die genannten Backnanger Vereine selbst auch noch ein Versprechen: „Sollte dieses Ziel erreicht werden, werden sechs Bäume in der Stadt gepflanzt werden, je einer pro 100 eingesparten Tonnen CO2.“ Insofern: Top, die Wette gilt!

Bis zur Klimakonferenz sollen eine Million Tonnen C02 eingespart werden

Worum geht es? Die Initiatoren wetten, dass sie bis zur nächsten Weltklimakonferenz im November in Glasgow mindestens eine Million Menschen gewinnen, die globale Verantwortung für besseren Klimaschutz nicht nur fordern, sondern glaubhaft und solidarisch mit dem eigenen Tun verbinden. Sie sollen bis dahin jeweils eine Tonne CO2 einsparen. Laut Umweltbundesamt liegt der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 in Deutschland bei 11,17 Tonnen.

Wer ist dabei? Die Aktion „Die Klimawette“ wird von zahlreichen Organisationen unterstützt: Klimaschutzinitiativen wie German Zero, Parents und Omas for Future stehen ebenso auf der Liste wie kirchliche Organisationen wie die Evangelische Landeskirche Sachsen oder Unternehmensverbände wie der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft oder die Stiftung Allianz für Entwicklung und Klima. Als Botschafterinnen und Botschafter finden sich auf der Startseite unter anderem der Autor Eckart von Hirschhausen, der Meteorologe Sven Plöger und die Köchin Sarah Wiener.

Wer kann mitmachen? Mitmachen können alle Interessierten, auch wenn es in ihrem Wohnort keine eigene Initiative dazu gibt. Geben sie ihre Postleitzahl an, wird der Wohnort automatisch unter den teilnehmenden Kommunen aufgeführt. Auf der Website der Klimawette kann man dann verfolgen, wie die eigene Stadt oder Gemeinde im Vergleich zu anderen Kommunen abschneidet.

Wie kann man mitmachen? Bei der Teilnahme stehen zwei Wege offen: Zum einen kann man mit der kostenlosen App „CO2-Avatar“ aus einer Liste von 20 wirksamen Alltagsmaßnahmen einen eigenen Vorsatz für den Sommer aussuchen. Vor Ablauf des Wettzeitraums werden die Teilnehmer daran erinnert und gefragt, inwiefern die Umsetzung geklappt hat. Zum anderen ermöglichen solidarische Spenden für Klimaschutzprojekte von gemeinnützigen Organisationen weitere CO2-Einsparungen. Hierzu stehen sechs Projekte zur Auswahl: von der Aufforstung in Borneo über Solaranlagen in Äthiopien bis hin zu Pflanzenkohle in Europa.

Weitere Informationen gibt es unter www.dieklimawette.de/Klimaentscheid-Backnang.

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Erstellt:
31. Mai 2021, 06:00 Uhr

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