Batteriespeicher

Wichtig für die Energiewende – und ein lukratives Geschäft

Batteriespeicher sind ein wichtiger Baustein beim Umbau des Energiesystems. Betreiber können zudem in besonderer Weise von schwankenden Strompreisen profitieren.

Batteriespeicher sind wichtig, um etwa Strom aus Photovoltaikanlagen zu speichern.

© Uli Deck/dpa

Batteriespeicher sind wichtig, um etwa Strom aus Photovoltaikanlagen zu speichern.

Von Tobias Heimbach

Es klingt wie das ideale Geschäftsmodell: Man stelle sich vor, mittags beliefert eine Großbäckerei ein Café mit frischgebackenen Brezeln. Der Bäcker will nicht einmal Geld dafür haben, sondern zahlt noch einen Obolus dafür, dass er die Brezeln los ist. Abends kann der Café-Besitzer diese Brezeln dann an seine hungrigen Gäste verkaufen. Klingt zu gut ist, um wahr zu sein? Ist aber teilweise Realität. Doch nicht mit Brezeln, sondern mit Strom. Große Stromspeicher machen es möglich.

Es herrscht ein Boom beim Ausbau der Erneuerbaren Energien

Ein Grund für diese Entwicklung ist der Boom beim Ausbau der Erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren. Wurden 2019 weniger als ein Gigawatt an Windkraftleistung zugebaut, waren es im vergangenen Jahr rund 3,5 Gigawatt. Den größten Boom gab es allerdings beim Ausbau der Photovoltaik. Allein in diesem Jahr wurden schon 6,8 Gigawatt errichtet – mehr als das von der Bundesregierung festgelegte Ziel.

Das führt dazu, dass besonders um die Mittagszeit, wenn die Sonne scheint, sehr viel Strom verfügbar ist. Eigentlich ist das eine gute Nachricht. Denn Sonnenstrom ist klimafreundlich und viel verfügbarer Strom bedeutet günstige Preise.

Doch aus diesem eigentlichen Erfolg, entstehen neue Probleme: Denn wenn das Angebot beim Strom zu hoch ist, rutscht der Preis ins Negative. In jedem anderen Geschäft würde die Produktion dann stoppen. Schließlich würde kein Bäcker weiter Brezeln backen, wenn er für jede einzelne draufzahlen müsste. Doch mit dem bestehenden Fördersystem für Erneuerbare Energien fließt die Vergütung für die Erzeuger trotzdem. Der Erfolg für die Erneuerbaren Energien wird damit zum Problem für den Bund. Denn er muss Geld nachschießen.

Batteriebetreiber können ein gutes Geschäft machen

Batteriebetreiber können aus dieser Situation ein gutes Geschäft machen, indem sie sich diese Preisunterschiede innerhalb eines Tages zunutze machen. Denn diese sind mitunter beträchtlich: Am Samstagmittag lag der Börsenstrompreis bei minus 17 Euro pro Megawattstunde. Am Abend dann bei über 100 Euro. Langfristig werden die Speicher allerdings beitragen, solche Preisspitzen zu glätten.

Verbraucher profitieren von diesen Preisunterschieden bislang nicht. Denn Versorger kaufen Strom nicht allein tagesaktuell an der Strombörse ein, sondern haben oft langfristige Lieferverträge. Einige Unternehmen bieten allerdings bereits Tarife mit einer variablen Komponente an. Für die Betreiber von Batteriespeichern ist darüber hinaus nicht nur dieses kurzfristige Börsengeschäft einträglich. Batterien können auch eine wichtige Rolle spielen, um das Stromnetz stabil zu halten. Denn in Deutschland wird im Norden viel Strom erzeugt, aber im Süden verbraucht. Bislang sind die für den Transport erforderlichen Stromautobahnen jedoch noch nicht fertiggestellt. An manchen Tagen „verstopft“ der Strom aus dem Norden das Netz.

Dann müssen an der Küste Windkraftanlagen abgestellt werden, zusätzlich werden im Süden Gaskraftwerke angeworfen oder Strom aus Österreich zugekauft, um das Netz stabil zu halten. Dieser sogenannte Redispatch kostet jedes Jahr Milliarden Euro. Wenn vermehrt Stromspeicher im Süden gebaut werden, kann dieses Problem abgemildert werden.

Für die Energiewende durchaus ungewöhnlich: Batteriespeicher werden nicht steuerlich gefördert, sondern privat finanziert. Ein konkretes Ziel, wie viel Batteriespeicher es in Zukunft geben soll, hat die Bundesregierung nicht ausgegeben. Das Bundeswirtschaftsministerium rechnet jedoch mit einem weiteren Zubau an Speicherleistung. Manche Branchenexperten prophezeien einen regelrechten Boom beim Speicherausbau, weil erwartet wird, dass die Preise für Speichermodule weiter sinken werden.

Solaranlagen für Privatverbraucher

Davon können auch Privatverbraucher profitieren, etwa wenn sie eine private Solaranlage mit angeschlossenem Speicher nutzen. Dann sind sie weitaus seltener auf den Strom aus der Leitung angewiesen, wenn sie die Waschmaschine anstellen oder ihr E-Auto laden. Am billigsten ist es also, wenn man seine Brezeln gleich selber backt.

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Erstellt:
24. Juni 2024, 15:46 Uhr

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