Widerstand gegen Funkmast in Großhöchberg nimmt ab
Nach den öffentlich gewordenen Plänen, in Großhöchberg einen Sendemast aufzustellen, formiert sich seitens der Anwohner Widerstand. Daraufhin verschickt Bürgermeister Max Schäfer ein elfseitiges Antwortschreiben, lädt die Gegner zur Infoveranstaltung ein und erntet Beifall.
Von Florian Muhl
Spiegelberg. Die Welt im beschaulichen Weiler Großhöchberg scheint wieder in Ordnung zu sein. Nach der einstündigen Infoveranstaltung zum Thema Funkmast, zu der Bürgermeister Max Schäfer alle Gegner am Donnerstagabend ins Dorfgemeinschaftshaus im Ort eingeladen hatte, erntet der Verwaltungschef am Ende Applaus von den rund 25 Besuchern. Nicht dafür, dass der Funkmast am geplanten Standort jetzt wohl doch erstellt werden wird. Sondern dafür, dass er das Thema offensiv angeht, offen auf die Bürger zugeht, die Transparenz, die er in seinem Wahlkampf versprochen hat, jetzt auch zeigt, und keine Angst hat, sich Kritikern zu stellen.
Mithilfe des Funkmasts will der Betreiber Netze BW sein überregionales 450-MHz-Netz für die Wasser- und Energieversorgung ausbauen. Später ist durch weitere am Mast installierte Antennen der Ausbau des Mobilfunks denkbar und gewollt.
Es ist gerade mal einen Monat her, da hat sich rund die Hälfte der Einwohner des Orts zusammengetan, hat eine Bürgerinitiative gegründet und letztlich 58 Unterschriften von insgesamt 114 gemeldeten Einwohnern gegen den Funkmast gesammelt, die sie dem Bürgermeister übergeben hat. Auf Protestschildern hatten Bürger geschrieben: „Wir fühlen uns übergangen“ und „Zu nah am Dorf“. Ihr Vorwurf: Die Verwaltung habe das Vorhaben nicht transparent kommuniziert.
Seit zwei Jahren wird über das Projekt gesprochen - aber vor allem nicht-öffentlich
Der Rathauschef hat diesen Widerstand sehr ernst genommen und den Personen aus dem Ort, die unterschrieben hatten, ein elfseitiges Antwortschreiben geschickt. Darin versuchte er, „auf möglichst alle Fragestellungen und Kritiken einzugehen“, wie er schrieb. Zunächst drückte er sein Bedauern dazu aus, dass alle Entwicklungen zum Thema im Gemeinderat nicht öffentlich behandelt wurden, obwohl über den Funkmast dort schon seit über zwei Jahren gesprochen worden war. „Bei der Transparenz, da ist ein bisschen was schiefgelaufen, da können wir nachbessern“, bekannte Schäfer am Donnerstagabend.
Weiterhin machte der Verwaltungschef deutlich, dass die Gemeinde gar keinen Einfluss auf die Frage hat, ob der Mast aufgestellt werden darf. Der Betreiber habe ein Recht dazu. Höchstens könne die Gemeinde bei dem Wo, als beim Standort, mitreden. Sie habe das Recht dazu, vorgeschlagene Standorte abzulehnen. Allerdings in Grenzen. „Der Kniff, dass man den Mast dahin schiebt, wo er nichts mehr nützt, ist also ausgeschlossen beziehungsweise geht nach hinten los“, schrieb Max Schäfer. Warum? „Die Gemeinde hat nach dem dritten abgelehnten Standortvorschlag keinerlei Mitspracherecht mehr“, so der Bürgermeister weiter. „Das heißt, wenn wir dreimal ablehnen, setzen die uns den Mast auf irgendein Dach. Dazu hat der Betreiber das Recht. Aber das wollen wir ja auch nicht“, sagte der Verwaltungschef beim Infoabend.
Zunächst gibt es noch viele verschiedene Einwände
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Ohne Wenn und Aber erläuterte Max Schäfer: „Im Ergebnis wurde als einziger Ort, bei dem die Faktoren Wirtschaftlichkeit, Netzraster, Reichweite Mobilfunk, Erreichbarkeit Strom, Entfernung zum Ort, Topografie et cetera in Einklang zu bringen waren, der Standort südwestlich von Großhöchberg, in zirka 375 Metern Entfernung zum Ortsrand, gefunden.“ Der Versammlungsleiter bekannte Farbe: „Ich erachte diese Entscheidung als die Richtige.“
Zunächst waren bei der Infoveranstaltung noch die unterschiedlichsten Einwände zu hören. Ein Anwohner meinte, er habe in seiner Ausbildung gehört, dass es ein offenes Geheimnis sei, dass es Strahlungsschäden gebe und Krebs verursacht werden könne. Von Funkreichweiten von acht Kilometern oder 1000 Metern war die Rede. Es wurde kritisiert, dass in die Natur eingegriffen werde und die Sende- und Empfangsanlage auch das Trinkwasser belasten würde. Letztlich wurde der Alternativstandort am Greutfeld in Spiel gebracht, der aber bereits ausgeschlossen wurde.
Bezug nehmend auf das Schreiben des Bürgermeisters wandte sich schließlich ein Zuhörer an denjenigen Bürger, der die kritischsten Fragen gestellt hatte: „All die Fragen, die du jetzt stellst, sind meiner Meinung nach umfassend und kompetent beantwortet worden.“ Und weiter: „Zum Beispiel die Frage, wie kann man sich wehren. Man kann es im Prinzip nicht. Es ist ein Bundesgesetz.“ Man müsse gewisse Dinge akzeptieren. Bei der Diskussion, 4G oder 5G, das brauche doch niemand, meldete sich dieser Anwohner erneut zu Wort: „Wir brauchen das wahrscheinlich alle, die hier sitzen, tatsächlich nicht in dieser Stärke. Aber es gibt auch hier Kinder und Jugendliche, und die streamen wie die Blöden, jetzt schon, auch in Höchberg.“ Also der Bedarf sei jetzt schon, aber sicher in zehn, 15 Jahren da. Man solle bei seinen Entscheidungen nicht nur an sich und das Jetzt denken.
Und zum Schluss der Infoveranstaltung wandte sich dieser Anwohner direkt an Bürgermeister Max Schäfer: „Mir liegt am Herzen loszuwerden, dass dieser Umgang mit diesem Problem, was da entstanden ist, von Ihnen mit diesem Schreiben und dem heutigen Abend und Ihrer Anwesenheit in einer Art und Weise geschehen ist, die ich nur hoch respektieren kann. Ich kenne das nicht. Sie hätten gar nichts machen müssen.“ Mit spontanem Applaus quittierten die Anwesenden diesen Wortbeitrag. Die Welt im beschaulichen Weiler Großhöchberg scheint wieder in Ordnung zu sein.