Risikobewertung
Wie bedrohlich ist das Mpox-Virus?
Böse Erinnerungen an die Corona-Pandemie werden wach, seit eine Schule in NRW wegen Mpox unter Quarantäne steht. Die Einschätzungen reichen von „geringes Risiko“ bis „Notlage internationaler Tragweite“. Das RKI beobachtet die „Klade 1b“ mit Sorge.
Von Michael Maier
Als Vorsichtsmaßnahme nach dem Auftreten der neuen Variante des Mpox-Virus bei zwei Kindern bleibt eine Schule in der Nähe von Köln geschlossen – obwohl man sich eigentlich nur durch Körperkontakt wie Umarmungen mit Mpox anstecken kann. Eine Infektion mit Aerosolen über die Atemwege wie bei Corona sowie eine unkontrollierte Ausbreitung werden daher von Virologen weitgehend ausgeschlossen.
Die Schüler einer Förderschule in Rösrath erhalten bis einschließlich Freitag Distanzunterricht, wie der Rheinisch-Bergische Kreis mitgeteilt hatte. Diese vorbeugende Maßnahme git damit bis zu den Weihnachtsferien, die in Nordrhein-Westfalen bis zum 6. Januar dauern.
Die Schulräume blieben geschlossen, um enge Kontakte zwischen den Schülerinnen und Schülern und damit eine mögliche weitere Verbreitung von Mpox zu verhindern, begründete der Kreis die Maßnahme. Das Gesundheitsamt und die Schulleitung hätten sich nach intensivem Austausch mit dem Robert-Koch-Institut (RKI) und weiteren Fachinstitutionen mit Blick auf die besonders zu schützende Schülerschaft zu dieser Vorsorgemaßnahme entschlossen.
Mpox Klade 1b in Deutschland
Zuvor war bei vier Mitgliedern einer Familie aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis eine Infektion mit der neuen Variante des Mpox-Virus, der so genannten Klade 1b, nachgewiesen worden. Darunter sind zwei Kinder. Die Familie steht unter Quarantäne. Der Krankheitsverlauf ist bislang mild. Das Gesundheitsamt hat nach Bekanntwerden der Infektionen Kontaktpersonen auch aus dem schulischen und beruflichen Umfeld ermittelt und informiert. Zu den Symptomen von Mpox gehören ein typischer Hautausschlag und häufig auch allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen. Tödliche Verläufe sind selten. Mpox - früher auch Affenpocken genannt - ist nicht sehr ansteckend. „Für eine Übertragung von Mpox ist ein enger Körperkontakt erforderlich“, schreibt das RKI. Das Virus wird vor allem bei engem Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen.
Mpox in Afrika
Mit dem aktuellen Fall ist in Deutschland zum zweiten Mal eine im Ausland erworbene Infektion mit der neuen Mpox-Variante Klade 1b nachgewiesen worden. Ein Familienmitglied habe sich vermutlich bei einer Reise in Afrika angesteckt, in der Folge seien drei weitere Familienmitglieder erkrankt. Darunter sind zwei Kinder.
Im Oktober war erstmals eine Infektion mit der neuen Mpox-Variante Klade Ib bei einem Mann in Köln nachgewiesen worden, der nach Angaben der Behörden von einer Afrika-Reise zurückgekehrt war. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) gab es seitdem keine weiteren Nachweise in Deutschland.
Mpox in Deutschland
Die Gefährdungslage für die Bevölkerung sei weiterhin als „gering“ einzustufen, erklärte das für die Bekämpfung von Infektionskrankheiten in Deutschland zuständige Institut am Montag in Berlin. „Für eine Übertragung von Mpox ist ein enger Körperkontakt erforderlich.“ Das RKI beobachte die Lage weiter genau und werde seine Einschätzungen laufend anpassen.
Gefährliche Mpox-Variante
Seit einigen Monaten breitet sich jedoch auf dem afrikanischen Kontinent massiv die neue Variante Klade 1b aus, die als aggressiver und gefährlicher gilt.
Erst vor rund drei Wochen bestätigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen der angespannten Lage in Afrika erneut die höchste Warnstufe, die sie im August aktiviert hatte. Demnach handelt es sich bei der Ausbreitung von Clade 1b um eine „gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“.
Die zuletzt am stärksten betroffenen Länder waren Kenia sowie Burundi und Nigeria. Das Auswärtige Amt hat für diese Staaten bislang jedoch keine verschärfte Reisewarnung oder Reise-Quarantäne verhängt, da die Übertragung eben auf ganz bestimmte Fälle begrenzt ist.
Mpox-Übertragung
- Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist bei Mpox selten und erfolgt in der Regel nur bei engem Kontakt, insbesondere beim Geschlechtsverkehr. Die meisten bisher bekannten Fälle betreffen Männer, die Sexualkontakte mit anderen Männern hatten.
- Die Pocken weisen besonders hohe Virusmengen auf. Bei Hautkontakt - z.B. bei aufgeschürfter und eingeritzter Haut oder bei nicht intakten Schleimhäuten - ist eine Infektion über den Inhalt der Pockenbläschen oder über die Krusten (Schorf) auf der Haut möglich.
- Bei Geschwüren oder Wunden im Mund kann das Virus außer durch direkten Kontakt auch durch den Speichel der Betroffenen übertragen werden. Eine Ansteckung durch Sperma oder Vaginalsekret scheint ebenfalls möglich.
Mpox-Impfung
Gegen Mpox gibt es zugelassene Impfstoffe, die auch nach einer Ansteckung verabreicht werden können. Früher war die Krankheit als Affenpocken bekannt. Vor der Ausbreitung der neuen Variante kursierten bereits andere Formen wie die Klade IIb. Diese Variante hat sich seit Mitte 2022 in einer weltweiten Infektionswelle ausgebreitet und auch Deutschland erreicht. Bis heute werden laut RKI noch vereinzelt Infektionen mit IIb registriert, Todesfälle sind bisher nicht bekannt.
Mit Agenturmaterial