Stauseen als Wasser-Reservoire

Wie der Klimawandel die Qualität von Trinkwasser verschlechtert

Talsperren sind ein wichtiger Baustein der Trinkwasserversorgung in Deutschland. Steigende Temperaturen wirken sich aber zunehmend auf die Wasserqualität aus. Lässt sich gegensteuern?

Blick auf die Mauthaustalsperre. Trinkwassertalsperre Mauthaus, auch Ködeltalsperre genannt, birgt das Trinkwasser für den oberfränkischen Raum. Für die Wasserversorgung werden jährlich etwa 12,6 Mio. Kubikmeter Rohwasser entnommen.

© dpa/Daniel Vogl

Blick auf die Mauthaustalsperre. Trinkwassertalsperre Mauthaus, auch Ködeltalsperre genannt, birgt das Trinkwasser für den oberfränkischen Raum. Für die Wasserversorgung werden jährlich etwa 12,6 Mio. Kubikmeter Rohwasser entnommen.

Von Markus Brauer/dpa

Der Klimawandel bedroht die Qualität des Trinkwassers aus Speicherseen. Er sorge für gleich mehrere Probleme, sagt Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg anlässlich des Weltwassertags am 22. März. So drohe Sauerstoffmangel und die Freisetzung schädlicher Substanzen.

Rund 15 Prozent des Trinkwassers hierzulande stammt Rinke zufolge aus Talsperren, regional ist der Anteil noch deutlich größer. „Ein Deutschland ohne Talsperren würde wassertechnisch ganz schwer werden“, betont der Seenforscher. „Wir müssen diese Möglichkeit deshalb bewahren und uns den Herausforderungen des Klimawandels auf Talsperren bewusst sein.“

Warmes Wasser führt zu sinkendem Sauerstoffgehalt

Durch den Erwärmungstrend der vergangenen 40 Jahre sei bei den Trinkwasser-Talsperren in Deutschland bereits eine Erwärmung von rund zwei Grad im Vergleich zum langjährigen Mittel messbar. „Würde die Erwärmung einfach so weitergehen, kämen auf diesen Wert im schlimmsten Fall noch mal vier bis fünf Grad obendrauf“, erläutert Rinke. „Das wäre in etwa so, als würde man eine der nördlichsten Talsperren aus dem Harz in ein mediterranes Klima wie in den südlichen Alpen verschieben.“

Die Folgen zeigen sich etwa beim Sauerstoffgehalt der Seen. In den vergangenen Jahren sanken laut Rinke die Minimalwerte von Sauerstoff im Wasser vielerorts spürbar. Irgendwann gehe die Sauerstoffkonzentration im Wasser gegen null. Für Fische, Muscheln, Schnecken und Krebse bedeute das den Tod.

Giftige Stoffe geraten ins Wasser

Ein zu geringer Sauerstoffgehalt wirkt sich auch auf Abbauprozesse am Grund eines Sees aus. „Das Sediment entlässt dann Stoffe wie Mangan oder Eisen und verändert das Wasser so auch chemisch.“ Mit giftigem Mangan belastetes Wasser lasse sich ohne zusätzlichen technischen Aufwand nicht mehr fürs Trinkwasser nutzen.

Eine Möglichkeit, das Problem anzugehen, sei es, Wasser aus einer anderen Wasserschicht zu holen, in der noch genügend Sauerstoff vorhanden ist. Das sei technisch möglich und werde auch vielerorts so gemacht. Zum Beispiel an der Talsperre Mauthaus, wie Matthias Schrepfermann vom Wasserwirtschaftsamt Kronach berichtet.

Technische Herausforderungen werden größer

Der Speichersee im äußersten Norden Bayerns unweit der Grenze zu Thüringen spendet Trinkwasser für die ganze Region – mehr als zehn Millionen Kubikmeter im Jahr. Auch hier zeigte sich in den vergangenen Jahren eine Häufung heißer und trockener Sommer, wie man sie vor der Jahrtausendwende kaum kannte.

Schrepfermann beobachtet zudem in den Sommern einen steigenden Verbrauch, zugleich fließe in dieser Zeit weniger nach. Grundsätzlich sei der Speichersee aufgrund seiner Höhenlage und mit einer Tiefe von rund 55 Metern für die Zukunft gut gerüstet. Die technischen Herausforderungen würden aber größer.

Neu bauen oder das Volumen vergrößern

Auch der Bau neuer Talsperren in Deutschland sei anders als vor rund 20 Jahren mittlerweile wieder denkbar, betont Rinke. Das Potenzial sei aber begrenzt. „Die Kosten sind hoch und große Flächen vermutlich auch in Schutzgebieten müssten dafür unter Wasser gesetzt werden.“

Ein größeres Potenzial sieht Rinke darin, bestehende Talsperren zu vergrößern. „Indem man die Staumauer erhöht, verliert man nicht so viel Fläche, gewinnt aber ein Vielfaches an Volumen hinzu.“ Pläne für eine solche Lösung gibt es derzeit etwa für die Granetalsperre im Harz.

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Erstellt:
19. März 2025, 17:12 Uhr

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