Liz Truss’ Kabinett
Wie die drei wichtigsten Minister ticken
Die britische Premierministerin Liz Truss stützt sich insbesondere auf drei Minister in ihrer neuen Regierung. Sie alle haben im Brexit-Ministerium angefangen. Wer sind Kwasi Kwarteng, Suella Braverman und James Cleverly?

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James Cleverly, Suella Braverman und Kwasi Kwarteng (von links). Aus der diversen Besetzung eine progressive Politik abzuleiten, wäre ein Trugschluss.
Von Peter Nonnenmacher
Die britische Premierministerin Liz Truss stützt sich insbesondere auf drei Minister in ihrer Regierung. Alle haben im Brexit-Ministerium angefangen.
Kwasi Kwarteng (47) übernimmt als Finanzminister (Schatzkanzler) das Schlüsselressort. Er ist vergleichsweise neu auf der politischen Bühne. Von Theresa May wurde ihm eine kleine Rolle im Brexit-Ministerium zugewiesen. Boris Johnson machte ihn voriges Jahr zu seinem Wirtschaftsminister.
Kwarteng ist der Sohn afrikanischer Eltern, die in den 60er Jahren als Studenten aus Ghana nach England kamen. Er besuchte die Eliteschule Eton und danach die Universitäten Cambridge und Harvard. Nach dem Studium arbeitete er unter anderem für die Großbank JP Morgan. 2010 wurde er ins Unterhaus gewählt. Zwei Jahre später gehörte er mit Liz Truss zu einer kleinen Autorengruppe neoliberaler Torys, die in dem legendären Traktat „Britain Unchained“ gegen „aufgeblähte Staatsstrukturen, hohe Steuern und übermäßige Vorschriften“ zu Felde zogen.
Suella Braverman (42) übernimmt das Innenministerium von Priti Patel, die für ausgesprochen autoritäre Ansichten und ihre Abgrenzungspolitik gegen Europa bekannt war. Braverman gilt in vielem als noch härter als Patel. Zuletzt war sie Generalstaatsanwältin (mit Sitz im Kabinett). Suella Braverman wurde als Tochter indischer Einwanderer in London geboren. Ihre Eltern kamen in den 1960er Jahre aus Kenia und Mauritius nach Großbritannien. Ihr Vater, erzählte Braverman einmal, sei „nach politischen Tumulten in seiner Heimat“ nach Großbritannien geflüchtet. Kritiker ihrer Antiflüchtlingspolitik haben immer wieder gefragt, wie sie eine solche Familiengeschichte vereinbaren könne mit der Abschottung gegen Hilfesuchende. Braverman machte klar, dass sie sich noch energischer als ihre Vorgängerin gegen „illegale Migranten“ wehren will. Jüngst bezeichnete sie das britische Empire als „Kraft zum Guten“ und Twitter als „Kloake linken Gallenschleims“.
James Cleverly (53) ist der neue britische Außenminister. Schon in den letzten zweieinhalb Jahren gehörte er dem Foreign Office an, als Staatssekretär. In Sachen China hat er bereits die Eindämmung chinesischen Einflusses in der Welt gefordert. Auch gegen Russland dürfte er Truss’ harter Linie folgen.
Auch Cleverlys Mutter war Immigrantin, aus Sierra Leone. Sein Vater stammte aus dem englischen Wiltshire. Cleverly wuchs in London auf. Wohlhabend war die Familie nicht, doch die Eltern ermöglichten es ihrem einzigen Kind, auf eine teure private Schule zu gehen. Später schloss sich Cleverly der Armee an. Eine Verletzung hinderte ihn daran, dort Karriere zu machen. Er erwarb ein Managementdiplom an einer Londoner Hochschule. Später trat er ins Verlagswesen ein. 2015 zog er ins Unterhaus ein.