30 Jahre Playstation
Wie ein grauer Kasten die Wohnzimmer eroberte
Sony wollte eigentlich gar keine Spielekonsole entwickeln. Doch dann kam der Korb von Nintendo – und es folgte der Aufstieg der Playstation in den Videospiele-Olymp.
Von Jörg Breithut
Es war kein leichter Start für Sony. Der Markt für Spielekonsolen war längst aufgeteilt vor 30 Jahren: Entweder man zockte „Super Mario Kart“ und „Street Fighter II“ auf einem Super Nintendo Entertainment System (SNES) – oder jagte den blauen Stacheligel „Sonic the Hedgehog“ auf dem Sega Mega Drive durch die Ringrutschen. Für die Playstation gab es gar keinen Bedarf. Und Sony wollte eigentlich auch gar keine Spielekonsole bauen.
Doch dann kam der Korb von Nintendo. Nach dem Erfolg des SNES wollte Nintendo der Nachfolgerkonsole ein CD-Laufwerk spendieren. Sony schien dafür der perfekte Partner. Doch die Japaner kippten den Deal und kooperierten stattdessen mit Philips. Als auch dieses Projekt scheiterte, gab Nintendo die CD-Pläne schließlich auf. Die Spiele für den Nintendo 64, der im Jahr 1996 veröffentlicht wurde, waren wieder auf Steckmodulen gespeichert wie beim Vorgänger.
1994 – das Geburtsjahr der Playstation
Die beiden Partnerfirmen wollten ihre Entwicklungen aber nicht einfach über den Haufen werfen. Philips bastelte daraufhin mit dem CD-i eine eigene Spielekonsole – und Sony brachte die erste Playstation auf den Markt. Am 3. Dezember 1994 veröffentlichten die Japaner den grauen Kasten mit aufklappbarem CD-Laufwerk.
Der Durchbruch war das aber noch nicht. Es gab kaum Spiele für die Playstation. „Ridge Racer“ war zwar ein Hit. Doch Spieleklassiker wie der Autocrash-Hit „Destruction Derby“, das Prügelspiel „Tekken“ und „Tomb Raider“ folgten erst viel später.
Die Klötzchengrafik ist aus heutiger Sicht kaum zu ertragen. Doch technisch war die Playstation in den Neunzigerjahren den Konkurrenz-Konsolen meilenweit voraus. Im Gegensatz zur verspielten Comic-Grafik von Nintendo setzten die Sony-Entwickler auf möglichst realitätsnahe Darstellung in den Spielen. Das zeigte sich unter anderem bei „Gran Turismo“ im Jahr 1997. Die Rennsimulation setzte neue Maßstäbe bei der Spieleoptik.
Keine Konsole häufiger verkauft als die Playstation 2
Der endgültige Durchbruch gelang Sony allerdings mit der Playstation 2 im Jahr 2000. Die Spielekonsole katapultierte Sony auf den Spitzenplatz der Heimkonsolen-Hersteller, den bisher Nintendo unangefochten verteidigt hatte. Bis heute ist keine Konsole häufiger verkauft worden als die Playstation 2. Mit knapp 160 Millionen verkauften Geräten muss sich sogar die beliebte Nintendo Switch (143 Millionen) geschlagen geben.
Heutzutage steckt deutlich mehr Power unter der Haube. Und auch die Controller können deutlich mehr als früher. Die Kabel sind durch eine Bluetooth-Verbindung ersetzt worden, es gibt ein berührungsempfindliches Wischfeld und der Schiedsrichterpfiff kommt aus dem Gamepad-Lautsprecher. Doch eine Sache ist seit jeher gleichgeblieben: Die Symbole auf den Knöpfen. Diese Reihenfolge hat sich nie verändert. Bis heute ist Playstation-Fans sofort klar, wohin der Daumen muss, um Viereck, Dreieck, Kreis oder X zu drücken.
Aktuell steht die Playstation 5 in den Regalen der Elektromärkte. Sony beherrscht derzeit neben Nintendo und Microsoft den Spielekonsolen-Olymp. Wer sich für eine Konsole statt eines Spiele-PCs entscheidet, für den kommt neben einer Playstation eigentlich nur die Switch oder die X-Box in Frage. Doch die Zukunft der Konsolenklötze im Wohnzimmer ist ungewiss. Denn längst hat sich das Smartphone zur beliebtesten Spieleplattform gemausert – und die Konsolen vom Thron gestoßen.