Barfuß bis nach Indien

Wie ein Mönch aus Vietnam zum Internet-Star wird

Er ernährt sich von Almosen, geht barfuß und schläft im Sitzen: Ein Mönch aus Vietnam, der zu Fuß unterwegs nach Indien ist, geht im Internet viral. Millionen sind beeindruckt von seinem Lebensstil.

Der buddhistische Mönch Thich Minh Tue (Zweiter von re.) ist mit seinen Begleitern in der Nähe von Ubon Ratchathani im Norden von Thailand unterwegs.

© Nguyen Thai Tam/privat/dpa

Der buddhistische Mönch Thich Minh Tue (Zweiter von re.) ist mit seinen Begleitern in der Nähe von Ubon Ratchathani im Norden von Thailand unterwegs.

Von Markus Brauer/dpa

Ein buddhistischer Mönch aus Vietnam ist barfuß unterwegs nach Indien – und dank Influencern zu einer Internet-Sensation geworden. Thich Minh Tue hat seine 2700 Kilometer lange Pilgerreise im November in seiner Heimat begonnen und mit seinem asketischen Lebensstil schnell die sozialen Netzwerke erobert.

Der 44-Jährige hat mittlerweile Hunderttausende Follower auf Facebook, wo Anhänger seine Reise dokumentieren. Tägliche Videoclips, die einer seiner Begleiter postet, werden auf Youtube regelmäßig bis zu zwei Millionen Million Mal geklickt.

Reiskocher als einziger Besitz

Seine Anhängerschaft zeigt sich vor allem beeindruckt vom bescheidenen Lebensstil des Mönchs, der lediglich einen Reiskocher mit sich trägt, den er als Behälter für Almosen benutzt. Unterwegs wird er von zahlreichen Gläubigen, die am Straßenrand auf ihn warten, mit Essen und Wasser versorgt.

Er isst nach eigenen Worten jedoch nur eine Mahlzeit am Tag. Seine Kleidung stammt größtenteils aus Mülleimern. Begleitet wird der Vietnamese von mehreren Gleichgesinnten.

„Ich gehe barfuß, um zu spüren, was unter meinen Füßen ist, und um nicht auf Insekten und andere Lebewesen zu treten“, sagt Thich Minh Tue . „Außerdem nutzen sich Schuhe und Sandalen schneller ab als meine Füße.“

Mönch schläft nur im Sitzen

Thich Minh Tue ist ein Anhänger einer Form des Buddhismus, die von ihren Anhängern verlangt, maximal drei Kleidungsstücke zu besitzen, sich vom Almosensammeln zu ernähren, in freier Natur zu schlafen und ein möglichst umweltfreundliches Leben zu führen. Nach eigenen Angaben schläft der Mönch im Sitzen, um seine Schlafzeiten zu verkürzen. „Wenn ich sehr müde bin, lehne ich mich an einen Baum oder eine Wand.“

In seiner kommunistischen Heimat ist er bei der Bevölkerung so beliebt, dass im vergangenen Juni sogar die Behörden einschritten. Denn wo immer er in Vietnam auftaucht, versammeln sich umgehend Tausende Unterstützer. Wegen des großen Andrangs kam es Berichten zufolge zu Verkehrsbehinderungen und zunehmenden Sorgen um die öffentliche Ordnung. Zeitweise war der Mönch daraufhin aus der Öffentlichkeit verschwunden.

„Geduld, Mitgefühl und Weisheit“

Seine Pilgerreise nach Indien hat Thich Minh Tue derweil von Vietnam durch Laos nach Thailand geführt, wo er Ende Dezember 2024 eintraf. Als Nächstes will er das Krisenland Myanmar durchqueren. Jedoch ist nicht sicher, ob die dortigen Behörden dies genehmigen. Das frühere Birma versinkt seit einem Putsch 2021 in Chaos und Gewalt.

Einer seiner Begleiter, der 58-jährige Doan Van Bau, sagte er sei tief beeindruckt von der Demut des Mönchs. „Während der Reise mit Meister Thich Minh Tue habe ich gesehen, wie er sich strikt an die buddhistischen Gebote hält, bescheiden und geduldig ist und dabei enormes Mitgefühl und große Weisheit besitzt.“ Voraussichtlich im Mai2025 will Thich Minh Tue Indien erreichen.

Info: Buddhismus – Weg der Erleuchtung

Siddhartha Gautama Der Buddhismus ist eine der ältesten Weltreligionen. Er wird nach seinem Stifter Buddha genannt, der 563 v. Chr. als Adeliger Siddhartha Gautama in Nordindien geboren wurde und im Alter von 80 Jahren starb. Nach buddhistischer Lehre wünschen alle Lebewesen Glück und wollen Leid vermeiden. Während Juden, Christen und Moslems glauben, dass nur Gottes Gnade dies möglich macht, ist der Buddhismus der Auffassung, dass alles Leid auf einer falschen Wahrnehmung der Realität beruht.

Grundidee Der Buddhismus ist eine Religion ohne Gott, einzige große Ethik der Selbsterlösung, eine Lebensregel und Empfehlung für den Weg der Erleuchtung. Der Mensch erlöst sich selbst durch Entsagung, Meditation und gute Werke. Kern der Lehre (Dharma) sind die Vier Edlen Wahrheiten. Alles Leben ist Leiden. Erst mit der Beseitigung seiner Ursachen erlischt das Rad des Lebens.

Gott Von Gott ist im Buddhismus nirgendwo die Rede. Es gibt ihn nicht. Gnade, Kirche, Sühne, Vergebung – all das ist dem Buddhismus fremd. Es handelt sich um kein theologisches System, keine Religion im Sinne von Gottesbeziehung und Offenbarung. Der Mensch erlöst sich selbst – durch Entsagung, Meditation und gute Werke. Der Buddhismus ist eine Ethik ohne Gott, eine einzige Lebensregel, eine Empfehlung für den Weg zur Erleuchtung.

Weg der Erleuchtung Letztlich ist jeder Mensch verantwortlich für seine Erleuchtung. Kein Gott, keine Kirche, kein Heiliger kann ihm sein Schicksal der Wiedergeburt abnehmen. In dieser engen Verknüpfung von Ethik, Meditation und Versenkung in die Gesetze des Lebens liegt die Einzigartigkeit dieser Weltreligion.

Heilige Schriften Die Kenntnis vonBuddhas Lehrenberuht auf den drei Pitakas (wörtlich: Körbe), Sammlungen heiliger Schriften. Sie sind am vollständigsten in der Pali-Sprache erhalten, einem dem Sanskrit verwandten indischen Dialekt.

Krieg und Frieden Buddha hat sich stets gegen Fanatismus und blinden Glaubensgehorsam ausgesprochen. Auf den Weg kommt es an und nicht welcher Religion man angehört. Militanz und Intoleranz sind dem Buddhismus wesensfremd. In 2500 Jahren hat er sich weitgehend als eine Religion des Friedens erwiesen.

Anhänger Der Buddhismus ist mit 350 bis 500 Millionen Anhängern die viertgrößte Weltreligion und hauptsächlich in Süd- und Ostasien verbreitet. Das Mahayana (Großes Fahrzeug), Theravada (Kleines Fahrzeug) und Vajrayana (Diamant-Fahrzeug) sind die wichtigsten Schulen. Daneben üben der tibetische Buddhismus und Zen-Buddhismus großen Einfluss aus.

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Erstellt:
15. Januar 2025, 09:16 Uhr

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