Luftqualität an Silvester

Wie eine besondere Wetterlage aktuell für hohe Feinstaubwerte sorgt

An vielen Orten in Deutschland steht die Luft gerade still. Dadurch sammeln sich Schadstoffe am Boden an. Das könnte bis Silvester so bleiben – mit Folgen für die Luftqualität.

Eine tiefstehende Wolkenschicht, auch Inversionsschicht genannt, liegt über den Hochhäusern der Bankenstadt. Die Umkehrwetterlage entsteht, wenn die oberen Luftschichten wärmer sind als die unteren.

© dpa/Arne Dedert

Eine tiefstehende Wolkenschicht, auch Inversionsschicht genannt, liegt über den Hochhäusern der Bankenstadt. Die Umkehrwetterlage entsteht, wenn die oberen Luftschichten wärmer sind als die unteren.

Von Markus Brauer/dpa

Eine ungewöhnliche Wetterlage über Deutschland sorgt derzeit dafür, dass Schadstoffe in der Luft nicht abziehen können. Es gebe wenig Austausch zwischen den Luftschichten, deswegen sammele sich Feinstaub in den Niederungen an, erklärt Meteorologe Christian Herold vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach. Das bedeutet an vielen Orten schlechte Luft.

In Teilen Deutschlands wird für #Silvester eine Inversionswetterlage vorhergesagt. #Feuerwerk bei Inversion lässt die Feinstaub-Konzentration in der Atemluft über einen längeren Zeitraum stark ansteigen. Hier Messwerte von 2016 in #Stuttgart, die den Sachverhalt zeigen pic.twitter.com/zo6gfsH3w2 — Achim Dittler (@achimdittler) December 29, 2024

Erhöhte Werte des gesundheitsgefährdenden Feinstaubs

In zahlreichen Orten in der Südhälfte Deutschlands wurden am Samstagmorgen (28. Dezember) erhöhte Werte des gesundheitsgefährdenden Feinstaubs gemessen. Im bayerischen Kempten etwa waren es beim besonders feinen Staub ganze 35 Mikrogramm pro Kubikmeter.

Auch in Teilen von München, Würzburg, Bamberg, Passau sowie im baden-württembergischen Tübingen, Kehl und Neuenburg sowie in Worms und Dresden lagen die Werte über dem Grenzwert von 25 Mikrogramm. Das zeigen Daten des Umweltbundesamtes.

„Bei empfindlichen Menschen können nachteilige gesundheitliche Wirkungen auftreten. Diese sollten körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien vermeiden“, empfiehlt das Umweltbundesamt den Betroffenen an diesen Orten. Feinstaub stammt demnach unter anderem von Fahrzeugen, Heizkraftwerken und Kaminöfen.

Was ist Feinstaub?

Feinstaub wird vor allem durch menschliches Handeln erzeugt. Er entsteht unter anderem durch Emissionen aus Kraftwerken, Fabriken und Heizungen sowie im Straßenverkehr. Er kann aber auch natürlichen Ursprungs sein, beispielsweise als Folge von Waldbränden und Sandstürmen.

Feinstaub besteht laut Umweltbundesamt aus einem Gemisch fester und flüssiger Partikel und entsteht demzufolge etwa durch den Betrieb von Autos, Heizungen in Wohnhäusern oder der Industrie, etwa bei der Metall- und Stahlerzeugung. Auch in der Landwirtschaft entsteht Feinstaub, etwa Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung.

Die winzigen Teilchen können tief in die Atemwege eindringen und die Lunge nachhaltig schädigen. Studien zufolge kann eine hohe Feinstaubbelastung einen vorzeitigen Tod verursachen, beispielsweise infolge von Herz- und Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs und Infektionen der unteren Atemwege.

Sehen Sie hier: Luftverschmutzung in Stuttgart – Echtzeit-Karte des Luftqualitätsindex

Feinstaub sitzt wie unter einer Glocke

Meteorologe Herold sprach von einer Inversionswetterlage, also einer umgekehrten Wetterlage. Dabei seien ausnahmsweise die oberen Luftschichten wärmer als die unteren.

Auf den Bergen sei es gerade ungewöhnlich warm – mit bis zu elf Grad in den Mittelgebirgen, erläutert Herold. In den Tälern und Flussniederungen ist es dagegen kalt, teils mit Minusgraden. Die Luft durchmische sich dabei kaum und der Feinstaub sitze in der unteren Schicht wie unter einer Glocke fest.

Dem DWD zufolge hält sich dies noch bis Silvester an. „Dann stellt sich die Wetterlage um, es wird windiger oder sogar stürmisch“,e rklärt Herold. Im Norden komme der Wind voraussichtlich noch rechtzeitig, um den Feinstaub wegzublasen, der durch die Silvesterfeuerwerke zusätzlich entsteht. „Im Süden haben wir vielleicht das Problem, dass an Silvester nur schwache Winde vorhanden sind.“

Silvester sorgt jedes Jahr für besonders schlechte Luft

Dem Umweltbundesamt zufolge werden Tonnen von Feinstaub durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt – in nur einer Nacht etwa ein Prozent der gesamten in einem Jahr freigesetzten Feinstaubmenge in Deutschland. Die Belastung durch schlechte Luft sei in der Silvesternacht vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht.

Das Einatmen von Feinstaub gefährdet die Gesundheit. „Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen“, schreibt das Umweltbundesamt.

Toxisches Dreigestirn: Feinstaub, Stickstoffdioxid, Ozon

Neben Feinstaub bleiben auch Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon in der Luft ein Problem: Rund 50.000 Todesfälle in der EU sind nach der EEA-Analyse einer erhöhten Belastung durch Stickstoffdioxid zuzuordnen, mehr als 20 000 der Ozon-Belastung. Stickstoffdioxid entsteht bei Verbrennungsprozessen, etwa in Motoren, hohe Konzentrationen werden an vielbefahrenen Straßen erreicht.

In Deutschland stehen den EEA-Angaben zufolge mehr als 30.000 Todesfälle in Zusammenhang mit zu viel Feinstaub in der Luft. Die höchsten Sterblichkeitsraten gibt es in den östlichen und südlichen Ländern Europas.

Gefährliche PM2.5-Partikel

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte die empfohlenen Grenzwerte für PM2.5-Feinstaub im Jahr 2021 gesenkt – für die mittlere jährliche Belastung von 10 auf 5 Mikrogramm (tausendstel Gramm) pro Kubikmeter Luft.

Als PM2.5 werden besonders kleine Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern (tausendstel Millimetern) bezeichnet. PM2,5-Partikel können beim Einatmen tief in die Lunge und von dort aus auch in den Blutkreislauf gelangen. Sie verursachen Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen wie Asthma und Lungenkrebs.

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Erstellt:
29. Dezember 2024, 12:26 Uhr

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