Virus in Baden-Württemberg
Wie gefährlich ist das Oropouche-Fieber?
Derzeit breitet sich das Oropouche-Fieber in Süd- und Mittelamerika aus. Nun werden die beiden ersten Fälle in Deutschland registriert. Beide Menschen hatten sich in der Karibik infiziert. Fragen und Antworten zu einer bedrohlichen Virus-Erkrankung.
Von Markus Brauer/AFP/dpa
In Deutschland sind die ersten Fälle von Oropouche-Fieber (OF) registriert worden.
Oropouche-Fieber: Wer ist erkrankt?
Betroffen seien zwei Menschen aus Sachsen und Baden-Württemberg, die beide von der Kuba zurückgekehrt seien, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in seinem aktuellen „Epidemiologischen Bulletin“.
„Es sind die ersten bekanntgewordenen OF-Patienten in Deutschland“, heißt es weiter. Beide hätten sich auf der Karibikinsel infiziert und noch während ihres Auslandsaufenthaltes Ende Juni und Anfang Juli Fieber, Kopf-, Muskel-, Gelenk- und Gliederschmerzen entwickelt.
Tests in Deutschland bestätigten demnach typische Antikörper gegen das Oropouche-Virus. Der Verlauf der Erkrankung war den Angaben zufolge bei beiden Betroffenen unkompliziert.
Was ist das Oropouche-Fieber?
Beim Oropouche-Fieber handelt es sich um eine virale Infektionskrankheit, die durch Mücken oder kleine Fliegen (Gnitzen, Culicoides paraensis) übertragen wird. Sowohl Tiere wie Affen oder Faultiere als auch Menschen können bei der Übertragung die Hauptwirte sein.
Das Virus gehört zu den Arboviren. Unter diesen Oberbegriff zählen Viren, die sich sowohl in Arthropoden wie Mücken oder Zecken als auch in Vertebraten (Vögeln, Säugetieren) vermehren. Diese Viren können durch Arthropoden (Gliederfüßler wie Insekten und andere) über Biss oder Stich bei der Blutmahlzeit auf Vertebraten (Wirbeltiere) übertragen werden.
Oropouche in Südamerika
Der Überträger des Oropouche-Fiebers (OF) gehört zu einer der am weitesten verbreiteten Gruppe von Arboviren in Südamerika. Von 1955 bis heute seien über 50 000 Fälle diagnostiziert, eine Zahl, die angesichts der begrenzten diagnostischen Ressourcen im Verbreitungsbereich wahrscheinlich unterschätzt würde, erklärt Federico Giovanni Gobbi, Direktor der Abteilung für Infektionskrankheiten, Tropenkrankheiten und Mikrobiologie des IRCCS Sacro Cuore Don Calabria von Negrare.
In Süd- und Mittelamerika häufen sich laut RKI Ausbrüche von Oropouche-Fieber seit Ende 2022. Brasilien hat im laufenden Jahr schon mehr als 7000 laborbestätigte Fälle registriert – und auch mindestens zwei Todesfälle in Zusammenhang mit dem Virus.
Oropouche in Europa
„In Europa wurden bisher nur reiseassoziierte Fälle bekannt“, schreibt das RKI. „Italien und Spanien meldeten in den letzten Wochen eine geringe Zahl von Fällen bei Reiserückkehrenden aus Kuba und Brasilien.“
Eine Übertragung ist laut RKI bisher in Europa nicht beobachtet worden. Es ist zudem unklar, ob das Virus überhaupt durch eine europäische Mückenart übertragen werden könnte. Nach jetzigem Kenntnisstand sei eine Weiterverbreitung in Deutschland sehr unwahrscheinlich, betont die Behörde.
Oropouche-Symptome, Schwangerschaft
Die Inkubationszeit beträgt nach CDC-Angaben in der Regel vier bis acht Tage. Die Symptome halten demnach typischerweise drei bis sechs Tage an.
„Das OF geht mit einer Dengue-ähnlichen Symptomatik einher“, schreibt das RKI und verweist auf einen meist milden Verlauf. Zu den häufigsten Symptomen zählen Fieber, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, Übelkeit und Durchfall, in seltenen Fällen kann es zu einer aseptischen Meningitis oder Meningoenzephalitis kommen.
Möglicherweise könne das Virus Fehlbildungen bei Ungeborenen verursachen. Deshalb sollten Schwangere unter Umständen auf Reisen in aktuelle Ausbruchsgebiete verzichten.
Oropouche in Brasilien und der Karibik
Das Virus wurde nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation erstmals 1955 in Trinidad und Tobago in der Karibik entdeckt. In Brasilien wurde es dem Gesundheitsministerium zufolge zum ersten Mal 1960 aus einer Blutprobe eines Faultiers identifiziert. Seitdem seien vereinzelte Fälle und örtlich begrenzte Ausbrüche hauptsächlich in den Bundesstaaten des Amazonasgebiets gemeldet worden.
Oropouche-Fieber behandeln
Gegen das hohe Fieber und die Schmerzen können schmerzlindernde und fiebersenkende Medikament verabreicht und es muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden. Die meisten Menschen erholen sich ohne Spätfolgen.
Das Virus selbst kann nicht bekämpft werden. Die damit einhergehenden Beschwerden können nur mithilfe einer symptomatischen Therapie gelindert werden. Das bedeutet: Die Behandlung ist lediglich unterstützend. Es stehen keine spezifischen Medikamente oder Impfstoffe zur Verfügung. Es gibt wie bei allen viralen Erkrankungen keine spezifische Behandlung.
Oropouche- und Dengue-Fieber
- Auslöser: Dengue-Fieber ist eine in den Tropen verbreitete Infektion, deren Ursache das Dengue-Virus ist. Bei dem Virus handelt es sich um ein 40 bis 60 nm (Nanometer: 1 nm entspricht einem Milliardstel eines Meters) großes, behülltes RNA-Virus mit positiver Polarität aus der Familie der Flaviviren.
- Symptome: Die Übertragung erfolgt durch die Stiche bestimmter Mückenarten. Die häufigere Form des Dengue-Fiebers ist – ähnlich wie eine sehr schwere Grippe – durch hohes Fieber, Hautausschlag sowie Kopf- und Gliederschmerzen gekennzeichnet und klingt meist komplikationslos ab. Bei Kindern unter zehn Jahren kann es zu inneren und äußeren Blutungen kommen, wobei die Sterblichkeit bis zu 30 Prozent beträgt.
- Mücken: Die wichtigsten Überträger der Dengue-Fieber-Viren sind die Weibchen der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti, auch Ägyptische Tigermücke oder Denguemücke genannt) und der sich auch in Europa ausbreitenden Asiatischen Tigermücke (Aedes albopictus). In bestimmten Regionen kommen weitere Mückenarten als Überträger von Denguefieber infrage, zum Beispiel die Polynesische Tigermücke (Aedes polynesiensis) im südlichen Pazifik oder Aedes scutellaris in Neuguinea.
- Fallzahlen: Brasilien erlebt den wohl schwersten Dengue-Ausbruch seiner Geschichte. Seit Jahresbeginn wurden in dem südamerikanischen Land 1,9 Millionen Infektionen mit dem Dengue-Virus registriert, wie das Gesundheitsministerium jetzt mitgeteilt hat. Bislang wurden 656 Todesfälle aufgrund einer Dengue-Infektion bestätigt, 1025 weitere Verdachtsfälle werden noch untersucht.
Oropouche-Fieber und Malaria?
- Verbreitung: Malaria kommt vor allem in den Tropen und Subtropen vor. Der Erreger wird vom Stich der Anopheles-Mücke übertragen, deren Vermehrung von Brackwasser gefördert wird. Die Krankheit hat ihren Namen aus dem italienischen: „mala aria“ (schlechte Luft).
- Symptome: Die Inkubationszeit bei Malaria beträgt acht bis zwölf Tage. Der Anfall beginnt mit plötzlichem hohem Fieber und Schüttelfrost, Magen- und Darmbeschwerden, Erbrechen und Benommenheit. Nach Angaben der WHO erkranken jährlich rund 300 Millionen Menschen an Malaria, rund zwei Millionen sterben daran. Die schwerste der verschiedenen Krankheitsformen ist die Malaria tropica.Kann man sich vor dem Oropouche-Virus schützen?
- Eine Impfung gegen das Virus gibt es nicht. Der beste Schutz ist, Mückenstiche nach Möglichkeit zu vermeiden – durch entsprechende Kleidung, Mückennetze und Anti-Mückenmittel.
Kann man sich vor dem Oropouche-Virus schützen?
Eine Impfung gegen das Virus gibt es nicht. Der beste Schutz ist, Mückenstiche nach Möglichkeit zu vermeiden – durch entsprechende Kleidung, Mückennetze und Anti-Mückenmittel.
Oropouche-Tote?
In Brasilien sind die weltweit ersten Todesfälle durch das Oropouche-Fieber verzeichnet worden. Zwei Frauen seien Ende Juli an der durch infizierte Fliegen und Mücken übertragenen Viruserkrankung gestorben, teilte das brasilianische Gesundheitsministerium mit. Die Frauen aus dem Nordosten des Landes seien unter 30 Jahre alt gewesen und hätten keine Begleiterkrankungen gehabt. Sie hätten aber Anzeichen und Symptome gehabt, die einem schweren Fall von Denguefieber ähnelten.
Der US-Gesundheitsbehörde CDC zufolge sind derzeit Oropouche-Ausbrüche in Teilen von Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Kuba und Peru bekannt. Das brasilianische Gesundheitsministerium teilte mit, im laufenden Jahr 2024 seien 7236 Fälle von Oropouche-Infektionen registriert worden.