Geplanter Verkauf der Warenhauskette
Wie geht es mit Breuninger weiter?
Das Stuttgarter Traditionshaus Breuninger mit seinen Filialen steht einem Bericht zufolge zum Verkauf. Es soll bereits 31 Interessenten geben. Selbst Experten sprechen von einer „Überraschung“ oder gar von einem „Schock“.
Von Uwe Bogen, Imelda Flaig und Daniel Gräfe
Die Nachricht hat selbst die Geschäftsführerin des Stuttgarter Breuninger-Hauses überrascht. Sie müsse erst prüfen, ob es stimmt, dass Breuninger als Ganzes zum Verkauf stünde und was sonst noch geschrieben stehe, meint Andrea Girsch am Mittwoch. Und beim Handelsverband Baden-Württemberg heißt es: „Die Nachricht vom Verkauf Breuningers ist natürlich zunächst ein Schock.“
Erste Angebote sollen bis Oktober vorliegen, heißt es
Die „Wirtschaftswoche“ berichtete am Mittwoch, dass die hinter der Breuninger-Gruppe stehende Eigentümerfamilie sowohl das Handelsgeschäft als auch die Immobilien verkaufen wolle. 31 Unternehmen hätten Interesse angemeldet, wie aus einer Aufstellung der Investmentbank Macquarie hervorgehe. Der Verkaufsprozess sei bereits im Juni gestartet, erste Angebote sollen bis Oktober vorliegen.
Auf Anfrage unserer Zeitung in der Breuninger-Zentrale heißt es dazu nur: Man mache keine Angaben dazu, „da Breuninger generell keine Marktgerüchte kommentiert“. Auch der „Wirtschaftswoche“ liegt keine weitere Auskunft seitens Breuninger vor.
Das Magazin beruft sich auf Verhandlungskreise: Demnach wollten die Eigentümerfamilien die aktuelle Konsolidierungswelle in der Branche nutzen, um einen guten Kaufpreis zu erzielen. Spekuliert werde, dass die Breuninger-Gruppe auf Basis eines Unternehmenswerts von 2,5 Milliarden Euro verkauft werden könne. Abzüglich Schulden könnte der Kaufpreis rund zwei Milliarden Euro betragen, wobei rund 1,8 Milliarden Euro allein auf die Immobilien entfallen dürften, die sich in deutschen Großstädten befinden, heißt es.
Der richtige Zeitpunkt gekommen, um das Unternehmen zu verkaufen?
Dabei nimmt das Magazin Bezug auf die Familien des Bonner Rechtsanwalts Wienand Meilicke und des früheren Breuninger-Chefs Willem van Agtmael, die die BSG Beteiligungs-GmbH kontrollieren, die ihrerseits rund 80 Prozent an der Breuninger-Holding hält. Van Agtmael und Meilicke – beide in ihren späten Siebzigern – könnten längst ihren Ruhestand genießen, dirigierten aber als Geschäftsführer nach wie vor Breuningers Muttergesellschaft. Nun sei der richtige Zeitpunkt gekommen, das Unternehmen weiterzureichen, wie zu vernehmen sei, so das Magazin weiter.
Breuninger steht im Vergleich zu anderen Modeunternehmen hervorragend da. Im vergangenen Jahr erzielte die Gruppe rund 1,5 Milliarden Euro Umsatz – sieben Prozent mehr als im Vorjahr und deutlich mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Sowohl im stationären wie auch im Online-Handel sei man profitabel, wie ein Sprecher betont.
Nicht nur Handelsexperten bescheinigen Breuninger eine hervorragende Arbeit: Beim Online-Geschäft gilt man mit als führend, der Fokus auf das Premium- bis Luxussegment wurde über viele Jahre hinweg geschärft. Schlecht laufende Filialen wie jene in Reutlingen werden zum Jahresende geschlossen, während man in Hamburg im Westfield-Überseequartier von Oktober an auf ein noch luxuriöseres Einkaufsgefühl setzt. Ginge es danach, sich aufzuhübschen, wäre das Traditionsunternehmen mit seiner 140-jährigen Geschichte für einen Verkauf bereit.
Auch deshalb stehen die Bewerber offenbar Schlange. Laut „Wirtschaftswoche“ sind die üblichen Verdächtigen darunter wie die Premium-Warenhausketten El Corte Inglés aus Spanien und die Galeries Lafayette aus Frankreich. Für die Immobilien sollen sich verschiedene institutionelle Investoren interessieren wie die Frankfurter Fondsgesellschaften Deka, DWS und Union Investment.
Den Kauf der gesamten Gruppe könnten sich laut dem Bericht die thailändische Central Group und der US-Unternehmer Richard Baker vorstellen. Baker hatte im Frühjahr mit einem Konsortium auch die insolvente Warenhauskette Galeria Kaufhof übernommen. Noch vor einem halben Jahr hatte Breuninger laut einem Bericht des Wirtschaftsnachrichtendiensts Bloomberg selbst geplant, die insolvente KaDeWe Group zu übernehmen, zu der auch das Berliner Kaufhaus des Westens zählt.
Nicht nur die 6500 Beschäftigten, die Breuninger zählt, werden gespannt sein, was sich dieses Mal ergibt und was für ihre Jobs folgen könnte. Mit einer positiven Note endet die Antwort des Handelsverbands Baden-Württemberg: „Die zahlreichen namhaften Interessenten zeigen, dass der stationäre Einzelhandel und auch Breuninger durchaus zukunftsträchtig sind.“