Aktien-Vorschau für die neue Börsenwoche
Wie geht es mit den Leitzinsen weiter?
Unsere Börsenexperten blicken auf die kommende Woche: Mit Spannung erwarten die Märkte die Aussagen der Fed und der EZB zur weiteren Zinsentwicklung.
Von Eva Drews
Eigentlich verheißt der Mai der Börse traditionell nichts Gutes: Sell in May and go away (also in etwa: verkaufe im Mai und bleib’ weg), lautet eine alte Börsenweisheit, die zwar als überholt gilt, dennoch sagt man dem Mai nach, ein eher ruhiger Börsenmonat zu sein. Spannend dürfte es gleichwohl bleiben, denn die Stimmung am Markt schwankt zwischen zwei Polen: Der eine ist die Erleichterung über zahlreiche besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen. Der andere ist der bange Blick auf die weitere Leitzinspolitik der Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks. Am Mittwochabend mitteleuropäischer Zeit wird sich dazu die US-Notenbank Fed äußern, am Donnerstag die EZB.
Dass beide die Leitzinsen nochmals erhöhen werden, gilt dabei als ausgemacht. Wichtiger erscheint, was sie in Aussicht stellen werden. Für die USA zeigen die Glaskugeln offenbar zumeist eine Pause, während die EZB wohl auf weitere Zinsschritte setzen dürfte. „Wie Duracell-Klatschhasen werden die EZB-Direktoren nicht müde, mit Blick auf die hartnäckig hohe Kerninflation weitere Zinssteigerungen in Aussicht zu stellen“, klagt Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank. Für Ulrich Kater ist das kein Grund zur Sorge: „Das muss an der Börse nicht bedeuten, dass wir nur auf der Stelle treten – im Gegenteil“, sagt der Chefvolkswirt der Deka-Bank im Podcast „Mikro trifft Makro“: „Wenn sich die Vorzeichen mehren, dass die Zinssteigerungen keine weiteren Schäden anrichten und die Wirtschaft robust bleibt, kann man sich auch vorstellen, dass gerade die Aktienmärkte den Konjunkturaufschwung ab 2024 vorwegnehmen.“
Unterstützung könnte von weiteren Quartalszahlen kommen. Besondere Aufmerksamkeit hierzulande dürften dabei vor allem die Dax-Werte Deutsche Post, Porsche AG, Airbus (Mittwoch), Volkswagen, BMW und Vonovia (Donnerstag) sowie Adidas (Freitag) genießen. Interesse werden sicherlich auch die Zahlen der italienischen Bank Unicredit am Dienstag erregen– hatte doch der deutliche Einlagenrückgang der US-Regionalbank First Republic vergangene Woche erneut Ängste ausgelöst. Bislang aber hat sich der europäische Bankensektor – abgesehen von Credit Suisse – robust gezeigt.