Trendwende bei elektrischen Gebrauchtwagen

Wie sich der schwierige Markt für gebrauchte E-Autos entwickelt

Gebrauchte E-Autos zu verkaufen, galt lange Zeit als ein besonders undankbares Geschäft. Und heute? Tragen diese Fahrzeuge das Ladenhüter-Image immer noch zurecht?

Vor knapp vier Jahren produzierte Autos, wie hier der ID.3 und ID.4   von VW,  spielen auf dem Elektro-Gebrauchtwagenmarkt  eine immer wichtigere Rolle.

© dpa//Jan Woitas

Vor knapp vier Jahren produzierte Autos, wie hier der ID.3 und ID.4 von VW, spielen auf dem Elektro-Gebrauchtwagenmarkt eine immer wichtigere Rolle.

Von Peter Stolterfoht

Nicht mehr neu, dazu teuer und dann auch noch technisch umstritten. Unter diesen Umständen kann sich niemand darüber wundern, dass es in Deutschland keinen Markt für gebrauchte Elektro-Autos gab. In einer Zeit, in der schon der Absatz neuer E-Fahrzeuge weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Nun aber das: Plötzlich ist keine Rede mehr von Ladenhütern, wenn es um den Wiederverkauf von Elektroautos geht.

Seit Mitte 2024 ist in diesem Geschäftsfeld eine Trendwende zu erkennen. Und das hat verschiedene Gründe:

Angebot

Im Sommer vergangenen Jahres endeten eine Vielzahl von Leasingverträgen mit drei- beziehungsweise vierjähriger Laufzeit, was zum ersten großen Rücklauf an gebrauchten Fahrzeugen in Deutschland geführt hat. Ein großer Teil davon kam aus Firmen, die ihren Pkw-Fuhrpark in den Jahren 2021 und 2022 auf Stromer umgestellt hatten. Unter anderem diese Fahrzeuge erweitern das bisher sehr schmale Angebot maßgeblich. Es soll sich Schätzungen zufolge im vergangenen Jahr auf nun 150 000 vollelektrische und Plug-in-Hybrid-Pkw verdoppelt haben.

„Der Markt für gebrauchte Elektroautos wird in Zukunft weiter wachsen“, prognostiziert Christian Buric, Experte für E-Mobilität beim ADAC. Auch weil dort damit gerechnet wird, dass künftig insgesamt mehr emissionsfreie Autos verkauft werden. Denn nur so können Hersteller EU-Strafzahlungen vermeiden, die abhängig vom CO2-Wert ihrer gesamten Flotte sind.

Preis

Mehr neue Elektro-Autos bedeuten auf absehbare Zeit auch automatisch mehr gebrauchte Fahrzeuge dieser Sorte. Dazu kommt, dass bei einem steigenden Angebot normalerweise der Preis sinkt. Billiger werden mit der Zeit schließlich auch die Batterien, bisher die großen Teuermacher des E-Autos. Diese Entwicklungen führen bereits jetzt zu einem unerwarteten Ergebnis, auf das die Gebrauchtwagenplattform Autoscout24 hinweist. Demnach wurde dort bereits im September 2024 ein zwei Jahre alter vollelektrischer VW ID.3 für 3700 Euro weniger angeboten als ein Golf-Verbrenner gleichen Baujahres.

Technik

Der Batterieantrieb gilt beim E-Auto nicht nur als teuerstes Bauteil, sondern wurde lange Zeit auch als größter Unsicherheitsfaktor betrachtet. Dem widersprechen laut „Auto-Bild“ Tests an verschiedenen Tesla-Modellen, die beim Verkauf auch nach vier Jahren noch mehr als 95 Prozent der ursprünglichen Kapazität aufwiesen. Dennoch wird vor dem Kauf eines gebrauchten Elektro-Autos dringend zu einer entsprechenden Überprüfung der Batterie geraten.

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Erstellt:
30. Januar 2025, 09:56 Uhr

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