Fußballfieber
Wie Start-ups Amateure unterstützen
Bei einem Unternehmen aus Köln ist auch Jürgen Klopp mit von der Partie. Auch er kommt aus dem Amateurfußball. Ein bayerisches Start-up hat sogar Kunden in Südamerika. Und in Konstanz denkt man schon über den Fußball hinaus.
Von Ulrich Schreyer
Eine ganze Reihe von Start-ups wollen den Trainern unter die Arme greifen. Mit Übungsangeboten, Analysen von Spielen und der Ermittlung des Werts eines Spielers. Dabei hoffen sie, dass die EM auch noch mehr Interessen am Amateurfußball weckt.
Prematch – Jürgen Klopp mischt mit
Das 2021 gegründete Start-up Prematch aus Köln hat schon etliche Investoren an Land ziehen können. Der bekannteste ist Jürgen Klopp. Klopp hat nicht selbst Geld angelegt, genau genommen ist das Klopp Family Office tätig geworden. Die Kunden von Prematch mit seinen 25 Mitarbeitern und einem Büro in Berlin kommen aus dem Amateurfußball. Vereinen werden Statistiken über Spiele, Stärken und Schwächen der Gegner angeboten. 98 Prozent aller Amateurvereine haben nach den Angaben von Prematch mindestens einen Spieler oder Trainer, der das Angebot nutzt, oft sind bei einem Verein auch deutlich mehr Spieler mit von der Partie. Algorithmen, die Spiele analysieren, ermitteln auch den Marktwert von Spielern. Dieser kann zwischen ein paar hundert Euro und einem hohen fünfstelligen Betrag liegen. Ihren Wert können die Amateure aber nicht zu Geld machen. Es handelt sich eher um ein spielerisches Element, Gesprächsstoff in der Kabine oder im Sportheim.
Das Angebot von Prematch ist für die Vereine kostenlos. Finanziert wird das Start-up auch durch eine Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Adidas oder Krombacher. Auf der Plattform kann ein Verein sich dann etwa zu einer Brauereibesichtigung oder einem anderen Event anmelden. „Unser Ziel ist es, Amateurfußballern und Amateurfußballerinnen eine Bühne zu geben“, sagt Gründer Lukas Röhle. Ein Zitat von Klopp über seine Anfänge im Fußball liefern die Kölner gerne: „Wie für mich beim SV Glatten (Kreis Freudenstadt) begann die Karriere für fast alle Fußballer im Amateurverein“.
B 42 – auch Kunden in Südamerika
„Es gibt auch Downloads in Südamerika“, berichtet Andreas Gschaider, der das Start-up B 42 aus Velden bei Landshut 2017 zusammen mit seiner Frau gründete. Zum Team gehören neun Beschäftigte, von Sponsoren wurden bisher vier Millionen Euro eingesammelt. „Unsere App nutzen 300 000 Sportlerinnen und Sportler und mehr als 500 Vereine auf der ganzen Welt“, sagt der ehemalige Kripobeamte. Spieler oder Trainer müssen dafür bezahlen, doch meistens zahlt der Verein. Ein Spieler ist für 9,99 Euro im Monat dabei, den Verein kostet es 499 Euro im Jahr. Das Training kann mit Hilfe der App auf die Nutzer zugeschnitten werden, sich zum Beispiel am Alter oder dem Geschlecht orientieren. „Wir bieten eine komplette Managementplattform für Trainer, ein Rehaprogramm gehört auch dazu,“ sagt Gschaider. Vom Juli an will er auch Angebote von Matchplaner in seine App aufnehmen. Und die EM? Kurzfristige Impulse erwartet er nicht, hofft aber auf ein gutes Abschneiden der deutschen Mannschaft, weil dieses sich auch positiv auf den Amateurfußball auswirken könnte.
Subsequent – mehr als Fußball
Manuel Stein hat sich selbst ans Werk gemacht und Subsequent gegründet. In seiner Doktorarbeit widmete er sich der Taktik im Fußball, fand aber keine nützlichen Daten. Deshalb gründete er 2021 das Start-up. Eine Kamera am Stadiondach oder an einem Stab macht, was auch mit einem guten Handy gelingen kann: Videoaufnahmen eines Spieles. Diese werden an das Konstanzer Start-up übertragen, das daraus ein Skelett eines Spielers erzeugt und dessen Bewegungen zeigt – etwa, mit welchem Bein er den Ball spielt. Bei Fußball ist es nicht geblieben. Stein und seine vier Mitarbeiter können auch untersuchen, wie ein Skifahrer fährt oder wie die Hand beim Tennis gedreht wird. Gearbeitet wird auch am betrieblichen Gesundheitswesen: „Man kann etwa analysieren, wie jemand auf seinem Bürostuhl sitzt“, sagt Stein. Er und seine Mitarbeiter haben auch schon Preise abgeräumt – so etwa 2022 den nach dem früheren Wirtschaftsminister Rudolf Eberle benannten Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg. Kunden sind Vereine und Verbände, aber auch Kliniken.