Rasieren oder Sprießen lassen

Wie (un)hygienisch sind Achselhaare?

Rasieren, Epilieren, Wachsen: Es gibt viele Haarentfernungsmethoden. Aber müssen die Achselhaare wirklich weg? Zwei Hautärztinnen über den Sinn der Haare und Auswirkungen auf den Schweißgeruch.

Zu viel des Guten? Spanischer Fußball-Fan reckt seine Arme und zeigt seine üppiges Achselhaar.

© Imago/Cordon Press/Miguelez Sports

Zu viel des Guten? Spanischer Fußball-Fan reckt seine Arme und zeigt seine üppiges Achselhaar.

Von Neele Hartmann (dpa)/Markus Brauer

Die Achselhaare sprießen lassen? Damit fühlen sich vor allem Frauen oft nicht wohl. 82 Prozent der Frauen entfernen oder kürzen ihre Achselhaare. Das zeigt eine YouGov-Umfrage im Auftrag des Online-Händlers Galaxus, für die Personen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich befragt wurden. Unter den Männern rücken 48 Prozent den Achselhaaren mit Rasierer & Co. zu Leibe.

Unhygienisch, finden die einen. Andere tragen ihre Achselhaare bewusst und mit Stolz. Wie auch immer die Beweggründe für oder wider die Achselhaare sind: Zwei Hautärztinnen geben Antworten rund ums Thema.

Welche Funktionen haben Achselhaare?

„Achselhaare sind einerseits ein Überbleibsel aus einer Zeit, als wir behaarter waren als jetzt“, erklärt Dermatologin Uta Schlossberger. „Aber sie haben auch einen Sinn.“

 

 

So helfen die Haare dem Körper bei der Temperaturregulierung. „Über die Schweißbildung erzeugen die Achselhaare eine Art Verdunstungskälte, die dann im Sommer hilft, die Körpertemperatur zu regulieren und zu reduzieren“ erklärt die Dermatologin Sabine Stangl. Außerdem können Haare unter den Achseln das Risiko für Reibungsekzeme und Entzündungen lindern. Und sie helfen bei der Entsendung von Sexuallockstoffen.

Inwiefern wirken sich Achselhaare auf den Schweißgeruch aus?

Dafür muss man erst einmal wissen: Riecht es unter der Achsel, ist das nicht der Schweiß selbst. Der ist nämlich geruchsneutral. Der muffige Geruch, den wir kennen, entsteht erst dann, wenn der Schweiß durch Bakterien zersetzt wird.

Die Bakterien-Besiedlung in einer behaarten Achsel ist eine andere und deutlich stärkere als in einer rasierten Achsel. „Der Geruch kann tatsächlich intensiver sein, als in einer nicht behaarten Achselhöhle“, so Sabine Stangl.

 

 

 

 

Ist es also besser, die Achselhaare zu rasieren?

Diese Entscheidung darf jede und jeder für sich selbst treffen. Generell gilt: je weniger Achselhaare, desto weniger bakterielle Besiedlung. Dadurch entsteht weniger Schweißgeruch und man muss weniger Deo verwenden.

Die Haut unter den Armen lässt sich, laut Sabine Stangl, bei enthaarten Achseln außerdem besser reinigen. Denn im Vergleich zu behaarten Achseln können sich Hautschuppen dann nicht zwischen den Haaren festhalten. Auch kann das Rasieren dazu führen, dass weniger Schweißflecken auf der Kleidung entstehen.

Welche Methode zur Haarentfernung ist am besten für die Haut?

  • Epilieren/Waxing: Wovon Uta Schlossberger abrät, ist Epilieren oder Waxing, da die Haut unter der Achsel empfindlich ist und sich schnell entzünden kann. Auch Enthaarungscremes vermeidet man besser, um die Hautbarriere zu schützen.
  • Rasieren: Schonender ist die Rasur – auch wenn sie weniger lange hält. „Gründlicher, schärfer, sauberer ist die Nassrasur, schonender für die Haut ist die elektrische Rasur“, erläutert Sabine Stangl. Aber häufig bleiben beim Rasieren mit dem Elektrorasiergerät gräuliche Schattierungen – gerade bei dunklen Haaren.

 

 

  • Nassrasur: Um die Vermehrung von Bakterien und potenzielle Infektionen zu verhindern, muss der verwendete Rasierer sauber sein und sollte nicht vorher an einer anderen Körperstelle benutzt worden sein. Zumindest aus hygienischer Sicht gilt also: lieber zu einem Einmalrasierer greifen. Um Hautreizungen und eingewachsene Haare zu verhindern, sollte man eine scharfe Klinge wählen. Die Achselregion zunächst mit warmem Wasser reinigen und etwas Rasierschaum auftragen, um die Haut zu schützen und das Gleiten der Rasierklinge besser zu ermöglichen.
  • Lasern: Auch Lasern gilt als hautschonende Methode zum Entfernen der Haare. Dafür sind aber mehrere Sitzungen notwendig. „Die Haare müssen schwarz sein, weil der Laser sonst nicht auf den Farbstoff reagiert, dann wird man sie auch ganz los“, so Uta Schlossberger. Lasern eignet sich vor allem für Menschen mit sensibler Haut, bei denen normales Rasieren zu Rötungen und kleinen Wunden führen kann.

Wie bleibt man an heißen Tagen unter den Achseln frisch?

  • Waschen: „Wenn Schweiß entsteht und man ihn schnell abwäscht, kann es gar nicht dazu kommen, dass sich Bakterien sammeln und den Geruch produzieren“, betont Uta Schlossberger. Generell ist es wichtig, die Achseln regelmäßig zu waschen – am besten mit milder Seife.
  • Deo: Und dann gibt es natürlich auch Deo als Helfer gegen den Schweißgeruch, ob als Spray, Roller, Stick oder Creme. Das sollte nicht auf bereits vorhandenen Schweiß aufgetragen werden. Schwitzt man also schon, ist es notwendig die Achseln, vorab zu waschen und abzutrocknen, bevor das Deo benutzt wird. Sonst verklebt der Schweiß zusammen mit dem Deo die Achselhaare.
  • Antitranspirant: Bei vermehrtem Schwitzen können sogenannte Antitranspirant-Tücher oder Cremes helfen, da sie nicht nur den Geruch, sondern auch die Schweißproduktion an sich reduzieren.

Wer das Gefühl hat, übermäßig stark zu schwitzen, für den ist es empfehlenswert, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Dahinter kann eine sogenannte Hyperhidrose stecken, die behandelt werden kann.

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Erstellt:
5. August 2024, 14:34 Uhr

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