Häufung von Unfällen in Ägypten

Wie (un)sicher sind Touristen-(U)-Boote im Roten Meer?

Erst vor vier Monaten hatte es ein ähnliches Unglück gegeben, bei dem auch Deutsche unter den Opfern waren. Jetzt sinkt wieder ein Urlauber-Boot mit mehr als 40 Menschen an Bord vor Ägypten. Die Unglücke von Touristenschiffen im Roten Meer häufen sich.

Ein Schiff hat ie Rettungsstelle für das  gesunkene Touristen-U-Boot im Roten Meer vor der Küste von Hurghada ausgeworfen.

© XinHua/Ali Awad/dpa

Ein Schiff hat ie Rettungsstelle für das gesunkene Touristen-U-Boot im Roten Meer vor der Küste von Hurghada ausgeworfen.

Von Markus Brauer/AFP/dpa

Im Roten Meer in Ägypten sind bei dem Untergang eines Touristen-U-Boots mehrere Urlauber ums Leben gekommen. Ägyptische Staatsmedien sprachen am Donnerstag (27. März) nach dem Unglück vor der Küste des Badeortes Hurghada von sechs Toten. Unter den Opfern seien auch zwei Kinder, teilte das russische Konsulat mit.

Die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti berichtete unter Berufung auf ägyptische Rettungskräfte, bei den Toten handele es sich um „fünf Ausländer und einen Ägypter“.

Laut dem russischen Konsulat waren „45 russische Touristen, darunter Minderjährige“ an Bord des U-Boots gewesen, als es einen Kilometer von der Küste entfernt verunglückte.

44 Passagiere tauchen im U-Boot 25 Meter unter Wasser

Das Boot gehört laut der ägyptischen Staatszeitung „Al-Achbar al-Jum“ dem Unternehmen „Sindbad Submarines“. Auf dessen Website hieß es, das Touristen-U-Boot könne 44 Passagiere bis zu 25 Meter unter die Wasseroberfläche transportieren.

Das Boot war laut Veranstalter eines von weltweit 14 U-Booten, die für touristische Zwecke genutzt werden. Urlauber können damit demnach 25 Meter tief in die Unterwasserwelt vor Hurghada tauchen und durch die Bullaugen Korallen und andere Meeresbewohner beobachten.

Die U-Boote bieten nach Angaben des Veranstalters Platz für 44 Passagiere und die Crew. Gebaut worden seien die Boote in Finnland. Sie seien so konstruiert, dass sie einem Unterwasserdruck bis zu einer Tiefe von 75 Metern standhalten könnten.

Kollidierte das U-Boot mit einem Unterwasserriff?

Die Unglücksursache ist bislang noch unklar. Russische Medien berichten unter Berufung auf Augenzeugen von einer Kollision des Bootes mit einem etwa 25 Meter tiefen Korallenriff.

Für Donnerstag war ein klarer Tag vorhergesagt worden mit überdurchschnittlich starkem Wind, aber bester Sicht unter Wasser. Sollte es tatsächlich zu einer Kollision gekommen sein, kommen ein Fahrfehler des Schiffsführers oder ein technisches Problem an Bord als Grund in Betracht.

Nach einem Bericht des russischen Telegramkanals „Shot“, brach nach dem Zusammenstoß an Bord Panik aus, weil Wasser in den Innenraum des U-Boots gedrungen sei und dieses zu sinken begonnen habe. Es sei zu Rangeleien gekommen, weil Eltern versucht hätten, ihre Kinder zu retten.

Wegen des hohen Wasserdrucks hätten die Menschen die Orientierung verloren. Zu Hilfe kam demnach ein anderes Touristenschiff. Urlauber hätten Menschen in Seenot aus dem Wasser gezogen, schilderte Shot.

„Einzige wirklichen“ Ausflugs-U-Boote der Region

Hurghada, das rund 460 Kilometer südöstlich von Kairo am Roten Meer liegt, gehört zu Ägyptens touristischen Hotspots und ist auch bei deutschen Urlaubern äußerst beliebt. Von hier aus machen viele Urlauber Ausflüge zu Korallenriffs und Inseln im Roten Meer.

Während viele Touristen das Rote Meer auf Tauch- oder Schnorchelausflügen erkunden, bietet „Sindbad Submarine“ laut seiner Website Fahrten in den „einzigen wirklichen“ Ausflugs-U-Booten der Region an.

Schiffsunfälle im Roten Meer häufen sich

Im Roten Meer haben sich in den vergangenen Jahren wiederholt tödliche Unglücke ereignet:

November 2024: „Sea Story“

Am 25. November 2024 wurden nach dem Unfall eines südlich von Hurghada gestarteten Tauchbootes vier Tote und sieben Vermisste gemeldet. Zu den Vermissten zählten nach den damaligen Angaben des Auswärtigen Amtes auch drei deutsche Staatsbürger.

Innerhalb von Minuten war die „Sea Story“ des Tauchunternehmens „Dive Pro Liveboard“ im Roten Meer gesunken. Fast alle Schiffsreisenden schliefen, als die Luxusjacht mit dem Kiel nach oben unterging. Eine große Welle soll sie getroffen und zum Kentern gebracht haben. Das tragische Unglück wirft einen dunklen Schatten auf den Tourismus in Ägypten. Denn, es ist das zweite Tauchschiff des gleichen Eigners, dass in diesem Jahr havarierte.

Fünf Menschen konnten am 26. November lebend aus dem Wrack gerettet werden. Sie hatten sich 24 Stunden lang in einer Luftblase im Rumpf befunden. Zwei Deutsche wurden tot geborgen.

Oktober 2024: „Seaduction“

Im Oktober 2024 sank die „Seaduction“ im Bereich eines Riffs. Crew und Taucher verbrachten Stunden auf dem Wasser, bevor ein Fischtrawler die Schiffbrüchigen aus dem Wasser zog.

April 2024: „Scuba Scene“

Im April 2024 war die „Scuba Scene“ vor dem Hafen von Hurghada abgebrannt. Das 43 Meter lange und neun Meter breite Luxusschiff (Baujahr 2011) war gerade zu einer Tauchsafari aus, als im Maschinenraum Feuer ausbrach. Passagiere und Besatzung wurde evakuiert. Auch das Schiff soll zur Flotte von „Dive Pro Liveaboard“ gehört haben.

Februar 2024: „Sea Legend“

Das Tauchunternehmen war schon in andere Vorfälle verwickelt. Im Februar 2024 verunglückte mit der „Sea Legend“ (Baujahr 2019) ein weiteres Tauchboot der Firma im Roten Meer. Ein Feuer war auf nachts im Küchenbereich ausgebrochen. 30 Taucher konnten sich unter dramatischen Umständen retten. Die „Sea Legend“ stand komplett in Flammen und sank.

Warum kommt es zu den Unglücken?

Ägypten hat strenge Sicherheitsvorschriften und Gesetze für Tauchschiffe. Notfälle muss die Crew regelmäßig üben. Zahlreiche Unfälle im Roten Meer zeigen aber, dass die Vorschriften immer wieder ignoriert werden. Profitgier und billige Arbeitskräfte sind laut Behörden weit verbreitet.

Der Tourismus ist für Ägypten ein enorm wichtiger Wirtschaftszweig, er macht mehr als zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin von Mitte März reisten 2023 rund 1,5 Millionen deutsche Touristen nach Ägypten und stellten damit die größte Gruppe ausländischer Touristen in dem nordafrikanischen Land dar.

Medienberichten zufolge bleiben viele Fälle verborgen und tauchen in den Datenbanken der zuständigen Behörden nicht auf. Hurghada gilt als das Urlaubsparadies am Roten Meer. Negative Schlagzeilen, wie auch mitunter tödlich endende Hai-Angriffe, sind schlecht fürs Geschäft.

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Erstellt:
28. März 2025, 09:20 Uhr
Aktualisiert:
28. März 2025, 09:53 Uhr

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