Bundestagswahl 2025

Wie verlässlich sind die Wahlumfragen?

Wie aussagekräftig sind eigentlich Wahlumfragen? Lassen sich damit Wahlergebnisse vorhersagen oder eher nicht?

Wie akkurat sind die Prognosen?

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Wie akkurat sind die Prognosen?

Von Lukas Böhl

Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (LPB) schreibt auf ihrer Webseite, dass Wahlumfragen Momentaufnahmen sind. Sie geben also lediglich ein Stimmungsbild zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder.

In der Regel werden zwischen 1.000 und 2.000 Personen befragt, teilt die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB) mit. Diese werden per Zufalls- oder seltener per Quotenauswahl ermittelt und telefonisch, online oder persönlich befragt.

Wahlumfragen liefern jedoch nicht nur Schätzwerte zum Wahlverhalten, sondern auch Einblicke in die politische Stimmungslage im Land, wie Professor Dr. Thorsten Faas im Gespräch mit der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung (BLPB) betonte.

Wahlumfragen nur bedingt aussagekräftig

Obwohl die Institute bemüht sind, ihre Umfragen möglichst repräsentativ zu gestalten, lassen sich daraus nur begrenzt Rückschlüsse auf das tatsächliche Wahlverhalten ziehen. Laut Professor Dr. Faas gibt es bei der Durchführung von Umfragen einige Herausforderungen.

So sei beispielsweise die Bereitschaft, überhaupt an einer Befragung teilzunehmen, oft gering. Zudem könnten je nach Befragungsart bestimmte Gruppen über- oder unterrepräsentiert sein. Telefonumfragen erreichen tendenziell eher ältere Menschen, während Online-Umfragen eher von jüngeren genutzt werden.

Solche methodischen Hürden können die Aussagekraft der Ergebnisse beeinflussen und möglicherweise verzerren. Neben diesen methodischen Herausforderungen gibt es auch psychologische Effekte, die sich auf das Ergebnis von Wahlumfragen auswirken können.

Viele Faktoren beeinflussen die Entscheidung

Die LPB weist darauf hin, dass es in Wahlumfragen zu unehrlichen Antworten kommen kann. Manche Befragte könnten befürchten, für ihre Wahlentscheidung verurteilt zu werden, und daher eher eine gesellschaftlich akzeptierte Antwort geben – bei der Wahl selbst entscheiden sie sich dann jedoch anders.

Ein weiterer psychologischer Aspekt ist laut Faas, dass Umfragen das Wahlverhalten beeinflussen können. Wenn beispielsweise eine Partei in den Umfragen knapp an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert, könnte dies potenzielle Wähler abschrecken. Gleichzeitig können Wahlumfragen auch taktische Überlegungen anregen – etwa wenn Wähler ihre Stimme basierend auf möglichen Koalitionen abgeben.

Lesetipp: Die Wahlprogramme der Parteien zusammengefasst

Wahlentscheidungen oft kurzfristig

Hinzu kommt, dass viele Wähler ihre Entscheidung erst kurz vor der Wahl treffen. Laut der Gesellschaft für Trend- und Wahlforschung Infratest dimap spielt die Schlussphase des Wahlkampfes eine entscheidende Rolle, insbesondere für unentschlossene und taktische Wähler. Zudem sei die Parteibindung heute nicht mehr so stark wie früher, so die LPB. Es gebe mehr Wechselwähler, was die Prognosekraft von Umfragen weiter einschränkt.

All diese Faktoren zeigen: Wahlumfragen können zwar ein aktuelles Stimmungsbild liefern, sind aber nur bedingt aussagekräftig für das tatsächliche Wahlergebnis.

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Erstellt:
18. Februar 2025, 08:00 Uhr

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