Statistik
Wie viele Syrerinnen und Syrer leben in Deutschland?
Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien ist die Lage für viele Geflüchtete hierzulande ungewiss. Wie viele Syrer leben eigentlich in Deutschland? Und was sagt die Statistik noch über sie aus?
Von Michael Bosch
Neben der Freude über den Sturz des Assad-Regimes hat sich bei Syrerinnen und Syrern in Deutschland auch Unsicherheit breit gemacht. Mit den Diskussionen um Rückführungen verbreite sich bei den Menschen natürlich eine Angst, das sei einfach nicht tragbar, sagte die Vorsitzende des Verbands deutsch-syrischer Hilfsvereine (VDSH), Nahla Osman. „Syrien ist nicht sicher, für keinen von uns.“ Es sei wirklich traurig, dass man Menschen, die hier Hoffnung hätten auf ein Leben in Sicherheit, aufgrund der bevorstehenden Bundestagswahlen verunsichere.
Wie Deutschland legen auch andere europäische Länder nach dem Sturz des syrischen Machthabers Bassar al-Assad ihre Asyl-Entscheidungen für Syrerinnen und Syrer vorerst auf Eis. Schweden, Norwegen, Dänemark und Großbritannien gaben am Montag bekannt, ihre Entscheidungen zu Asylanträgen und Abschiebungen vorerst auszusetzen. Österreich kündigte dagegen sogar einen „Abschiebeplan“ für syrische Flüchtlinge an.
Wie viele Syrerinnen und Syrer leben derzeit hierzulande? Und wie ist ihr Aufenthaltsstatus? Ein Überblick.
Wie viele Syrerinnen und Syrer leben in Deutschland?
Laut dem Innenministerium waren Ende Oktober 974.136 Menschen mit syrischer Staatsbürgerschaft in Deutschland gemeldet. Im Schnitt sind diese Menschen bereits seit sechs Jahren in Deutschland, die allermeisten kamen 2015.
Laut dem Statistischen Bundesamt hatte der überwiegende Teil der Syrerinnen und Syrer, die Ende 2023 erfasst waren eine „befristete Aufenthaltserlaubnis aus humanitären Gründen“ – das waren mehr als 560.000 Menschen. Zu dieser Zeit waren lediglich rund 44.000 ohne Aufenthaltstitel. Laut Berichten lag die sogenannte Gesamtschutzquote, die nicht nur Asyl, sondern auch andere Arten von Schutz umfasst, zuletzt bei 83,6 Prozent der Antragstellerinnen und Antragsteller.
Hauptherkunftsländer Geflüchtete: Januar bis November 2024 (laut BAMF)
- Syrien 74.971 Geflüchtete
- Afghanistan 34.300
- Türkei 29.578
- Irak 8.563
- Somalia 6.960
- Iran 5.509
- Ungeklärt 4.716
- Russland 5.154
- Kolumbien 3.572
- Eritrea 3.050
Allerdings fallen viele Menschen aus Syrien inzwischen nicht mehr unter das Asylsystem. Im vergangenen Jahr machten Syrerinnen und Syrer 38 Prozent derjenigen aus, die eingebürgert wurden. Inzwischen kann der deutsche Pass bereits nach fünf Jahren erworben werden, bei „besonderen Integrationsleistungen“ kann die Zeit sogar auf drei Jahre verkürzt werden.
Wo leben die Syrer in Deutschland?
Laut der Deutschen Welle (DW) lebt die Mehrheit der Syrer „in Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg, die aufgrund der Bevölkerungsdichte - was vor allem für Nordrhein-Westfalen gilt - und der besseren Angebote auf dem Arbeitsmarkt besonders attraktiv sind“. Wenig verwunderlich ist dabei, dass es die Geflüchteten besonders in Städte zieht, wo es mehr Integrationsmöglichkeiten und Jobs gibt, als in ländlichen Regionen.
Syrerinnen und Syrer: Durchschnittsalter und Arbeitsmarkt
Hierzulande leben mehr Syrer als Syrerinnen: Rund 60 Prozent von ihnen sind männlich. Das Durchschnittsalter beträgt 26,2 Jahre. Zum Vergleich: die deutsche Gesamtbevölkerung war im vergangenen Jahr durchschnittlich 44,6 Jahre alt.
Gerade auf dem Arbeitsmarkt sind Syrerinnen und Syrer gefragt. Laut Statistik sind 222.610 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Hinzu kommen laut einem Bericht der „Berliner Morgenpost“ rund 65.000 Minijobber. Dies entspreche einer Beschäftigungsquote von 51,9 Prozent bei den Männern und 18,9 Prozent bei den Frauen – bezogen auf alle, die bereits eine Arbeitsgenehmigung erhalten haben.
Qualifikation für den Arbeitsmarkt
Rund 44 Prozent der syrischen Arbeitskräfte sind demnach un- oder angelernte Helfer. Mehr als die Hälfte hat eine Facharbeiterqualifikation oder sogar einen höheren Bildungsabschluss. Damit gelten Syrerinnen und Syrer als besser ausgebildet als viele andere Nationalitäten.
Allein rund 5000 Mediziner aus Syrien arbeiteten dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit zufolge in Deutschland, berichtet die DW. Besonders im Gesundheitswesen spielen syrische Arbeitskräfte eine wichtige Rolle, weil sie dringend benötigte Arbeiten übernehmen, für die Personal fehlt.