Wetterprognose für Deutschland
Wie wird der Winter 2023/2024?
Wir wagen eine Prognose, was die Monate Dezember bis März bringen könnten. Kältewellen oder Regenpfützen? Oder vielleicht beides? Ein Blick in alte Bauernregeln und die Wetterprognosen von Meteorologen. Wie wird der kommende Winter?

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Schlittenfahren, Schneeballschlachten, Schlittschuhlaufen: Winter kann herrlich sein – und lebensbedrohlich wie unser historischer Rückblick zeigt.
Von Markus Brauer
„Winter is coming“ – „Der Winter naht.“ Das Motto des Hauses Stark ist zum Leitmotiv der TV-Fantasy-Serie „Game of Thrones“ geworden. Der Winter naht – und mit ihm der schreckliche Nachtkönig, der die Welt der Menschen in eine Eiswüste verwandeln will, besiedelt von Toten und Weißen Wanderern.
Droht 2023/2024 ein Jahrhundertwinter?
Droht auch der realen Welt, was dem imaginären Kontinent Westeros in „Game of Thrones“ heimsucht? Ein Jahrhundertwinter? Meteorologisch gesehen sei eine solche Prognose kaum möglich, sagt Sabine Krüger vom Deutschen Wetterdienst.
„Jahreszeiten-Vorhersagen“ seien ein schwieriges Thema. „Die Trefferquote ist dabei ungefähr 50 zu 50.“ Eine klare Antwort auf die Frage steht somit für den kommenden Winter aus.
Meteorologie und Bauernregeln
Die Meteorologie versucht die Wetterlage mit Hilfe von Wissenschaft und modernster Technik vorherzusagen. Die alten Bauernregeln dagegen beruhen auf Erfahrungswissen, das aus der Wetterbeobachtung über viele Generationen hinweg gewonnen wurde. Was könnten die Wetter-Volksweisheiten zur Vorhersage für den Winter 2023/2024 beitragen?
Auf welchen Winter lassen die Bauernregeln schließen?
„Sind an Jakobi (25. Juli) die Tage warm, gibt’s im Winter viel Kält’ und Harm.“
Am St.-Jakobus-Tag war es in diesem Sommer um 20 Grad in Stuttgart - und damit eigentlich zu kühl für die Jahreszeit. Während in der ersten Julihälfte die Temperaturen auf bis zu 36 Grad stiegen, war es in der zweiten Monatshälfte deutlich kühler.
• Prognose: Der Winter 2023/2024 könnt deshalb eher zu warm werden.
„Ist’s in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.“
Auch die ersten Augusttage waren in diesem Jahr deutlich zu kühl und regnerisch. Folglich müsste der Winter eher zu warm werden und wenig Schnee bringen.
• Prognose: Der Winter 2023/2024 könnte deshalb eher zu warm werden.
„Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter.“
Im Vergleich mit durchschnittlichen Augustmonaten waren die ersten Augusttage in diesem Jahr zwar durchwachsen und feucht, aber nicht von übermäßg vielen Gewittern geprägt.
• Prognose: Der Winter 2023/2024 könnte deshalb eher zu warm werden.
Die folgenden Videos blicken zurück auf Jahrhundertwinter der vergangenen Jahrzehnte:
Lawinenwinter 1999/2000
Schneekatastrophe in Norddeutschland 1978/1979
Eiseskälte 1962/1963
Hungerwinter 1946/1947
Heißer Sommer, kalter Winter?
Wenn der diesjährige zeitweise schon so extrem heiß war, wie wird dann erst der Winter? Dominik Jung, Meteorologe beim Wetterportal wetter.net, erklärt: „Dem Winter ist es völlig egal, wie der Sommer gewesen is. Und genauso war es dem Sommer egal, wie es im Winter davor gewesen ist. Da hängt nichts zusammen.“
Langzeitprognosen seien nur bedingt aussagekräftig. Wetterforscher Jung: „Wir können nur versuchen, abzuschätzen, wird ein Monat ein bisschen wärmer oder eher ein bisschen kühler ausfallen.“
Wie ist der winterliche Trend für Deutschland?
Der Trend ist – mit Rückblick auf die Winter der vergangenen Jahre – ziemlich eindeutig: Die Wintermonate in Deutschland werden immer wärmer. Rückblickend waren die Wintermonate der zurückliegenden zehn Jahre insgesamt zu warm. Dennoch wird es auch in Zukunft immer wieder Winter geben, die einen vor Kälte bibbern lassen und reichlich Schnee bringen.
Berechnungen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage ECMWF (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) haben ergeben, dass der kommende November eher normal temperiert ausfallen könnte.
Wird der Winter 2023/2024 zu warm oder eher kalt?
Berücksichtigt man nur die statistischen Zahlen, so lässt sich daraus eine eher zu warme Wintersaison 2023/2024 ableiten. Wenn man ausschließlich die Monate Dezember bis Februar der letzten 20 Jahre in die Berechnung einbezieht, zeigt sich: Nur 15 Prozent der Winter waren zu kalt. 15 Prozent waren normal und ganze 70 Prozent zu warm.
Der Trend ist auf der Grundlage die meteorologischen Daten also eindeutig: Die Winter in Deutschland sind selten extrem, sie sind gemäßigt und häufig nasskalt.
Was sagen frühere Winter über den Trend für 2023/2024?
Winter 2021/2022
Die Durchschnittstemperatur lag im Winter 2021/22 mit 3,3 Grad Celsius um 3,1 Grad über dem Mittelwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur Zeitspanne 1991 bis 2020 betrug die Abweichung plus 1,9 Grad.
Damit gehört der Winter 2021/22 zu den sieben wärmsten seit Beginn kontinuierlicher Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 und ist zugleich der elfte zu warme Winter in Folge.
Winter 2019/2020
Mit einer Mitteltemperatur von 4,1 Grad fiel der Winter 2019/20 über zweieinhalb Grad milder als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre aus. Damit war es nach 2006/07 der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.
Winter 2018/2019
Auch der Winter 2018/19 war zu warm und damit der 8. Winter in Folge, der gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu warm ausfiel.
Winter 2017/2018
Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,6 Grad war der Winter 2017/18 etwas milder als im langjährigen Mittel. Einem kalten Dezember mit Schneefällen bis ins Flachland folgte ein sehr milder und nasser Januar. Der Februar war deutlich kälter als im Durchschnitt und sorgte für Kälterekorde.
Winter 2016/2017
Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,3 Grad war der Winter der kälteste seit dem Winter 2012/13 gewesen. Das lag vor allem am sehr kalten Januar mit teils wochenlangem Dauerfrost im Süden Deutschlands. Am Alpenrand herrschten Extremtemperaturen von unter minus 25.
Winter 2015/2016
Schon die Winter 2013/14, 2014/15waren deutlich zu warm ausgefallen. Das änderte sich auch im Winter 2015/16 nicht, der erneut außergewöhnlich mild deutlich zu warm war. Die Durchschnittstemperatur lag bei plus 3,6 Grad und damit plus 3,4 Grad über dem langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990.
Winter 1978/1979
Lang, lang ist’s her: Deutschland bibbert in der Kälte, es gibt Schnee zuhauf. Das war vor 44 Jahren. Den Jahreswechsel 1978/79 haben viele bis heute nicht vergessen. In Norddeutschland türmten sich bis zu sieben Meter hoch die Schneewehen, die Versorgung der Bevölkerung geriet in Gefahr. Eine Eisfront mit sibirischer Kälte überzog zunächst den Norden und später den gesamten Norden und Osten Deutschlands.
Wird es in Zukunft noch kalte Winter geben?
Eine Schnee-Katastrophe wie im Winter 1978/79 ist nach Ansicht von Meteorologen auch in Zeiten globaler Klimaerwärmung durchaus möglich. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario wird allerdings zunehmend geringer.
Dennoch können Kältewellen dem Klimaforscher Stefan Rahmstorf zufolge im Zuge des Klimawandels häufiger werden und die Winter dennoch wärmer. „Das kann man auch darauf zurückführen, dass der Polarwirbel instabil geworden ist“, erklärt der Professor of Physics of the Oceans und Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

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2011/2012: Im Januar/Februar fiel das Thermometer rapide. Eine Kältewelle, beginnend in der dritten Januarwoche, sorgte in weiten Teilen Mitteleuropas für lang anhaltende tiefe Fröste und für schwere Schneefälle im Mittelmeer- und Schwarzmeerraum.

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2005/2006: Dieser Winter war einer der strengsten der letzten Jahrzehnte. Er dauerte ungewöhnlich lange bis um den kalendarischen Frühlingsanfang und begann bereits sehr früh mit Schneefällen Ende November.

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2005/2006: Die Temperatur der drei Wintermonate lag ein Grad unter dem Normalwert von 0,2 Grad. Statistisch herrschte also mit minus 0,8 Grad Celsius drei Monate lang Dauerfrost. Immer wieder fiel der Niederschlag als Schnee, sodass ganz Deutschland zeitweise unter einer dicken Schneedecke lag.

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1999/2000: Im Lawinenwinter 1999 kam es in weiten Teilen des Alpenraums von den französischen Hochalpen über die Schweiz bis nach Tirol zu zahllosen Lawinenniedergängen mit teilweise katastrophalen Folgen.

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1999/2000: Erstmals herrschte für mehrere Tage die höchste Gefahrenstufe fünf („sehr groß“) der Europäischen Gefahrenskala für Lawinen.

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1999/2000: Die drei verheerendsten Lawinenniedergänge waren in diesem Winter in Chamonix/Montroc (Frankreich) mit zwölf, Evolène (Schweiz) mit zwölf . . .

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. . . und Galtür in Österreich mit 31 Todesopfern zu beklagen (Bild vom 25. Februar 1999).

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1996/1997: Der letzte wirklich kalte Winter in Deutschland, der diesen Namen verdient, liegt fast zwanzig Jahre zurück. 1996 war er zwei Grad kälter als der langjährige Jahresdurchschnitt.

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1996/1997: Nachdem arktische Kälte schon im Dezember 1996 das Land fest im Griff hatte, fiel kurz nach dem Jahreswechsel die Temperatur weiter und erreichte bis zu minus 26,3 Grad.

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1987/1988: 8. Januar 1987 – stundenlange Schneefälle und Eisregen sorgten in Norddeutschland für Verkehrschaos. Dutzende Orte wurden von der Außenwelt abgeschnitten. Auch Nordrhein-Westfalen, Hessen und andere Bundesländer hatten unter diesem harten Winter zu leiden.

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1978/1979: Mit schweren Schneestürmen und meterhohen Schneeverwehungen setzte zum Jahreswechsel in Norddeutschland ein Katastrophenwinter ein. Bei bis zu minus 20 Grad brach in Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und der nördlichen DDR der Verkehr nahezu völlig zusammen.

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1978/1979: Eine solche Schneekatastrophe war für Norddeutschland sehr ungewöhnlich. Der Schneesturm der Jahreswende wurde als Katastrophenfall bezeichnet.