Wilhelma wehrt sich gegen Petas Boykott-Aufruf

Die Tierrechtsorganisation Peta hat Schulen und Freizeiteinrichtungen aufgerufen, den Stuttgarter Zoo nicht mehr zu besuchen. Damit ernten die Tierschützer heftigen Widerspruch.

Die Wilhelmaschule als großer Lernort: Im vergangenen Jahr waren 500 Schulklassen und Kindergärten hier. (Archivbild)

© Lichtgut/Max Kovalenko/Lichtgut/Max Kovalenko

Die Wilhelmaschule als großer Lernort: Im vergangenen Jahr waren 500 Schulklassen und Kindergärten hier. (Archivbild)

Von Iris Frey

Stuttgart - Regelmäßig kommen Schulklassen und Kindergärten zu Besuch und informieren sich in der Wilhelma über Pflanzen und Tiere. Das ist der Tierrechtsorganisation Peta offensichtlich ein Dorn im Auge. Die Organisation hat eigenen Angaben zufolge 135 Schulen in Stuttgart angeschrieben und sie aufgefordert, Zoos als Ausflugsziel in Zukunft zu meiden und deren Existenz zu hinterfragen. Bei Ausflügen in den Zoo stehe meist der Unterhaltungsfaktor für die Kinder im Fokus, und die kritische Diskussion über die Lebensumstände der Tiere bleibe oft aus, sagt Mareike Homann, Fachreferentin von PetaKids.

2024 besuchten fast 500 Schulklassen die Wilhelmaschule im Stuttgarter Zoo. Der Zoo erklärt zu dem Boykott-Aufruf: „Die Wilhelma ist der wichtigste außerschulische Lernort in Baden-Württemberg. Es ist mehr als traurig, dass Peta diese Rolle der Wilhelma anzweifelt. Wir finden es bedauerlich, dass Peta die Vorwürfe nicht direkt an uns gerichtet hat.“ Die Wilhelma habe erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen der Zoologie, Tierpflege und Veterinärmedizin. „Zudem stehen wir in ständigem Austausch mit Expertinnen und Experten aus anderen zoologischen Gärten sowie mit den zuständigen Behörden. Dadurch sind hohe Standards in unserer Tierhaltung gesichert“, sagt Sprecher Birger Meierjohann.

Mit Hilfe von „Animal Welfare Assessments“ werde das Tierwohl auf wissenschaftlich fundierter Basis erhoben. Auf diese Weise sei belegbar, dass die von Peta beobachteten Verhaltensweisen einiger Tiere keine Anzeichen für Mängel in der Tierhaltung oder Verhaltensstörungen seien.

Außerdem erklärt der Zoosprecher: „Wer Zoos in Frage stellt, der stellt auch den von der Weltnaturschutzunion IUCN ausdrücklich unterstützten „One Plan Approach“ in Frage: Dieser sagt aus, dass für die Rettung bedrohter Arten ein ganzheitliches Vorgehen notwendig ist.“ Daher sei zum einen der Schutz bedrohter Arten in ihren Lebensräumen wichtig – die Wilhelma habe auch 2024 rund 40 Projekte aus aller Welt mit insgesamt über eine Million Euro unterstützt.

Die Wilhelma ist Deutschlands einziger zoologisch-botanischer Garten. Die Stuttgarter Einrichtung zeigt auf etwa 30 Hektar 8500 Pflanzenarten und rund 11000 Tiere aus aller Welt. Er bietet den Besuchern regelmäßig in der Wilhelmaschule Bildungsmöglichkeiten, Aktionen und Einblicke hinter die Kulissen.

Der Geschäftsführer des Verbands zoologischer Gärten (VdZ), Volker Homes, erklärt: „Die Leistung der Zoos im Bereich Bildung ist unbestritten.“ Die wissenschaftlich geführten Zoos im Verband böten einzigartige Möglichkeiten, um Kinder und Erwachsene gleichermaßen für Tiere und ihre Lebensräume zu begeistern. „Der direkte Kontakt und die unmittelbare Beobachtung von Tieren schaffen ein tiefes Verständnis für ihre Bedürfnisse und die Bedeutung des Artenschutzes.“

Jährlich nähmen mehr als eine Million Menschen an Bildungsprogrammen in den Zoos teil, die zielgruppenspezifisch Wissen über Biodiversität, Nachhaltigkeit und Naturschutz vermittelten. Der VdZ-Geschäftsführer erklärt, dass das Wohl der Tiere stets im Mittelpunkt stehe. Die Haltung in den Zoos sei nicht nur streng reguliert, sondern geprägt von Sorgfalt und Expertise. „Amtstierärzte überwachen die Einhaltung der hohen Standards, während engagierte Teams mit Hingabe für das Wohlergehen jedes einzelnen Tieres sorgen. Wir laden Schulen, aber auch alle Interessierten ein, sich vor Ort ein Bild von der Arbeit unserer Zoos zu machen. Nur so können die wichtige Verbindung zwischen Mensch, Tier und Umwelt sowie die Bedeutung des Artenschutzes wirklich greifbar werden“, sagt Homes.

Das Kultusministerium erklärt zur Peta-Aktion: „Wir sind der Auffassung, dass Lehrkräfte in der Lage sind, die unterschiedlichen, auch polarisierenden Aspekte im Zusammenhang mit einem Zoobesuch zu berücksichtigen, die Schülerinnen und Schüler entsprechend zu sensibilisieren und zur Auseinandersetzung mit der kontroversen Thematik anzuregen.“

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Erstellt:
28. Januar 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
29. Januar 2025, 21:57 Uhr

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